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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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immer ein erwachsener Mann ihm zu nahe kam, zog er sich zurück.
    »Ich habe gehört, wie Onkel Reed gesagt hat, dass Dad verhaftet worden ist. War das, weil er Mom geschlagen hat?«
    Nick blickte den Jungen an und suchte nach der einfachsten Antwort. Axel hatte noch alle Zeit der Welt, die wahre Geschichte zu erfahren.
    »Nein. Er ist verhaftet worden, weil er zu schnell gefahren ist. Und weil er sich mit ein paar Polizisten geprügelt hat. Aber dein Dad hätte deine Mom nicht schlagen dürfen. Männer schlagen Frauen nie . Und kleine Kinder auch nicht. Nie.«
    Axel sah leicht gequält aus.
    »Hat dein Vater dich jemals geschlagen, Axel?«
    Axel blickte auf seinen Teller und schüttelte den Kopf.
    »Nicht richtig«, sagte er, ohne aufzublicken. »Aber er hat immer ganz doll geschrien. Und er hat sich heruntergebeugt und ist ganz nahe gekommen. Und manchmal hat er mich geschüttelt. Ganz fest. Mir hat der Hals wehgetan und der Kopf. Das mochte ich nicht, wenn er das gemacht hat.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Das hätte er nicht tun dürfen.«
    Axel kam näher und flüsterte verschwörerisch: »Einmal hat er Hannah geschlagen. Mom will nicht, dass es jemand weiß. Er hat sie geschlagen, weil sie in die Windeln gemacht hatte und Mom etwas auf den neuen Teppich im Heimkino gekommen ist. Da ist Dad ganz böse geworden, weil, das ist sein Zimmer und da darf niemand rein, aber Mom wollte mit Hannah einen Film gucken und ihr Player war kaputt, und deshalb sind wir in Dads Heimkino gegangen und dann ist es passiert, und Dad ist nach Hause gekommen und hat es gesehen. Mom hatte Hannah auf dem Arm und Dad hat Mom geschlagen, wie immer, wenn er so böse wird, und Hannah hat geschrien, und da hat er sie auch geschlagen. Deshalb kann sie auf dem einen Ohr nicht mehr hören.«
    Unwillkürlich blickte Nick zu Hannah, Beth und Reed hinüber. Die Erwachsenen besprachen, wie man die Remise für Beth und die Kinder herrichten könne.
    Hannah war ein dickes rundes und engelgleiches kleines Mädchen, das gerade vier geworden war und noch immer wie ein Baby aussah, mit großen blauen Augen und fast weißen Haaren, so blond waren sie. Ihre Haut war blass, ihr Lächeln ein bisschen gaga, und sie hatte einen tollen Sinn für Humor.
    Wenn jemand mit ihr sprach, legte sie immer den Kopf schief und konzentrierte sich auf die Lippen ihres Gegenübers. Auch mit dem Artikulieren hatte sie Schwierigkeiten.
    Er wusste, das war, weil sie auf dem linken Ohr taub war. Er wäre nie darauf gekommen, dass es Schläge ihres Vaters waren, die sie taub gemacht hatten. Die Erkenntnis machte ihn sprachlos.
    Wie alle Kinder, die bei unberechenbaren Eltern leben müssen, hatte Axel ein waches Gespür dafür, was in den Köpfen der Erwachsenen in seiner Umgebung vorging. Nick konnte wenig vor Axel verbergen.
    »Das ist schon okay, Onkel Nick. Du musst dir keine Sorgen um sie machen. Mom war mit ihr beim Arzt. Sie bekommt ein Hörgerät. Dann geht es ihr besser.«
    Ja, jetzt wird es ihr besser gehen , dachte er.
    Und dir auch .
    Da wusste Nick, dass er alles tun würde, um diese Menschen zu beschützen – was hier in Niceville auch geschah. Und er hatte das Gefühl, dass es noch sehr viel schlimmer kommen würde, bevor es besser wurde. Falls es überhaupt je besser werden würde.
    In der Nacht stand ein Vollmond am Himmel. Er schien durch das Schlafzimmerfenster, und die blauen Lichtstrahlen sammelten sich auf dem Ehebett. Sie waren so hell, dass sie Kate weckten.
    Durch die dünnen Gardinen konnte sie draußen den Mond sehen, ein riesiges, bläulich weißes Rund mit einem dunstigen Hof, das sich nun majestätisch hinter eine Wolkenbank zurückzog. Im Zimmer wurde es dunkel.
    Nick schlief, ganz entspannt, die Sorgenfalten hatten sich geglättet, er sah um Jahre jünger aus. Im Haus war es still. Beth war hinten im Flur im Gästezimmer. Axel und Hannah schliefen unten im Wohnzimmer; dort waren sie vor einem von Kates Lieblingsfilmen eingeschlafen, The Kid mit Bruce Willis.
    Sie warf einen Blick auf den Wecker auf dem Nachttisch. Es war fast halb vier. Sie kuschelte sich in ihr Kissen und versuchte, das Chaos zu sortieren, das sich in ihrem Leben breitgemacht hatte. Sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, wo ihr Vater sein mochte. Irgendwann würde sie es tun müssen, aber nicht jetzt. Morgen war Montag, und der Montag war ausdrücklich für solche Zwecke erschaffen worden.
    Sie schloss die Augen und war schon fast wieder eingeschlafen, als sie ein

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