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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Ich zeichne es dir.«
    Vickys Zeichenkünste waren anscheinend gut, denn es dauerte keine Minute, bis Robert feststellte: » Ach, ein Bandicoot. Die sind hier ziemlich selten.«
    » Was, zum Teufel, ist ein Bandicoot?«, flüsterte Percy Dorothea zu und grinste von einem Ohr zum anderen. » Hat Mrs. Perkins uns so etwas schon einmal zubereitet?«
    » Sicher nicht.« Auch Dorothea grinste bei der Vorstellung von Mrs. Perkins’ Reaktion auf eines dieser australischen Tiere, die auf den ersten Blick an Ratten erinnerten.
    » Aus dem Abstand der Abdrücke kann man auf seine Größe schließen«, erklärte Vicky sachlich. » Dieser hier wäre ziemlich groß. Groß genug für eine ordentliche Suppe.«
    » Hast du schon einmal eines getötet?« Roberts Stimme klang etwas gepresst.
    Wieder das helle Lachen. » Natürlich. Aber sie sind gar nicht so leicht zu erwischen. Am besten kriegt man sie, indem man…«
    Dorothea beschloss, die Unterhaltung an diesem Punkt zu unterbrechen. » Guten Morgen, ihr beiden. Was macht ihr denn hier?«
    » Ich versuche, Vicky das Alphabet zu lehren«, erklärte Robert, nachdem er sich vor Percy verbeugt und seiner Mutter pflichtschuldig einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte. » Und sie gibt mir Unterricht im Spurenlesen.«
    » Ich wage zu prophezeien, dass die junge Dame keine großen Schwierigkeiten damit haben dürfte«, bemerkte Percy und betrachtete mit unverhohlener Bewunderung die Zeichnungen auf der Tafel. Mit wenigen Strichen war es ihr gelungen, ein stilisiertes und dabei dennoch unverkennbares Bandicoot abzubilden. » Wo hast du so zu zeichnen gelernt?«
    Vicky sah zu Boden. » Meine Mutter– Sara– hat es mir beigebracht«, flüsterte sie kleinlaut, als erwarte sie, getadelt zu werden.
    » Dagegen sind Buchstaben ein Kinderspiel. Wollen wir es einmal probieren?« Percy sah zweifelnd von der Kreideschachtel auf den Ärmel seines dunkelblauen Gehrocks und zurück. » Robert, bist du so freundlich und schreibst uns das Alphabet in Groß- und Kleinbuchstaben auf?«
    Dorothea unterdrückte ein spöttisches Lächeln. Offensichtlich scheute er den Kreidestaub auf dem feinen Tuch. Wie würde er erst mit den Gefahren von Tintenflecken umgehen? Beim ersten Gebrauch von Feder und Tinte pflegte jeder Schüler als Erstes scheußliche Spritzer zu produzieren, wie die zahlreichen, teils schon verblassten Tintenspuren an den Wänden bezeugten. Nun, das würde sie ihm überlassen, entschied sie und zog sich unauffällig zurück.
    Im Kinderzimmer war Trixie gerade dabei, mit Mary und Charles die Tiere der Arche Noah paarweise aufzustellen. Quer durch das Zimmer schlängelte sich die Reihe der bunt bemalten Holztiere. Es gab nicht nur Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Bären und Tiger, sondern auch Kängurus, Kakadus, Koalas und Emus. Als Dorothea die Tür öffnete, sah Charles auf, riss entzückt die Arme hoch und stolperte mit dem Ruf » Mama!« auf sie zu. Dabei warf er Löwen, Kamele und Zebras um, blieb an den Elefantenrüsseln hängen und fiel mitten in die Vertreter der australischen Fauna.
    » Charles, du Trampel«, fauchte Mary erbost. » Jetzt hast du alles kaputt gemacht!«
    » Schsch– Mary!«, mahnte Trixie und warf Dorothea einen besorgten Seitenblick zu. » Das ist doch nicht schlimm. Wir bauen es einfach wieder auf.«
    » Machst du dir Sorgen um deinen Vater?«, fragte Dorothea freundlich und kniete sich hin, um ihren Jüngsten in die Arme zu schließen. Sie legte ihre Wange auf seinen Haarschopf und genoss für einen Augenblick einfach nur die körperliche Nähe. Charles roch nach warmer Milch, frisch gebügeltem Leinen und gesundem Kind. Zutraulich spielte er mit den Zierschleifen ihrer Morgenjacke, und sie ließ ihn gewähren, obwohl es bedeutete, dass sie wieder frisch gebügelt werden mussten. » Wenn du möchtest, darfst du ihn besuchen, während ich bei Mrs. Perkins in der Küche bin.«
    Über Marys eben noch in einer Grimasse der Verärgerung verzogene Züge glitt ein strahlendes Lächeln. Ohne abzuwarten, rannte sie quer durch die zerstörte Parade und über den Flur in das elterliche Schlafzimmer. Trixie und Dorothea wechselten einen Blick. » Die Kleine hängt sehr an ihrem Vater«, sagte Trixie. » Mrs. Perkins meinte, es wäre nicht ungewöhnlich, dass Töchter mehr am Vater hingen und Söhne mehr an der Mutter…«
    Dorothea musste ihr insgeheim recht geben. Auch sie hatte als kleines Mädchen ihren Vater vergöttert. Wie stolz war sie gewesen, wenn er ihre rasche

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