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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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würde?
    Rudolf seufzte. »Ach, Lina, ich bin müde und mein Schädel brummt. Morgen ist noch genug Zeit, um darüber zu reden.« Er rieb sich die Augen, blinzelte, dann sah er sie wieder an. Ein erschöpftes Lächeln glitt über seine Züge. »Jetzt sind wir also tatsächlich verheiratet, was?«
    Sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln und nickte stumm. Was hätte sie darauf auch sagen sollen?
    »Nun, Lina, ich weiß, dass du mich nicht aus Liebe geheiratet hast«, sagte er. »Doch ich will versuchen, dir ein guter Ehemann zu sein. Mit der Zeit wirst du mich hoffentlich schätzen lernen.«
    Lina sah ihn an, sein hageres, erschöpftes Gesicht. Seine Worte brachten etwas in ihr zum Klingen. Sollte man nicht den einen, den Richtigen heiraten?
    Rudolf Treban war nicht der Richtige.
    Er seufzte erneut. »Nun, dann wollen wir es mal hinter uns bringen.«
    Lina erstarrte, trotz der Wärme kroch ihr ein Schauer über die Haut. Sie fürchtete sich vor dem, was gleich passieren würde. Bitte, lieber Herr Jesus, flüsterte sie lautlos, hilf mir heute Nacht!
    Sie hatte nicht viel Ahnung von dem, was Eheleute unter der Bettdecke miteinander taten. Auf der Skjold hatte ihr eine junge Frau allerdings erzählt, es tue nur beim ersten Mal weh. Nun, heute war ihr erstes Mal.
    Bist du sicher, dass es Mr Treban ist, den du ehelichen willst?, schoss ihr in diesem Moment auch noch Pastor Heines Frage durch den Kopf. Fast hätte sie laut Nein, das bin ich nicht! gerufen. Aber dafür war es jetzt zu spät.
    Kurz gab sie sich der Vorstellung hin, es wäre Alexander und nicht sein Vater, mit dem sie hier allein in der Schlafstube wäre. Dass sie ihn geheiratet hätte und nicht Rudolf. Ob sie dann weniger Angst gehabt hätte?
    Aber es war müßig, darüber zu spekulieren. Alexander war irgendwo da draußen und grollte ihr, und wahrscheinlich würde er das auch noch für die nächsten Wochen und Monate tun. Und sie war jetzt mit Rudolf Treban verheiratet. Für den Rest ihres Lebens.
    Rudolf beugte sich ächzend vor. »Was für ein Tag das war! Ich fühle mich, als wären meine Schuhe etliche Nummern zu klein für meine Füße.«
    Lina trat mit einem schnellen Schritt vor ihn. »Soll ich …?«
    Er nickte dankbar und lehnte sich zurück, während sie sich auf den Boden kniete und begann, die raue Kordel seines rechten Schuhs aufzuschnüren. Der Geruch von Schweiß und Bier stieg ihr in die Nase. Und gleich würde sie neben ihm im Bett liegen müssen. Sie schluckte schwer, um ihren plötzlichen starken Widerwillen zu unterdrücken.
    Rudolfs Fuß war geschwollen; es war nicht leicht, ihn aus dem engen Schuh herauszubekommen. Lina musste mit aller Kraft daran ziehen und zerren, bis er sich endlich löste und sie fast rückwärts auf den Boden fiel. Dann widmete sie sich dem zweiten, öffnete auch hier die Kordel und zog ebenfalls mit aller Kraft.
    Sie blickte auf, als sie ein seltsames Keuchen hörte.
    »Lina …« Rudolfs Stimme war kaum zu verstehen. Sie hörte sich an, als käme sie aus einem alten Leierkasten, ganz hoch und pfeifend. »Lina, hilf …«
    Er hing verdreht auf dem Stuhl und schnappte nach Luft. Sein Gesicht war plötzlich aschfahl und schmerzverzerrt, seine rechte Hand krallte sich an seine Brust, mit der Linken ruderte er hilflos in der Luft herum.
    Lina richtete sich auf, zu Tode erschrocken. »Was … was ist? Mr Treban – Rudolf –, was ist denn los?«
    Er gab keine Antwort, schüttelte nur hektisch und mit hervorquellenden Augen den Kopf.
    Lina geriet in Panik. Der steife, hohe Stehkragen unter dem weißen Halstuch schnitt in Rudolfs Hals, es sah aus, als würde er ihm die Luft abschnüren. Sie zerrte daran, zwängte ihre Finger zwischen Hals und Kragen. Mit beiden Händen zog sie an dem festen Stoff. Ein Knopf riss ab, flog durch den Raum und landete mit einem lauten Klacken in einer Ecke, während Rudolfs angstvolles Keuchen in ihren Ohren klang.
    Sein Körper sank gegen sie. Sie stemmte sich dagegen, und für einen Moment gelang es ihr, ihn zu halten. Dann verließ sie die Kraft und gemeinsam mit ihm fiel sie zu Boden. Schwer wie ein Felsbrocken lag er über ihr. Er zuckte, röchelte, dann war er still.
    Lina konnte sich kaum rühren, ihr Herz raste vor Angst und Entsetzen.
    »Rudolf?«, flüsterte sie mühsam. »Mr Treban? Ist alles in Ordnung?«
    Er antwortete nicht. Bewegte sich nicht.
    Noch einmal nahm sie alle Kraft zusammen, stemmte sich gegen ihn, bis es ihr schließlich gelang, den schweren Körper von sich

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