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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Nicht einmal meinen Schmuck. Wirklich wichtig ist nur, dass wir am Leben sind.« Sie erschauerte. » Diese Frau…« Sie brachte es nicht fertig, ihren Namen auszusprechen. » Wie kann man nur so abgrundtief schlecht sein?«
    Ian schwieg eine Weile, wie es seine Art war, wenn er eine Antwort gründlich überdachte. Dann sagte er: » Ich weiß nicht, ob es wirklich Schlechtigkeit war, die sie antrieb. Denk an den wahnsinnigen Zauberer– er beging seine scheußlichen Verbrechen ja aus einem nachvollziehbaren Wunsch heraus: Er wollte die alte Ordnung wiederherstellen. Für die Grenfells muss es sich ähnlich angefühlt haben. Ihr ganzes Leben lang sind sie davon ausgegangen, einmal Herren auf Embersleigh zu sein. Und dann tauche ich plötzlich auf…«
    » Ian, du entschuldigst sie doch nicht etwa?« Fassungslos sah Dorothea zu ihm auf. Im Mondlicht strafften sich seine Züge, bis die Wangenknochen scharf hervortraten.
    » Nein, das tue ich nicht. Etwas zu erklären versuchen, heißt nicht, es zu entschuldigen. Wenn mein Sohn gestorben wäre, hätte ich sie getötet.«
    » Ian, nein!«
    » Es war ja nicht nötig.«
    Dorothea schauderte es bei der kalten Entschlossenheit in seiner Stimme. Ja, Ian hätte es tatsächlich getan.
    » Wir hätten alle sterben können«, sagte sie leise. » Ich bin so froh, dass den Kindern nichts passiert ist, dass ich nicht einmal mit ihnen geschimpft habe.«
    » Ja, wir hatten riesengroßes Glück, dass das Petroleum nicht so wirkte, wie sie wohl gehofft hatte«, stimmte Ian zu. » Hat Robert dir eigentlich verraten, wieso sie sich nachts aus dem Haus geschlichen haben?«
    » Ich wollte es zuerst gar nicht glauben«, sagte Dorothea und schüttelte den Kopf. » Stell dir vor: Sie wollten den Geist von Lady Chatwick befragen! Offenbar ließ es Vicky keine Ruhe, dass niemand ihr diese Geschichte mit dem Dämon glaubte, den sie vor Lady Chatwicks Zimmer gesehen haben will. Mary ist zufällig aufgewacht und hat gedroht, alle zu wecken, wenn sie sie nicht mitnehmen würden. Da haben sie sie eben mitgenommen.«
    » Und sie war wirklich ausgesprochen lästig«, hatte Robert verärgert erzählt. » Sie behauptet zwar immer, kein Baby mehr zu sein, aber sie benimmt sich wie eines. Ununterbrochen hat sie gejammert. Es war zu kalt, es war zu dunkel, und sie hatte Angst.«
    » Und so blieb Charles allein zurück.«
    Eine Zeit lang schwiegen sie. Eng aneinandergeschmiegt saßen sie einfach nur da und sogen die nächtliche Schönheit des Panoramas vor ihnen auf.
    Es war eine traurige Reise. Nicht nur, weil sie alle kaum mehr als das, was sie am Leibe trugen, gerettet hatten. Sie hatten ihr Zuhause verloren. Ihren Mittelpunkt. Selbst Mrs. Perkins, die kaum etwas erschüttern konnte, machte einen ungewöhnlich niedergeschlagenen Eindruck. Mit erstaunlichem Gleichmut ertrug sie, dass Vicky stillschweigend die Verpflegung übernommen hatte, und lobte sogar die in der Kochgrube gebackenen Fische als äußerst wohlschmeckend.
    Catriona hatte sich nach dem ersten Verzweiflungsausbruch völlig in sich selbst zurückgezogen. Sie sprach nicht, saß nur reglos da und starrte mit leeren Augen vor sich hin. Der Constable, der zu ihrer Bewachung bestimmt worden war, hatte nicht viel zu tun. Sie wirkte eher mitleiderregend als gefährlich, und so war es kein Wunder, dass Richter Cooper sie nicht etwa ins Gefängnis, sondern in das neue Spital für Geisteskranke einweisen ließ.
    » Das ist vielleicht wirklich die beste Lösung«, meinte Mutter Schumann. » Ein Prozess hätte grässliches Aufsehen erregt. Außerdem hättet ihr dann eure Abreise auf unbestimmte Zeit verschieben müssen.«
    » Dann wären sie wenigstens bei meiner Hochzeit noch hier gewesen.« Lischen verzog bedauernd das Gesicht. » Wo sie doch so großen Anteil daran haben, dass sie endlich zustande kommt.« Dorothea hatte zufällig mitbekommen, dass Heinrich Sartorius sich um ein Darlehen bemühte, um die Apotheke übernehmen zu können. Auf ihre Bitte hin hatte Ian sich beim Direktor ihrer Bank für den jungen Deutschen verbürgt, der daraufhin sogar äußerst günstige Konditionen erhalten hatte.
    » Natürlich ist das schade, aber es wird ihnen guttun, von all dem Abstand zu bekommen.« Mutter Schumann lächelte Dorothea und Ian mitfühlend zu. » Ihr beide hattet in den letzten Monaten doch mehr als genug an Aufregungen.«
    Ihre Mutter war es auch gewesen, die ihr geraten hatte, ein letztes Mal mit Catriona zu sprechen. » Versuch es«, hatte sie

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