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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Stube mit dem Esstisch und der offenen Küche schlossen sich zwei Zimmer an. In dem einen schlief Mr Treban, das andere würde sich Lina mit Rieke und der kleinen Sophie teilen. Dieses Zimmer hatte bisher Julius und Alexander gehört. Es war Lina unangenehm, dass die beiden jetzt ihretwegen in der Stube schlafen mussten, aber Treban hatte keinen Widerspruch gelten lassen. Was Alexander darüber dachte, wusste sie nicht. Wahrscheinlich passte es ihm ebenso wenig, wenn man nach seinem mürrischen Gesichtsausdruck ging.
    Lina und Rieke räumten ab, dann machte Lina sich daran, die kleine Sophie zu Bett zu bringen. Rieke, die unverhohlen gähnte, durfte ebenfalls ins Bett. Auch Lina unterdrückte ein Gähnen. Es war ein aufregender und anstrengender Tag gewesen. Aber sie durfte noch nicht schlafen. Erst musste sie noch das Geschirr abspülen und aufräumen.
    Während sie Sophie zudeckte und ihr leise ein Wiegenlied vorsang, hörte sie in der Stube nebenan die Männer miteinander reden. Sie war zu müde, um groß darauf zu achten.
    »Wohin gehst du?«, hörte sie Trebans Stimme.
    Sie verstand Alexanders Antwort nicht, doch als Sophie endlich schlief und Lina in die Stube zurückkehrte, war er nicht mehr da. Julius hatte sich in einer Ecke unter einer Decke zusammengerollt, und Treban saß auf dem einzigen Stuhl mit Lehne und rauchte eine Meerschaumpfeife. Blau und dicht stieg der Rauch aus dem dunkel verfärbten Pfeifenkopf auf.
    »Nun ja, kochen kannst du schon mal ganz ordentlich«, sagte Treban und stieß dabei eine kleine Rauchwolke aus. Er war schnell dazu übergegangen, sie zu duzen. So wie es bei Dienstboten üblich war.
    Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein zu knicksen. Als Dienstmädchen musste sie sich das jetzt auch angewöhnen.
    Aber Treban winkte ab. »Und lass das mit dem Knicksen. Wir sind hier nicht so förmlich.« Lina nickte erleichtert. Aber schon kam ein Dämpfer. »Ab morgen ist aber wieder Schmalhans Küchenmeister. Ich kann es mir nicht leisten, jeden Tag so üppig zu essen. Außerdem halten wir es hier wie in Deutschland und essen abends kalt.«
    Lina spürte, wie sie feuerrot wurde, und presste die Hände unter ihrer Schürze zusammen. Sie hatte es doch nur gut gemeint. »Ja, Sir. Entschuldigung.«
    »Schon gut, schon gut. Es ist ja dein erster Tag hier. Du kannst ja nicht wissen, wie schwer die letzten Monate für uns hier waren. Und die kleine Sophie scheint dich wirklich zu mögen.« Er zog wieder an seiner Pfeife. Seine Wangen wölbten sich dabei nach innen und gaben ihm ein hageres, ungesundes Aussehen.
    »Danke, Sir«, sagte sie leise.
    »Es wäre schön, wenn du ihr ein wenig die Mutter ersetzen könntest, die sie nie gehabt hat.« Treban starrte auf einen Punkt an der Wand. »Wir hatten das alles ganz anders geplant«, sagte er plötzlich. »Meine Frau …«, er schluckte, dann fasste er sich wieder. »Wir wollten hier zusammen ein neues Leben aufbauen. Aber dann hat sie Sophies Geburt nicht überlebt und ich stand allein da mit dem kleinen Fratz.«
    Lina hätte gern etwas Kluges erwidert, aber ihr fiel nichts ein. Sie musste an Frau Gebart denken, die auch ein Kind auf der Schiffsreise bekommen hatte. Bei ihr war alles gut gegangen. »Jetzt bin ich ja da«, murmelte sie verlegen.
    »Eine weibliche Hand wird diesem Haus guttun.« Treban machte eine ausholende Bewegung mit der Pfeife. »Ich habe es selbst gebaut, im vergangenen Jahr, kurz nach unserer Ankunft. Als der erste Schnee fiel, war es fertig. Andere haben sich von den Wilden ein Haus bauen lassen. Aber das hier ist von meiner eigenen Hände Arbeit entstanden. Verstehst du: von meiner Hände Arbeit! Und das lasse ich mir von niemandem wegnehmen!« Er hob die Faust wie gegen einen imaginären Feind.
    Lina unterdrückte ein Husten. Außerdem bekam sie von dem Pfeifenrauch Kopfschmerzen.
    »Nun ja«, sagte Treban schließlich. »Ich werde mich jetzt auch zurückziehen. Du hast schließlich noch zu tun.« Er klopfte seine Pfeife aus und erhob sich. »Gute Nacht, Lina.«
    »Gute Nacht, Mr Treban.«
    Sie war todmüde, als sie endlich das Geschirr gespült und weggeräumt hatte und zu Rieke in die kleine Kammer trat, die ihnen als Schlafstube dienen sollte. Ihre Schwester schlief und die kleine Sophie in ihrem Bettchen ebenfalls. Lina zog sich leise bis auf das lange Unterhemd aus und legte ihre Sachen auf den Hocker in der Ecke. Das Stroh in der Matratze raschelte, als sie ihre schlafende Schwester ein wenig zur Seite schob und zu ihr

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