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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Sie.«
    »Das habe ich gehört!« Russ’ Mutter erschien in der Tür. Diesmal, mit schlabbrigen roten Shorts und rotem T-Shirt, sah sie einem Hydranten sogar noch ähnlicher. Sie streckte die Arme aus, nahm ihren Sohn an den Ohren und zog ihn zu sich herab, um ihn zu küssen. »Vergiss nicht, mein Junge, du wirst von meinen Steuern bezahlt.«
    »Dann will ich eine Gehaltserhöhung. Mom, darf ich dir Clare Fergusson vorstellen? Clare, das ist meine Mom.«
    Russ’ Mutter hatte einen energischen Händedruck, was Clare nicht wunderte. »Guten Tag, Mrs. Van Alstyne.«
    »Sagen Sie Margy zu mir.« Sie schwenkte ihre Hand in Richtung des Priesterkragens. »Was ist denn das da? Sind Sie Pfarrer?«
    »Pastorin. Von der Episkopalkirche St. Alban’s in Millers Kill.«
    »Na, wurde ja auch langsam Zeit!« Margy Van Alstyne lächelte und entblößte dabei so einheitliche Zahnreihen, dass es ein Gebiss sein musste. »Ein weiblicher Priester. Gibt es viele von Ihnen?«
    »O ja, einige. Die Episkopalkirche hat schon 1976 Frauen zu Priestern geweiht. Als ich letztes Jahr vom Seminar abging, war etwa die Hälfte der Klasse weiblich.«
    »Na, das ist ja ein Ding! Und Sie wollten schon immer Priester werden? Sie sehen aus, als hätten Sie die High School schon seit ein paar Jährchen hinter sich – wenn ich das sagen darf.«
    »Mom …«
    Clare unterdrückte ein Lächeln. »Ich bin gerade fünfunddreißig geworden. Und nein, ich war eine Spätberufene – wie viele andere auch. Bevor ich ins Priesterseminar ging, war ich Pilotin bei der Army.«
    »Also haben Sie für die Rüstungsindustrie gearbeitet, sind aber zu Verstand gekommen?« Margy Van Alstyne warf einen stechenden Blick auf ihren Sohn. »Welchen Dienstgrad hast du gehabt?«
    »Bei meinem Abschied war ich Hauptmann.«
    »Ha!« Sie gab Russ einen Stoß in den Solarplexus. »Sie ist dir über, mein Junge! Endlich eine Frau, die dich rumkommandieren darf!«
    »Jede Frau in meinem Leben kommandiert mich herum«, brummte er, während er sich den Magen rieb.
    Clare begann zu lachen.
    »Sie machen nicht zufällig Handarbeiten? So kleine Sachen mit Nadel und Faden? Stricken, nähen?«
    »Nein, Ma’am. Das nicht. Aber ich koche ganz gern.«
    »Kochen ist okay. Ich hasse Handarbeiten. Man kann heute bei niemand mehr reinspazieren, ohne dass man über Flickenpuppen, handgewebte Überzieher für Klorollen und all solchen Quatsch stolpert. Sie gefallen mir.« Margy Van Alstyne drehte sich zu ihrem Sohn um. »Sie gefällt mir.«
    »Das hab ich mir gedacht.«
    »Also, was führt dich her? Bist du bloß gekommen, um mich dieser reizenden jungen Dame vorzustellen? Oder willst du was?«
    »Ich will was. Hast du je Emil Dvorak, unseren Pathologen, kennen gelernt?« Margy schüttelte den Kopf. »Er ist gewissermaßen ein Freund von mir. Gestern Abend wurde er ziemlich schwer zusammengeschlagen. Man hat ihn mit dem Hubschrauber nach Albany runtergebracht.«
    »Grundgütiger!« Margy presste sich ihre Finger auf die Lippen. »Hast du den Täter schon?«
    »Nein. Aber ich werd ihn erwischen.« Margy nickte. »Also, jedenfalls ist sein, äh, Wohnungsgenosse mit runtergeflogen, und sie haben zwei Hunde. Nun versucht Clare gefälligkeitshalber, die Biester unterzubringen.« Er ging zur Tür hinüber und öffnete sie. Bob und Gal, die im Schatten einer der beiden Tannen lagen, blickten auf. Als Clare und Margy herauskamen, begannen sie mit den Schwänzen zu wedeln.
    »Ich hasse Aufdringlichkeit«, sagte Clare. »Aber als ich Paul versprochen habe, mich um die Tiere zu kümmern, da dachte ich, ich könnte sie einfach ein paar Tage in eine Hundepension geben. Allerdings ist angeblich wegen des Feiertagswochenendes nichts mehr frei.«
    Sie konnte einen bettelnden Gesichtsausdruck nicht unterdrücken.
    »Ich würde sie ja im Pfarrhaus behalten, aber ich habe keinen umzäunten Hof, und auf der Straße ist ziemlich viel Verkehr. Die Hunde müssten drin bleiben, wenn ich nicht da wäre. Und meine Arbeitszeit ist sehr unregelmäßig.«
    »Na, sehen die nicht lieb aus?« Margy klatschte in die Hände, und die Bernhardiner schüttelten sich Tannennadeln und abgemähtes Gras aus dem Fell, um herbeizutrotten. »Natürlich können die beiden bei mir bleiben. Wie heißen sie denn?«
    »Gal und Bob. Es sind Bernhardiner.«
    Die Hunde beschnupperten Margys Hände. »Bob? Wie kann man denn einen Hund Bob nennen?«
    »Genau das habe ich mir auch gedacht. Ihre Fressnäpfe, Spielsachen und ein Sack Futter sind in

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