Die Rueckkehr
Filmklassiker Ritt zum Ox-Bow von 1943.
Weil die meisten Reporter, die ihn umdrängten, gerade einmal Anfang dreißig und Abgänger aller möglicher Ivy-League-Universitäten waren, mit der ganzen kulturellen Ignoranz, die das mit sich brachte, hatten sie nicht den leisesten Schimmer, was zum Henker er da eigentlich redete. Aber sie richteten ihre Kameras weiter auf ihn, weil er so ein tolles Fernsehgesicht hatte.
Er trug einen hellgrauen Anzug zu einem muschelrosa Oxfordhemd mit Haifischkragen und einer blasslila Moiréseidenkrawatte. Er sprach mit der wohlklingenden und selbstsicheren Stimme eines geübten Volksredners, was erfolgreich von der Tatsache ablenkte, dass er die totale Scheiße laberte.
Endicott, der mit dem Mann seine persönlichen Erfahrungen gemacht hatte, sah grimmig amüsiert zu, wie Smoles, der von dem, was im Bass Pro Shop vorgegangen war, absolut null Ahnung hatte, die Reihe von Ereignissen darlegte, die zum Tod dreier unschuldiger Zivilpersonen und der schweren Verwundung einer vierten durch die Hand von Menschen geführt hatte, die er als »Cowboy-Killer-Cops« bezeichnete. Er hörte der Geschichte eine Weile zu, dann klickte er das Video weg.
Was er dem Smoles-Report entnommen hatte, stand in direktem Widerspruch zu dem, was er beim Abhören des Polizeifunks erfahren hatte, wobei sein Scanner gut genug war, um sogar die verschlüsselten Gespräche zwischen der Polizei von Niceville und den Notärzten vor Ort verständlich zu machen.
Im Wesentlichen hatte Deitz sich im Bass Pro Shop verbarrikadiert, weil er musste, und Chu war mitgekommen, weil er musste, und die Cops waren reingegangen, um ihn rauszuholen, weil sie mussten, und alles wäre anders gelaufen, hätte nicht im Unterholz eine bewaffnete Zivilperson auf der Lauer gelegen.
Diese Zivilperson hatte sich genau zum richtigen Augenblick mit gezückter Kanone ins Getümmel geworfen, um total zu versauen, was eine einigermaßen effiziente Verhaftungsaktion hätte werden können, durchgeführt von zwei CID -Detectives, Beau Norlett und Nick Kavanaugh, mit Verstärkung durch einen geheimnisvollen Allround-Polizei-Scharfschützen, der nur unter Coker lief.
Nun war Deitz TAT – »tot am Tatort«. Seine Geisel beziehungsweise der Mitverschwörer/das unschuldige Opfer/das undurchschaubare chinesische Superhirn/der ahnungslose Trottel – suchen Sie sich was aus – Andy Chu war mit dem Rettungshubschrauber ins Lady-Grace-Krankenhaus geflogen worden, in kritischem Zustand. Der Typ vom CID , Beau Norlett, war mitgeflogen. Sein Zustand galt als ernst. Außerdem waren zwei Zivilpersonen ebenfalls als TAT klassifiziert worden, ein 48-jähriger Bauunternehmer namens Frankie Maranzano und sein 14-jähriger Enkel Ricardo Gianetti Maranzano.
Die genauen Umstände ihres Ablebens würden Gegenstand einer nachträglichen Untersuchung durch eine Kommission aus ahnungslosen Zivilisten und missmutigen Ex-Cops werden, die in der Truppe nur »die Bitterzwerge« hießen.
Endicott saß in seinem Cadillac da, betrachtete die blinkenden Lichter und das emsige Treiben der Strafverfolgungsbehörden, die noch immer rund um die mit Steinplatten bewehrte Festung des Bass Pro Shops zugange waren, und fragte sich, wie er jetzt bitte weitermachen sollte.
Er hatte Warren Smoles grünes Licht gegeben und ihn hingeschickt, in der Hoffnung, dass er etwas Berichtenswertes in Erfahrung bringen würde, aber bisher hatte Smoles bei seinem anonymisierten Mitteilungsdienst nur vier Nachrichten hinterlassen, alle in diesem atemlosen Ich bin mitten im Gewühl und supereifrig- Ton, der einem schon die Sendungen mit Geraldo Rivera verleidete, und alle waren völlig überflüssig gewesen. Also was nun?
Weil die Umstände nun also nicht anders waren, griff Endicott zu seinem Handy und wählte 913-682-8700. Der Anruf wurde erwartet, und nach langen Umwegen über diverse halsstarrige Wachleute und Schließer hatte Endicott endlich Mario La Motta am Apparat, den Obermacker höchstpersönlich.
La Motta war charmant wie immer.
»Was läuft denn da unten für eine Scheiße?«
Endicott wollte einen Abriss des Geschehens geben, aber La Motta schnitt ihm das Wort ab.
»Einen Fernseher habe ich hier auch, Harvill. Ich sehe ja, was abgegangen ist. Deitz ist tot, heißt es. Stimmt das?«
»Ja. Ich habe die Leiche nicht mit eigenen Augen gesehen, aber sie haben nur zwei Verwundete ausgeflogen. Drei, wenn man den Securitymenschen mitzählt, der eine ins Knie bekommen hat. Der Rest ist
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