Die Rueckkehr
Plötzlich merkte Endicott, wie müde er war. Die Suite im Marriott rief.
Er warf den Cadillac an und wendete langsam auf die North Gwinnett. Morgen früh würde er den Toyota abholen müssen, der noch immer an der Bougainville Terrace stand, eine Straße vor dem Haus von Andy Chu. In Chus Haus würde es jetzt vor FBI -Leuten wimmeln, und es wäre unschön, wenn einem neugierigen Cop auf der Suche nach gestohlenen Wagen der winzige Laser-Sensor am Außenspiegel auffallen würde.
Er öffnete das Sonnendach und alle Fenster und zündete sich eine Camel an. Er fuhr nach Nordwesten in Richtung Mauldar Field, mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, genau wie alle anderen. Langsam versanken die Lichter von Niceville hinter ihm. Vor ihm breitete sich Ackerland aus, zu seiner Rechten erleuchtete Quantum Park den Himmel, und im Norden blinkten in der Ferne die Lichter des Towers von Mauldar Field. Ein ereignisreicher Tag.
Er legte eine Caro-Emerald- CD ein und dachte über das nach, was er La Motta gesagt hatte.
Ich gehe ein paar Hinweisen nach.
Das entsprach nicht ganz der Wahrheit.
Da es höchst unwahrscheinlich war, dass er irgendwie lange genug für ein brauchbares Gespräch in Andy Chus Nähe gelangen konnte, blieben ihm drei dünne Fäden.
Thad Llewellyn, Deitz’ Mann in der First Third und offensichtlich irgendwie in das Raytheon-Ding verwickelt, vielleicht auch in mehr.
Warren Smoles, da Byron Deitz seinem Anwalt vielleicht erzählt hatte, wen er als Bankräuber verdächtigte, obwohl Smoles, ein anerkannter Aufschneider, der nur zu gern mit seinem Insiderwissen angab, Endicott nie den Eindruck vermittelt hatte, mehr zu wissen, als Deitz dem FBI schon verraten hatte. Und wenn da etwas wäre, hätte er darauf angespielt.
Und Lyle Preston Crowder, der Steiger-Freightways-Trucker, dessen Unfall auf dem Interstate 50 vierundvierzig Minuten vor dem Bankraub in Gracie so herrlich gelegen gekommen war, weil er fast die gesamte State und County Police vom Tatort weglockte und den Räubern zunächst eine ungehinderte Flucht ermöglichte. Endicott hatte den starken Verdacht, dass Crowder ihr Komplize war, also war er bezahlt worden, und wie er bezahlt worden war, könnte einen wissbegierigen Menschen zu der Person führen, die ihn bezahlt hatte. Das hing natürlich ganz davon ab, wie man die Frage Mr Crowder gegenüber vorbrachte. Interessant? Und wie.
Endicott war in Bewegung, also war Edgar Luckinbaugh es auch. Er hatte mit fachmännischem Interesse den Ereignissen in der Galleria gelauscht und sich gefreut zu hören, dass Staff Sergeant Coker wieder einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung von Recht und Gesetz geleistet hatte, und ein wenig hatte Edgar das Gefühl, Teil einer großen Sache zu sein.
Und weil ihm Donuts und Kaffee ausgegangen waren, freute er sich, wieder unterwegs zu sein, und hielt Ausschau nach einem günstig gelegenen 7-Eleven.
Nach einer Weile war ihm klar, dass Mr Endicott sich auf dem Rückweg zum Marriott befand, hoffentlich um dort die Nacht zu verbringen. Das sollte ihm nur recht sein. Hinten im Windstar gab es eine alte Army-Pritsche und ein kleines tragbares Radio, das sich auf den Klassiksender von Niceville einstellen ließ.
Wenn Mr Endicott zu Bett gegangen war, würde er hinter der Stoßstangenverkleidung von dessen Cadillac einen Bewegungsmelder von Radio Shack anbringen, seinen Scanner auf dessen Frequenz einstellen und in die Koje gehen. Mit etwas Glück würde er seine abendliche Lieblingssendung erwischen, Nocturne, und bestimmt würde ein beruhigendes Stück von Mozart oder Debussy gespielt werden und ihn in den Schlaf wiegen.
Stairway to Hell
Kate war zu Hause, im Arbeitszimmer im ersten Stock mit seinen Bücherwänden. Sie lag zusammengerollt auf dem Sofa, in eine Kaschmirdecke gewickelt, die ihre Mutter gestrickt hatte. Sie hatte die Straßenkleider ausgezogen und trug einen smaragdgrünen Velourspyjama.
Sie hatte den Fernseher eingeschaltet, ohne Ton. Die Bilder wiederholten sich, weil den Sendern das Material für das ausging, was sie gern »Breaking News« nannten.
Aber die Bilder sprachen für sich, und Tig Sutter hatte gerade noch rechtzeitig aus dem Lady Grace angerufen, um zu verhindern, dass sie eine komplette hysterische kreischende Panikattacke erlitt.
Ein paar Sekunden vor der Stunde null hatte endlich das Telefon geklingelt.
»Nick geht es gut. Nicht der kleinste Kratzer«, waren Tigs erste Worte.
»Und Beau? Wie geht es ihm? Ich wäre
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