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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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Teague und die Seinen von Hispaniola vertrieben worden waren.
    Teague, der die neunschwänzige Katze zu Rate zog, wann immer Frechheit oder hartnäckige Faulheit ihn dazu zwangen, hatte sie nie aus ihrem Beutel geholt, um Second Samuel auszupeitschen. Aber wie impertinent dieser Mann war!
    Teague spürte, wie ihm die Galle hochkam, und es wurde dunkel vor ihm. Er legte seine rechte Hand an den Griff der Pistole an seinem Gürtel.
    Dann nahm er sie wieder weg.
    Ein Mann, der sein Vieh misshandelte, war unten in New Orleans nicht gut angesehen, und auf gutes Ansehen bei den entscheidenden Männern war London Teague dringend angewiesen.
    Second Samuel war dreißig Meter weit gekommen, hatte sich dicht zu Tecumseh gebeugt und sprach leise mit dem Pferd, das er schon als Fohlen gekannt hatte, als Teague ihm etwas zurief.
    »Ist Talitha gefunden worden, Samuel?«
    Second Samuel drehte sich um und zog an Tecumsehs Halfter. Das Pferd witterte die Stuten und wollte nicht anhalten. Es wieherte und bäumte sich auf, aber Second Samuel hatte es fest im Griff, dachte über die Frage nach und darüber, was sie für Talitha bedeuten mochte, seine älteste Tochter, die ihm eine schwere Prüfung war.
    Talitha war in der gleichen Nacht, in der die Lady krank geworden war, aus dem Haupthaus verschwunden und seither nicht mehr gesehen worden. Talitha hatte sich schon früher absentiert – sie war ein eigensinniges Mädchen, das gerne in der Gegend herumstreifte. Einmal war sie über Land und durch die Sümpfe bis an den Stadtrand von South Vacherie gewandert – aber so lange war sie noch nie fortgeblieben. Dies war der Nachmittag des dritten Tages, ein Verstoß, der sich nicht länger übersehen ließ. Teague sah das Zögern im Gesicht des Mannes, aber er ließ es ihm durchgehen.
    »Noch nicht wirklich, Mister London.«
    »Wer sucht nach ihr?«
    »Die Leute von Mister Coglin, glaube ich.«
    »Mit den Hunden?«
    »Noch nicht, Mister London. Diese Hunde können auf der Hatz nicht an sich halten und richten Schäden an. Sie sagen immer, dass Sie keine Schäden an ihrem Vieh wollen.«
    Teague nickte, entließ ihn mit einer Handbewegung, schritt langsam die knarrenden Stufen hinauf und trat durch die offene Tür. Die Vorhalle war leer, aber im Haus stank es nach Krankheit und Tod. Ganz nach altem Brauch war der große goldgerahmte Spiegel in der Vorhalle mit schwarzem Tuch verhüllt worden, genau wie die anderen Spiegel im Haus.
    Die Iren glaubten, dass die Geister der frisch Verstorbenen in einen unverhüllten Spiegel eindrangen und dort Wohnung nahmen, auf ewig gefangen zwischen zwei Welten.
    Also wurden alle Spiegel verhüllt.
    Teague holte tief Luft und hielt den Atem an.
    Tod.
    Der strenge Geruch des Todes und des Sterbens im ganzen Haus. Wie ein Pesthauch strömte er die Haupttreppe hinunter und sammelte sich zu seinen Füßen. Er warf einen Blick ins Musikzimmer und sah, dass es noch immer von Mister Aukinlek heimgesucht wurde. Er atmete aus, klopfte sich den Staub von den Reithosen, schabte sich an der Bürstenleiste an der Tür die Stiefel ab und ging nach seinem Tabaksbeutel suchen.
    Ein paar Minuten nach Mitternacht saß Teague noch immer in einem Schaukelstuhl aus Korbgeflecht auf dem Balkon vor dem Jasminzimmer, noch immer in seiner Reitkleidung; die blaue Jacke hing hinter ihm an einer Leiste. Er rauchte eine mit Latakia gestopfte Bruyèrepfeife und stützte sich mit den Stiefeln an der Brüstung ab.
    Durch die offenen Glastüren hinter sich konnte er die leisen Stimmen der Frauen hören, die Anora pflegten, den monotonen Singsang von Aukinlek bei der Letzten Ölung, und darunter Anoras leises Quengeln, während sie ihr den Leib mit Essigschwämmchen abrieben und ihr die geschwollenen Lippen mit Eis betupften.
    Er atmete tief und keuchend ein und schüttelte die wilde Mähne. Selbst der Rauch aus seiner Pfeife konnte den Geruch nach Krankenzimmer nicht ganz überdecken.
    Er wuchtete sich aus dem Schaukelstuhl und ging ein paar Schritte auf dem Balkon, seine Sporen klirrten und die alten Bohlen knarrten unter seinem Gewicht. Er kam ganz nah an Kate vorbei, die an den französischen Türen im Schatten stand. Kate konnte den Tabak riechen und den Schweißgestank in seinen Kleidern.
    Teague war ein großer dicker Mann, an die ein Meter neunzig, über neunzig Kilo schwer, das meiste davon noch immer Muskelfleisch. Aber heute Abend spürte er das Gewicht seiner Jahre. Es lastete schwer auf ihm, alles, was hatte getan werden müssen

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