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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Blase«, sagte Lyle. »Dieser Park war voll mit Wettlaufteilnehmern und -zuschauern, und viele wollten auch wegen der Musikgruppen und dem Feuerwerk noch bleiben. Die Chancen, dass der Täter in Hörweite herumhing und Drohungen ausstieß, stehen quasi gleich null.«
    »Dann wäre das völlig neu, dass ein Mörder seinem Opfer heimlich nachstellt? Es beobachtet? Die beste Stelle für die Tat aussucht?«
    Lyle sah zu Russ und zuckte mit den Schultern. »Wo sie Recht hat, hat sie Recht.«
    Der Chief kniff sich in den Nasenrücken. »Sie hat immer Recht – glauben Sie mir. Vielleicht handelt es sich wirklich um vorsätzlichen Mord.«
    »Was bedeuten würde, dass ein Zusammenhang zwischen diesem und den zwei anderen Überfällen besteht«, fügte Clare hinzu.
    »Was gar nichts bedeutet«, entgegnete Russ mit lauter Stimme. »Wir haben nicht den geringsten Hinweis, dass die Anschläge auf Emil Dvorak und Todd MacPherson geplant waren – es scheint sogar eher so zu sein, dass sie spontan geschahen. Was wiederum dafür spricht, dass dieser Mord, falls er in Zusammenhang mit den beiden Überfällen steht, eine Affekthandlung im Rahmen einer Sexbekanntschaft war.«
    »Warum sollte Bill Ingraham in einem kalten, nassen Park Sex suchen?«, entgegnete Clare. »Er wohnte in einem gemütlichen Landhotel, dessen Besitzer mit keiner Wimper gezuckt hätten, wenn er irgendeinen Typen mitbringt.«
    »Weshalb gibt es Leute, die sich in Ledermonturen schmeißen und mit Pfennigabsätzen auf sich rumtrampeln lassen? Ich weiß es nicht! Aber trotzdem ist es für sie das Höchste.«
    Lyle unterbrach: »Ist zwar echt interessant, Ihr Gesprächsthema, aber wenn Sie Dr. Scheeler zusehen möchten, dann sollten wir jetzt besser rübergehen. Allmählich kriege ich das Gefühl, die Leiche könnte eingepackt und etikettiert sein, bevor Sie beide zu Ende diskutiert haben.«
    Russ seufzte. Er ergriff Clares Oberarme und schüttelte sie, wenn auch nur ganz leicht. »Ich will nicht, dass Sie allein zurückgehen«, sagte er. »Verstehen Sie? Bleiben Sie hier, dann schicke ich jemanden, der Sie zum Pfarrhaus bringt.«
    »Ja, ich verstehe«, antwortete sie gereizt. »Keine zehn Pferde brächten mich jetzt allein in die Dunkelheit, das können Sie mir glauben. Höchstens die beiden da.« Sie sah kurz zu den zwei Bernhardinern, die mit ihr aufgestanden waren und nun ihre breiten Köpfe an Clares fleckige Trainingshose lehnten.
    »Okay.« Russ ließ Clares Arme los, um zum Zentrum der Aktivitäten zurückzugehen. Lyle folgte ihm.
    »Meinen Sie, es besteht nicht doch ein Zusammenhang zu den vorherigen Überfällen?«, fragte er, während sie vor dem Gebüsch innehielten, um ihre Latexhandschuhe anzuziehen.
    »Nein.« Russ verhedderte sich mit den Fingern, weil er die Handschuhe zu hastig überzustreifen versuchte. »Ich glaube nicht an Zufall. Ich glaube, Ingrahams Ermordung war vorsätzlich geplant. Ich möchte nur wissen, was genau sich hier abgespielt hat.« Er schob feuchtes, mit stacheligen Blättern versehenes Gestrüpp beiseite und trat auf die Lichtung, die jetzt teilweise geräumt war. Lyle folgte ihm. Sergeant Morin und Dr. Scheeler kauerten über dem Trog mit der Leiche.
    Der Mediziner blickte kurz auf. »Deputy MacAuley.« Er nickte Lyle zu. »Dann sind Sie bestimmt …«
    »Russ Van Alstyne. Chef der hiesigen Polizei. Was können Sie uns über die Sache verraten?«
    Der Pathologe benutzte eine lange Sonde als Zeigestab. »Der Temperatur nach würde ich sagen, das Opfer starb innerhalb der letzten zwei Stunden. Es ist nicht genug Wasser im Trog, dass sich die Hautfarbe stark verändert. So etwas kommt nicht oft vor.« Er fuhr vorsichtig über den Hals der Leiche. »Glatt durchtrennt bis fast zur Wirbelsäule. Er muss sozusagen sofort verblutet sein.«
    »Wir dachten an eine Schlinge.«
    »Ja, das dürfte stimmen. Natürlich muss ich die Ränder noch mikroskopisch untersuchen, aber sie haben nicht das Aussehen, das für einen Messerschnitt typisch ist.« Die Hände des Toten steckten bereits in halb durchsichtigen Tütchen, um etwaige Hautpartikel unter den Fingernägeln zu konservieren. Scheeler schob seine Sonde unter eine Hand und hob sie leicht an. »Es gibt hier keine Kratzwunden, Schrammen oder sonstige Spuren, die darauf hindeuten, dass er sich gewehrt hat. So etwas müsste man erwarten, wenn jemand mit dem Messer auf ihn losgegangen wäre.« Scheeler zog die Sonde weg, um damit auf mehrere Stellen des Gesichts zu tippen. »Und sehen Sie da

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