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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Catriona hob überrascht die zarten Brauen. » So habe ich uns noch nie gesehen. Lady Chatwick, lassen Sie sich da nicht vielleicht etwas zu sehr vom übersinnlichen Hintergrund Ihrer Lektüre beeinflussen? Ich versichere Ihnen: Wir sind keine Geister aus mysteriösen Grüften.«
    » Papperlapapp, in den Mysteries of London geht es um handfeste Wissenschaft. Nicht um Gespenster.« Die alte Dame schüttelte unwillig den grauen Schopf. » Handfeste Wissenschaft wie chemische Nachweise, Spuren der Täter. Jeder Täter hinterlässt irgendwelche Spuren. Oder Deduktion, die Kunst, aus verschiedensten Beobachtungen Schlüsse zu ziehen.« Sie lächelte grimmig. » Beispielsweise kann ich mich erinnern, dass Sie es waren, die Ihrem Bruder geradezu befohlen haben, Ian zu helfen. Sie wussten, dass er nicht schwimmen kann. Was sagt uns das?«
    » Dass ich vollstes Vertrauen in Ian hatte, ihn notfalls wieder aus dem Wasser zu ziehen«, gab Catriona leichthin zurück, aber der Blick, mit dem sie Lady Chatwick bedachte, war eisig. » Sie haben ja recht. Ich habe in dem Moment einfach nicht daran gedacht. Es war unverzeihlich leichtfertig von mir. Kannst du mir vergeben, Percy?«
    » N…natürlich«, stotterte der und wurde abwechselnd blass und rot.
    » Es ist ja Gott sei Dank alles gut ausgegangen«, versuchte Dorothea, die Wogen zu glätten. Sie hatte den Wortwechsel der beiden Damen nur mit halbem Ohr verfolgt, weil sie draußen vor den Stallungen John, Parnko und Mannara in eine hitzige Diskussion verstrickt sah. Was hatten die drei, das sie offensichtlich so erregte? Dann hatte sich auch noch Mrs. Perkins dazugesellt, was äußerst ungewöhnlich war. Die Köchin verließ ihr Reich nur ungern. Immer wieder schweiften die Blicke der vier zum Haus, und John gestikulierte wild in Richtung Fluss. » Entschuldigt mich, ich muss wieder zu Ian und vorher noch nach den Kindern sehen«, sagte Dorothea nun.
    Die unterschwellige Spannung im Salon war so deutlich, dass sie geradezu knisterte. Die gegenseitige Abneigung zwischen Lady Chatwick und Catriona hatte einen Punkt erreicht, der kurz vor dem offenen Ausbruch von Feindseligkeiten stand. Das Wetter tat ein Übriges, die Situation zu verschärfen, weil man sich schlechter aus dem Weg gehen konnte und die erzwungene Untätigkeit eine gereizte Stimmung nach sich zog. Auf Eden House gab es wenig Möglichkeiten der Zerstreuung. Catriona musste sich ziemlich langweilen, sonst hätte sie sich wohl nicht erboten, Heathers alte Kleider für Vicky umzunähen. Gerade war sie damit beschäftigt, den Saum des mit Blüten bestickten Samtkleids zu kürzen. Vicky war etwas kleiner, als Heather es in dem Alter gewesen war; deswegen passten die Kleider zwar, waren aber allesamt eine halbe Handbreit zu lang.
    Auf Ians Brief an den Gouverneur, den Percy auf einem seiner Ausflüge in Strathalbyn der Post nach Adelaide mitgegeben hatte, war noch keine Antwort eingetroffen. Höchstwahrscheinlich hatte er Dringlicheres zu erledigen, als sich um das Schicksal eines kleinen Waisenmädchens zu kümmern, das noch nicht einmal lesen und schreiben konnte. Plötzlich kam Dorothea eine Idee. Wieso war sie nicht schon längst darauf gekommen? Sie betrachtete Percy, der mit gelangweilter Miene in eines von Roberts Büchern starrte und zu lesen vorgab.
    » Percy, wäre es dir sehr lästig, wenn ich dich bäte, Vicky zu unterrichten?«, fragte sie. » Ich komme zurzeit nicht dazu.«
    Sie hatte kaum ausgesprochen, als Percy schon begeistert aufsprang, das Buch achtlos beiseitelegte und ausrief: » Mit Vergnügen! Lass uns sofort hinaufgehen.«
    Er musste sich wirklich sehr langweilen!, dachte Dorothea und lächelte zufrieden. Auf diese Art war er wenigstens nützlich beschäftigt.
    Als sie sich der offen stehenden Tür des Schulzimmers näherten, drangen die Stimmen von Robert und Vicky klar und deutlich bis zu ihnen. Das Mädchen sagte gerade verächtlich: » Diese komischen Zeichen, die du mir beibringen willst und auf die ihr so großen Wert legt, sind doch völlig sinnlos. Damit kannst du keinen Tag überleben. Schau mal, kannst du so etwas lesen? Was ist das?« Kreide quietschte, und dann erwiderte Robert zögernd: » Ich weiß nicht. Es sieht aus wie die Spur eines Tieres. Vielleicht ein Vogel?«
    Vickys helles Lachen sagte deutlich, dass er falsch geraten hatte. » Das ist die Spur eines…« Man verstand den Namen nicht.
    Auch Robert sagte die Bezeichnung nichts, denn er fragte: » Was soll denn das sein?«
    »

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