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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Tablett mit dem Early Morning Tea lag zu ihren Füßen, die Scherben und die bräunliche Flüssigkeit in einem weiten Umkreis verteilt.
    Als sie vorsichtig näher trat, sah sie auf den ersten Blick, was Trixie so entsetzt hatte: Lady Chatwick war tot. Sie lag rücklings gerade ausgestreckt in den Kissen, als schliefe sie. Aber der wie zu einem Schrei geöffnete Mund, die blinden Augen und die vollkommen schlaffe Körperhaltung sprachen eine deutliche Sprache.
    » Schon gut, Trixie.« Sie zog das zitternde Mädchen vom Bett weg. » Lady Chatwick ist jetzt im Himmel. Ihr geht es gut. Kein Grund, sich so aufzuregen. Du weckst noch die Kinder.«
    » Was ist mit ihr?« Ian hatte sich in einen unpassend bunten Morgenmantel aus indischer Seide gehüllt und sah mit seinem Gehstock aus wie eine der Witzfiguren aus Lady Chatwicks Londoner Zeitschriften.
    » Sie ist tot«, sagte Dorothea tonlos und kniete nieder, um die Porzellanscherben aufzusammeln. Irgendwie erschien ihr die Situation so fantastisch, als stünde sie auf einer Theaterbühne und sei Teil eines Schauspiels. Sie agierte, tat, was zu tun war. Doch sie handelte ohne jede innere Beteiligung. Dabei hatte sie Lady Chatwick ehrlich gern gehabt. Geliebt wäre zu viel gesagt. Aber es erschien unvorstellbar, dass sie nicht mehr war. Ihre spitzen Bemerkungen, ihre Marotten hatten ja nicht ihr ganzes Wesen ausgemacht. Wenn sie auch in letzter Zeit überhandgenommen hatten.
    Dr. Woodforde hatte sie unter vier Augen gewarnt, dass die alte Dame nicht mehr allzu lange leben würde. » Wenn sie nicht ihren hohen Konsum an geistigen Getränken einstellt und weniger isst, übernehme ich keinerlei Verantwortung, dass sie nächste Weihnachten noch unter uns weilt«, hatte er bei seiner letzten Visite geseufzt. » Aber sie will ja nicht auf mich hören!«
    Nun hatte er also recht behalten. Dorothea legte die gesammelten Scherben der Tasse und Untertasse, die allein von Lady Chatwick benutzt worden waren, beiseite. Die Stücke waren aus feinstem englischem Wedgwood-Porzellan. Angeblich von einem früheren Verehrer, erinnerte sie sich und lächelte über Lady Chatwicks damalige Hellsichtigkeit, als sie erfolglos versucht hatte, ihre Ungläubigkeit zu überspielen.
    » Ich weiß genau, was du denkst, Kind: Aber ich alte Schachtel war auch einmal jung. Und man hielt mich für recht gut aussehend. Zumindest dieser vortreffliche junge Mann. Er fiel in Spanien.« Mehr war ihr nicht zu entlocken gewesen.
    War es ein Omen, dass ausgerechnet diese Tasse jetzt zerbrochen war? Die Eingeborenen würden das sicher glauben und sie mit ihr begraben. Ob sie das auch tun sollten?
    » Wie seltsam. Was sind das für rote Punkte in ihren Augen?« Ians Stimme ließ sie zum Bett blicken. Ihr Mann stand davor und musterte mit einem nachdenklichen Ausdruck das Gesicht der Toten. » Sie sind mir vorher nie an ihr aufgefallen.«
    Dorothea trat neben ihn und versuchte zu erkennen, was ihn irritierte. Tatsächlich war das Weiße in Lady Chatwicks Augen von deutlich sichtbaren, roten Pünktchen durchsetzt. » Vielleicht ein Schlagfluss? Dr. Woodforde befürchtete schon seit einiger Zeit, dass es dazu kommen würde.«
    Ian schüttelte den Kopf. » Ich habe schon Leute gesehen, die an einem Schlagfluss gestorben sind. Ihr Gesicht war ganz blau und angeschwollen. Sie lagen nicht still und friedlich in ihren Kissen, sondern verkrümmt und verbogen.«
    » Dann war es eben etwas anderes.« Dorothea verstand nicht, wieso Ian so genau wissen musste, woran sie gestorben war. » Sie war schon ziemlich alt. Und wenn man alt genug ist, dann stirbt man eben.« Dorothea hatte sich noch nie zuvor Gedanken darüber gemacht. Alte Leute starben. So wie King George. Das war völlig normal. Niemand– außer Ian– wollte es genauer wissen.
    » Es sieht fast so aus, als hätte sie noch nach jemandem klingeln wollen.« Ian wies auf die umgestürzte Messingglocke auf dem Nachttischchen neben dem Kopfende. Lady Chatwick hatte sie sonst nie benutzt, aber sie hatte einen so durchdringenden Klang, dass zumindest die Schläfer in den nahe liegenden Zimmern sie gehört hätten.
    » Wie tragisch! Sie merkte, dass es ihr schlecht ging, aber sie schaffte es nicht mehr, jemanden zu Hilfe zu rufen.« Dorothea verspürte ehrliches Bedauern. Dass die alte Frau mutterseelenallein gestorben war, schmerzte sie. Sie hätte ihr gerne, so gut es ging, beigestanden. Ein letztes Gebet, einen Lieblingspsalm vorgelesen.
    Die Bibel, die immer in Griffweite

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