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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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während sie mit ihm zusammen aufstand. »Sie finden doch die Dreckskerle, die das getan haben?«, fragte Mr. MacPherson. »Es war ein Raubüberfall, stimmt’s? Hab dem Jungen ja immer gesagt, er soll sich richtig schützen. So ein Geschäft, wo Bargeld über die Theke geht, das muss Ganoven doch ins Auge springen.«
    »Wir wissen bisher leider nicht, wer Ihren Sohn überfallen hat, Sir. Wir haben Fingerabdrücke genommen und hoffen, die bringen uns weiter. Einer meiner Männer befragt derzeit die Inhaber der umliegenden Geschäfte, ob jemand etwas bemerkt hat.« Er sah sich um. »Ist Tim MacPherson hier?«
    Der Bruder trat vor. »Ja, Sir, das bin ich.«
    »Sie haben das Opfer gefunden. Verwenden Sie einen Schlüssel, um in den Laden zu kommen?«
    »Nein, Sir. Das Licht war ausgeschaltet, und das GESCHLOSSEN-Schild hing an der Tür, aber sie war nicht abgesperrt. Das habe ich auch schon dem Beamten gesagt, der nach meinem Anruf gekommen ist.«
    Russ nickte. »Wollte nur mal sehen, ob Ihnen noch was einfällt. Mitunter erinnert man sich besser, wenn der erste Schock überwunden ist.« Er nahm seine Brille ab und kniff sich in den Nasenrücken. »Wie es aussieht, war die Sache kein Raubüberfall. Die Kasse ist voller Bargeld und Kreditkartenbelege. Allem Anschein nach hat Todds Angreifer ihn sich entweder draußen geschnappt, ehe Todd abschließen konnte, oder drinnen im Laden. In diesem Fall hätte er vor dem Verlassen des Ladens das Licht ausgemacht.« Russ setzte die Brille wieder auf. »An einem Haken, in einem Fach unter der Registrierkasse, fanden wir einen Schlüsselbund.«
    »Dort hat Todd ihn immer aufbewahrt«, bestätigte Trisha. »Ich habe zirka zehn Minuten vor zehn mit ihm telefoniert. Da sagte er etwas von ›das Durcheinander im Laden aufräumen‹.«
    »Ich glaube, hätte jemand ihn beim Abschließen überfallen, dann hätte er seine Schlüssel nicht dort hingehängt«, fuhr Russ fort. »Viel wahrscheinlicher ist, dass der oder die Täter pünktlich zum Geschäftsschluss die Videothek betraten und es auf Todd selbst abgesehen hatten.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Kennen Sie vielleicht jemanden, der Todd so etwas hätte antun wollen?«
    Die MacPhersons betrachteten einander. Irgendetwas lief stillschweigend zwischen ihnen ab – ein Begreifen oder eine gemeinsame Erinnerung. »Nein«, antwortete Tim. »Eigentlich nicht.«
    »Was heißt ›eigentlich‹?«
    »Na ja …« Mrs. MacPherson zögerte. »Todd hatte früher in der Schule manchmal Probleme. Er war jemand, der von den Größeren gern schikaniert wurde. Er musste oft Prügel einstecken. Wir haben das damals immer dem Direktor gemeldet – jedes Mal. Einige Kinder wurden daraufhin von der Schule verwiesen.«
    »Ich bitte dich, Cathy, Todd ist seit sechs Jahren aus der Schule raus. Er ist jetzt ein erwachsener Mann. Niemand hat es auf ihn abgesehen, weil er wegen seiner Mammi von der Schule verwiesen wurde.« Mr. MacPherson schüttelte den Arm seiner Frau ab. »Verdammt noch mal, von alledem wäre nichts passiert, wenn er gelernt hätte zu kämpfen. Aber du hast mich ja gehindert. Sonst wüsste er, wie man sich wehrt und –«
    »Dad, so jemand wäre Todd nie geworden.« Tims Stimme klang ungewohnt scharf. »Gib endlich Ruhe.«
    Russ sah kurz zu Clare, dann wieder zu der Familie. »Ist Todd homosexuell?«
    »Nein!«, antwortete Mr. MacPherson wie aus der Pistole geschossen, und wieder trat ein Moment kollektiven Schweigens ein. Mrs. MacPherson warf einen Blick auf ihren Mann. Dann sagte sie: »Ja.« Russ sah zu Trisha und Tim. Beide nickten.
    Er atmete auf. »Okay. Vielen Dank.«
    »Glauben Sie, das war der Grund? Dass Todd zusammengeschlagen wurde? Weil er …« Mrs. MacPherson presste ihre Lippen zusammen. Ihre Augen schwammen in Tränen.
    »Es wurde nichts gestohlen, nichts verwüstet … War Todd Drogenhändler? Hat er kanadische Zigaretten geschmuggelt? Hat er gewettet?«
    »Nein!«, entgegnete Mrs. MacPherson. »So einer ist er nicht. Er arbeitet unglaublich schwer für seinen Laden. Finanziell steht er viel besser da als mancher seiner Altersgenossen.«
    Tim verlagerte sein Gewicht und kratzte sich im Nacken. »Na ja, einen Joint hat er schon manchmal geraucht.« Er reagierte auf den Gesichtsausdruck seiner Mutter mit einem Schulterzucken. »Tut mir leid, Mom, aber so ist es nun mal.«
    »Ein Joint ist nicht das, woran ich dachte.« Russ’ Blick flatterte Richtung Clare, und sie erkannte einen Funken von Belustigung, ehe der

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