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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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einen Alan-Rickman-Schwerpunkt zu gestalten.
    Die Ladenglocke klingelte, und er hörte mehrere Stimmen, begleitet von kläffendem Gelächter. Klang nach Nintendo-Kundschaft, die sich fürs Wochenende mit blutrünstigen Ballereien und ballonbusigen Weibern eindecken wollte. Das war der Kern seines Problems: der Laden. Er hatte so viel Zeit und Mühe investiert, und das Geschäft lief allmählich ganz gut. Besser als gut sogar. In den letzten zwei Jahren hatte er Gewinn gemacht. Todds Kreditberater liebte ihn. Wie, um alles in der Welt, konnte er das hinschmeißen für die Hoffnung, in der Stadt etwas Besseres zu finden? Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, mahnte das Sprichwort.
    »Hey Mann, hast du Jujubes?«
    Todd sortierte den Film »Wie verrückt und aus tiefstem Herzen« unter W ein und schob sich durch den engen Gang zur Ladentheke vor. Zwei Typen in seinem eigenen Alter lümmelten vor dem Ständer mit Süßigkeiten; einer davon blätterte in der Cinemagic -Ausgabe dieses Monats. Sie trugen tief sitzende, schlabbrige Jeans, die am Schienbein einfach abgeschnitten waren, und Baseballmützen, die sie verkehrt herum aufgesetzt hatten – wodurch sie für Todd wie Vollidioten aussahen. »Dort nichts entdeckt?« Er warf einen Blick auf das Regal. »Moment! Dann hab ich hinten noch welche. Falls es euch interessiert: Freitag ist Drei-für-zwei-Abend. Zwei beliebige Videos ausleihen, und das dritte Video gibt es gratis. Probiert’s doch mal aus. Das gilt allerdings nicht für Neuerscheinungen.«
    Der Jujube-Typ grinste. »Ja, verdammt, wir würden gern mal was ausprobieren.« Er trat breitbeinig auf Todd zu und musterte ihn von oben bis unten. Es war eine übertriebene sexuelle Pose, bei der sich Todd die Nackenhaare aufstellten. Er leckte sich über die Oberlippe und beäugte kurz den anderen Burschen, der immer noch an der Theke lehnte und in der Zeitschrift blätterte. Bei jeder Seite erschien blitzartig das Titelbild – ein Foto von Patrick Stewart –, dann ebenso schnell das breit grinsende Gesicht des Typen. Todd hatte auf der High School zu viele Prügel einstecken müssen, um nicht zu erkennen, was die beiden im Schilde führten.
    »Wir haben gehört, du hättest was Besonderes dort im Hinterzimmer«, sagte der Jujube-Typ und war nahe genug, dass Todd die Hitze und die Erregung spüren konnte, die er ausstrahlte. »’n paar ganz spezielle Filme.«
    Patrick Stewart erschien und verschwand. Sein Gesicht war so voller Sorge, als wolle er Todd sagen: Mach, in Dreiteufelsnamen, dass du hier rauskommst.
    »So alte Sandalenfilme, zum Beispiel«, sagte der Typ mit dem Magazin. »Bloß nicht jugendfrei.«
    »Also, was ist?« Der Jujube-Typ verschränkte die Hände hinter dem Kopf und drückte das Rückgrat durch, dass sein Genick hörbar knackte. »Zeigst du uns ’n paar Schwulenpornos? Wollte schon immer mal wissen, wie’s ’n Typ mit ’nem Typen treibt.«
    »Mir wären ja lieber Tussen, die’s zusammen treiben«, sagte der andere.
    »Mann, du Idiot! Das ist doch nicht schwul. Das siehst du doch in jedem Porno.«
    Todd zog sich schrittweise zurück, ließ seine zitternden Arme entspannt hängen und zwang sich zu einem unbekümmerten Gesichtsausdruck. Innerlich war ihm, als müsse er sich jeden Moment übergeben. »Tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen, Jungs, aber Pornos haben wir nicht. Allerdings gibt’s drüben in Fort Henry ’nen Einkaufsmarkt, die verleihen auch solche Filme und haben ’ne kleine Auswahl.« Falls er es bis ins Hinterzimmer schaffte, dann könnte er die Tür absperren und die Polizei rufen. »Sekunde bitte! Ich hole nur die Jujubes, danach zeig ich euch die Adresse im Telefon–« Todds Worte wurden abgeschnitten, als ein Arm sich von hinten um seinen Hals schlang und ihn fest wie ein Schraubstock an eine Brust drückte, die er nicht sehen konnte. Großer Gott, es war noch jemand im Laden gewesen, ein Dritter, den er nicht einmal bemerkt hatte. Er ruderte mit den Armen, um sich aus dem Würgegriff zu befreien, trat nach hinten und versuchte, mit beiden Händen den Kopf des Unbekannten zu fassen.
    »Autsch! Helft mir doch mal mit der kleinen Tunte hier, ihr Ärsche!«
    Der Jujube-Typ schlug Todd mit der Faust in die Magengrube, sodass dieser nach vorne zusammenbrach und sich übergab. Der Kerl, der Todd im Schwitzkasten hielt, ließ los, packte ihn stattdessen am Haar und verdrehte ihm einen Arm auf den Rücken. Todd schrie vor Schmerz. Er beugte sich vor und

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