Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
Vom Netzwerk:
Nacht
.
    Ich muss dem Ding einen Namen geben, dachte Rainey, und nach viel Gesumm fiel ihm einer ein –
wir sind Cain nenn uns Cain
und so bekam es seinen Namen, und danach hatte Rainey nicht mehr so sehr das Gefühl, dass es ein Ohrwurm war oder eine Schlange, eher, dass einfach ein Gespenst in seinem Kopf war.
    Das war schon etwas besser.
    Nicht toll, aber besser als Ohrwürmer.
    Nach dem Snack wurde er zum Küssen und Herzen herumgereicht – Küsse, so falsch wie Harry Potters Brille – und zum Duschen und Bettfertig-Machen nach oben geschickt, denn »morgen wird ein wichtiger Tag«.
    Es war fast zwei Uhr morgens, und jetzt stand er unter der Dusche und ließ die Wärme an sich herunterfließen.
    Der Teil von ihm, der noch ein Kind war, freute sich, dass Axel in Sicherheit war und dass er, auch wenn er wegen Alice Bayer richtig Ärger bekommen würde, einfach nur ein Kind war, und was würden sie einem Kind schon antun können, egal, was der alten Schachtel zugestoßen war?
    Das war der Teil von ihm, der nicht
Cain
war, denn
Cain
erzählte Rainey von dem Spiegel.
    Cain wollte
unbedingt
den Spiegel sehen.
    Der Gedanke, dass
Cain
den Spiegel wiedersehen wollte und der – unglaublich starke – Glaube, dass der Spiegel
ganz in deiner Nähe ist
– ließen sich nicht länger ignorieren.
    Er drehte das Wasser ab und trat hinaus in den Dampf des Badezimmers. Dort war der Spiegel beschlagen und er konnte sich nur als schlanke rosa Wolke sehen.
    Er nahm ein großes weiches Handtuch vom Halter – der Halter war beheizt und das Handtuch war warm und es fühlte sich gut an, wenn man sich nach so einem kalten Abend darin einwickelte. Er trocknete sich ab und schlüpfte in seinen großen weißen Frottee-Bademantel – der eigentlich Kate gehörte, die ungefähr seine Größe hatte – und ging auf den Flur.
    Barfuß schlich er sich an den oberen Treppenabsatz und lauschte. Er konnte Kate in der Küche arbeiten hören und aus Nicks Arbeitszimmer unten erklang Musik. Da saß Nick und machte sein Detective-Ding und Kate räumte das Geschirr weg. Rainey wusste nicht viel darüber, was für Musik Kate gern hörte, und er kannte dieses Stück …
    er liegt ganz hinten im Wäscheschrank er ist …
    … überhaupt nicht, aber es hatte viele Streicher und klang so wie früher sein Zuhause, als seine Mutter noch …
    in eine blaue Decke gewickelt geh ihn dir angucken …
    … lebte. Ein Teil von ihm schämte sich, dass er Kate angelogen hatte, weil sie im Grunde nur gut für ihn sorgen wollte …
    sofort …
    … und da spielte er ihr böse Streiche und log sie an und blieb bis in die Nacht weg …
    jetzt geh jetzt geh jetzt …
    Cains
Ton bekam etwas Kreischendes, und damit konnte sie Rainey richtige Kopfschmerzen machen, als wäre sein ganzer Schädel voller Nadeln, also drehte Rainey sich um und ging durch den Flur zurück, vorbei an der Tür zu seinem Zimmer und der zum Schlafzimmer von Kate und Nick.
    Vom Flur zweigte noch ein langer Flur ab, der nach hinten zum Gästezimmer und zu Kates Arbeitszimmer führte, das sie sich in einer Art Wintergarten eingerichtet hatte, der sich auf einen großen Balkon mit einem Dach aus filigranem Schmiedeeisen öffnete, mit Geländern, die wie Blumenranken aussahen.
    Der Wäscheschrank war eigentlich eher eine Abstellkammer, befand sich ganz am Ende des zweiten Flurs, der mit einem weichen orientalischen Läufer mit einem Muster aus grünen und weißen Blumen ausgelegt war; die Wände waren in einem warmen Sonnengelb gestrichen, mit Ölbildern von Savannah, Marietta, Sallytown und Niceville.
    Der Flur wurde von ein paar Deckenstrahlern, die warme Lichtkreise auf den Teppich warfen, schwach erhellt. Die Tür zum Wäscheschrank wurde von einem Extrastrahler beleuchtet, sie war im Grunde ein Gemälde für sich.
    Sie war nicht sehr groß und sah sehr alt aus, wie selbstgezimmert. Sie bestand aus dünnen Zedernholz-Brettern in einem großen Holzrahmen. Die Tür war ganz in einem zarten warmen Gelb gestrichen, das zum Gelb der Wände passte, aber vor diesem gelben Hintergrund erstrahlten sternförmige weiße Blüten an verschlungenen grünen Ranken.
    Die Ranken und Blüten bedeckten die gesamte Tür bis an den Rand und sahen aus, als wären sie früher Teil eines viel größeren Ganzen gewesen, der Wände eines ganzen Zimmers vielleicht, das so gestrichen war.
    Die Farbe war ein wenig ausgeblichen und die Zedernholz-Bretter zeigten Risse und hatten sich verzogen, aber die winzigen weißen

Weitere Kostenlose Bücher