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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Fotoalben schleppte.
    Sie wartete vor der Tür, um Russ abzufangen. Zu ihrem Erstaunen tauchte er bereits nach wenigen Minuten allein aus dem Zimmer auf. »Ist die Identifizierung schon fertig?«, fragte sie.
    Russ schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe die beiden nur einander vorgestellt. Die Sache selber geht mich nichts an. Jemand von der Staatsanwaltschaft, der den Verdächtigen nicht kennt, muss die Fotos vorlegen. Auf die Art kann die Verteidigung die Beweismittel nicht anfechten, nur weil ein Polizist vielleicht ein bisschen schwer geatmet hat, als das Opfer auf den Richtigen zeigte.«
    »Haben Sie diesen Elliott, den Bauarbeiter?«
    Russ sah den Gang entlang, als könne sie jemand belauschen. Sie waren allein bis auf einen alten Mann, der mit seinem Infusionsständer herumschlurfte. »Ja.« Russ biss die Zähne zusammen. »Der sitzt auf Nummer sicher. Er hat zwei seiner Mittäter verpfiffen. Einer davon ist eine verkrachte Existenz namens Colvin, den wir derzeit über seine Freundin zu ermitteln versuchen. Interessanter ist der andere.« Er fasste Clare am Ellbogen und führte sie ein Stück weiter von MacPhersons Tür weg. »MacKinley sagt, der Anführer war ein gewisser Chris Dessaint – ein Typ mit festem Job und einem kleinen Vorstrafenregister: Sachen, die vielleicht mal vorkommen, wenn man jung und dumm ist und Samstagabend einen säuft. Er und McKinley seien vor ein paar Wochen am Lake George oben gewesen und hätten irgendeinen schwulen Touristen zusammengeschlagen.«
    Clare verzog das Gesicht. Plötzlich verspürte sie viel mehr Sympathie für das ›Adirondack Pride‹-Team.
    »Im Anschluss daran kam Chris noch einmal auf McKinley zu und hat gesagt – jetzt halten Sie sich fest –, sie könnten mit Schwuleklatschen ein bisschen ihre Kasse aufbessern.«
    »Was? Aber Dr. Dvorak wurde doch gar nicht ausgeraubt.«
    »Nein, nicht in diesem Sinne. Ich meine, als Bezahlung. Jemand hat ihnen Geld und Drogen für ihre Überfälle auf Homosexuelle gegeben.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein! Das ist ja abartig.« Clare blickte zu ihm auf. »Glauben Sie, da ist eine militante Gruppe am Werk?«
    »Habe noch nie gehört, dass die Selbstschutzgruppe der Bürger ’nen Haufen kaputte Typen als Gehilfen engagiert. In der Regel sind die selbst alle kaputt .«
    MacPhersons Zimmertür ging auf, und Ms. Nguyen trat in den Gang. »So, wir sind fertig«, sagte sie auf dem Weg zum Fahrstuhl. »Jetzt können Sie ihn befragen.«
    »Gleich«, antwortete Russ, und dann wieder zu Clare: »Das bleibt aber unter uns? Selbst wenn die Ungerechtigkeit des Lebens und so weiter Sie mal wieder in Empörung versetzt.«
    Clare lächelte. »Selbst dann.« Er warf einen Blick zu der Tür, und plötzlich wünschte sich Clare mehr als alles andere auf der Welt, Russ noch ein paar Minuten dazubehalten. Einfach, weil sie mit ihm viel leichter reden konnte als mit sonst jemandem. »Waren Sie schon bei Ihrer Mutter? Als ich die Hunde zurückgebracht habe, schien die Verhaftung und alles sie ziemlich zu erheitern.«
    »Noch nicht. Ich fahre Freitag zu ihr, um ein bisschen was an der Veranda zu machen. Zumindest ist das der Vorwand. Hauptsächlich geht’s mir um ihr Essen und um die Jagd, weil Linda nächstes Wochenende unser Wohnzimmer neu gestaltet; da will ich Freitag das Feld räumen. Ich hasse es, wenn man dauernd über Leitern stolpert und Farbdämpfe inhaliert.«
    »Ihr Wohnzimmer? Das, wo die schönen Sessel standen?« Clare hatte Russ letzten Winter ein Mal und seitdem nie wieder besucht. »Aber das ist doch so hübsch gewesen. Mir hat es gefallen.«
    »Mir auch.«
    Trish MacPherson streckte ihren Kopf aus der Tür. »Chief? Sind Sie –«
    »Ich komme«, sagte er, hielt jedoch vor dem Eintreten noch einmal kurz inne, eine Hand auf der Türkante, und sah zu Clare. »Hey.«
    »Hm?«
    »Sind Sie gut in diesem Zölibatdings?«

20
    D ie erste Merkwürdigkeit, die Lawrence Robinson auffiel, waren die Krähen, die miteinander stritten. »Hey, Donna«, rief er nach hinten zu seiner Frau, die konzentriert den steilen Pfad hinaufstapfte. »Wie heißt der Sammelbegriff für Krähen?«
    Donna hielt keuchend neben ihm an und schob ihr kastanienbraunes Haar aus den Augen. Er reichte ihr seine Feldflasche. Die zweiwöchige Wanderung durch die Adirondacks war seine Urlaubsidee gewesen, und er dankte ihr innerlich, dass sie die Sache wohlwollend über sich ergehen ließ. Sie war eben ein Kumpel. Aber die Idee, abwechselnd im Zelt und in einer

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