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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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krächzte Percy mit kaum noch verständlicher Stimme. Dann hob er wie zum Abschied die Hand und bewegte sich rückwärts aus ihrer Sicht. Im nächsten Augenblick explodierte ein Feuerball.
    Stumm vor Entsetzen starrten die Beobachter auf das Fenster, aus dem sich schwarzer Qualm wälzte.
    » Er hat es absichtlich getan.– Warum?«, flüsterte John.

14

    Zwei Wochen später saß Dorothea im Besucherzimmer des Spitals für Geisteskranke in Adelaide und wartete auf Catriona.
    Eden House war nicht zu retten gewesen. Sobald das trockene Holz der Decken und Böden erst einmal Feuer gefangen hatte, hatte es lichterloh gebrannt. Jeder Löschversuch war vergeblich gewesen. Wie auch? Mit ein paar Eimern Wasser war einem Großbrand nicht beizukommen. Sie hatten aus dem Erdgeschoss gerettet, was zu retten gewesen war, aber im Morgengrauen, als ein Trupp country troopers, wie die berittenen Polizisten genannt wurden, eintrafen, hatten sie alle völlig erschöpft vor den rauchenden Trümmern gesessen.
    Eden House gab es nicht mehr.
    Das einstürzende Gebälk des Dachstuhls hatte alles mitgerissen und zerstört, was bis dahin noch nicht den Flammen zum Opfer gefallen war. Zwischen den geschwärzten Außenmauern mit den leeren Fensterhöhlen lag der Schutt mannshoch. Immer noch glühend heiß, und immer noch flackerten hier und da Flammen aus dem Konglomerat aus Holz, Stoffen und den übrigen Bestandteilen des Hausrats. Percys Überreste lagen irgendwo darunter. Niemand hatte die Kraft dazu, sie zu suchen. Bei dem Höllenfeuer, das seinen Körper verzehrt hatte, war mit mehr als ein paar Knochenstücken nicht zu rechnen.
    Catriona war bei der Nachricht vom Tod ihres Bruders zusammengebrochen. » Nein«, hatte sie geschrien. Immer wieder. » Warum habt ihr ihn verbrennen lassen? Ihr Mörder.«
    Da war Ian der Geduldsfaden gerissen, und er hatte sie angeschnauzt: » Sprich du nicht von Mord! Wer hat hier ein unschuldiges Kind ermorden wollen?– Percy hat sich mit voller Absicht in die Flammen gestürzt. Wir hatten die Leiter schon angelegt. Er war es, der sie umstürzte und ins Feuer zurückging, um zu sterben. Vielleicht solltest du dich fragen, warum?«
    » Du lügst.«
    » Der Master lügt nicht. Genau so war es«, bestätigte John.
    Parnko nickte, und Dorothea fügte hinzu: » Seine letzten Worte, die er an uns richtete, waren: ›Es tut mir leid.‹ Weißt du, was ihm leidtat?«
    Als wolle das Schicksal ihr eine Antwort ersparen, stürzte in dem Moment der Dachstuhl des rechten Flügels ein. Ein Funkenregen sprühte auf. Obwohl Stall und Scheune in eigentlich ausreichend sicherem Abstand lagen, beeilten Parnko und John sich, auf die gefährdeten Dachhälften zu klettern und die Holzschindeln anzufeuchten. Ian pumpte wie ein Verrückter Wasser, während Vicky, Robert, Mannara und Dorothea bis zur Erschöpfung Eimer schleppten.
    Die gigantische Fackel war bis Wellington und Goolwa zu sehen gewesen. Dort hatte man an einen Überfall durch Aborigines geglaubt, und der Trupp, der eigentlich die Viehtriebroute am Coorong kontrollieren sollte, war zu einem scharfen Nachtritt aufgebrochen. Ihre Erleichterung, es nicht mit einem Aufstand der einheimischen Stämme zu tun zu haben, war unübersehbar gewesen.
    Ihre Verblüffung, nachdem Ian dem Leutnant alles berichtet hatte, ebenfalls. » Was soll ich denn jetzt tun?«, fragte der junge Mann unsicher. » Ich kann eine Lady doch nicht verhaften?«
    » Aber vielleicht einen Mann abstellen, der uns hilft, sie nach Adelaide zu schaffen und dort den Behörden zu übergeben?«, schlug Ian vor.
    » Das ließe sich sicher einrichten.« Erleichtert, dass er so einfach davonkam, bot er sogar eines der Packpferde an.
    Schon am nächsten Tag wollte Ian aufbrechen. Hier hielt sie nichts mehr.
    Trotz ihrer Erschöpfung konnte Dorothea nicht schlafen. Es ging beengt zu in den beiden Kammern, die John und Parnko ihnen überlassen hatten. Aber das war es nicht. Auch nicht Mrs. Perkins’ röchelndes Schnarchen.
    Leise, um niemanden zu wecken, schob Dorothea die raue Pferdedecke beiseite und schlich hinaus. Wie von selbst fanden ihre Füße den Weg hinunter zum Murray River. Der Mond stand schon tief, und sein kaltes Licht ließ die Wasseroberfläche schimmern wie flüssiges Zinn. In der Ferne leuchteten die Lagerfeuer der Eingeborenen. Seltsam, dass keiner von ihnen sich hatte blicken lassen. Normalerweise waren sie viel zu neugierig, um etwas so Sonderbares wie den Brand von Eden House nicht näher zu

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