Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Titel: Die Rückkehr der Karavellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
Vom Netzwerk:
Fischfutter kauft, kleine Dosen mit Schwimmflossen auf dem Papier der Etiketten. Und es gab die beiden vertikalen Särge der Fahrstühle, die wie fromme Seelen von Etage zu Etage auf dem Weg zur Dachterrasse hinaufstiegen, von der aus man den Tejo und die Lastschiffe sehen konnte, auf denen König Fernando den Hof von Almada nach Lixboa transportierte, den Leuchtturm, endlose Dünen, die Locklichter der Fischer und die windige Stille des Himmels.
    Er landete im siebten Stock in einem Tunnel, der eine Plantage von Fußmatten war, begleitet vom entsprechenden Mülleimer, den die Portierfrau noch immer nicht eingesammelt hatte, und stolperte mit dem Koffer an den Panzerschranktüren entlang, die in meiner Augenhöhe ein Spählöchlein besaßen, damit die Bewohner mich klein, gekrümmt, mit absurden Gesten von der Linse verformt sehen konnten, wie ich das Gepäck auf den Boden stellte, den Schlüssel herausholte, in die winzige Wohnung trat, die einen Balkon über den Wellen und den Kanus besaß und die ich vor zwölf Jahren in Hinblick auf die Rente kaufte, auf ein Alter des entspannten Faulenzens auf Polstersesseln vor den Sommersonnenuntergängen, frei von afrikanischem Sumpffieber, zur Mittagszeit einsam im Unterwasserfrieden der spanischen Galeonen geknabberter Meerestiere.
    Er schob die Tür am Griff auf, packte wieder den Koffer, schaltete das Licht ein und stand vor fünf oder sechs auf dem Fußboden ausgebreiteten Matratzen, vor von Leichenhallenlaken bedeckten Gestalten, Konservenbüchsen, Weinflaschen
und einem Mann im Unterhemd mit zerzausten Haarsträhnen, der sich barfüßig mit Besitzerempörung von einem Sofa erhob. Was fällt Ihnen denn ein? Was fällt Ihnen denn ein?
    Ein Kind brach im angrenzenden Raum in gräßliches Geschrei aus, und einige der Lakengestalten erhoben sich ihrerseits und gähnten: zwei blonde Jungen mit sommersprossigen Lämmerlippen, eine Neunzigjährige, die ein Wolljäckchen gegen die Brust gedrückt hielt, ein kleiner Junge, der mich aus dem Sumpf seiner Augenhöhlen anstarrte. Der mit den Haarsträhnen, der nun stand und dem die Hosenträger an der Hose herunterhingen, zeigte mit quadratischem, anklagendem, riesigem Finger auf mich und sagte immer wieder unendlich beleidigt, Was fällt Ihnen denn ein?, was fällt Ihnen denn ein? Und Manoel de Sousa de Sepúlveda bemerkte, daß sogar auf dem Balkon Leute in Wollhemden schliefen, mit denen sie sich vor dem Morgentau schützten, auf Kissen, Decken, Strohsäcken, Bastmatten, auf aufblasbaren Schwänen, die Nasen an den Fensterscheiben plattgedrückt wie Geisterheilbutts. Meine Masken aus Lunda waren von den Wänden verschwunden, mein Mahagonischrank hatte sich in Luft aufgelöst, wo ist mein Leopardenschild, ich sehe es nicht, wo sind meine Elfenbeinelefanten, sie haben sie mir gestohlen, wo sind meine Regale mit den Fossilien, meine äquatorialen Käfer, meine Bilder mit den Brandrodungen, denn was ich hier jetzt vorfinde, sind nur Wäscheleinen, an denen Zigeunerblusen trocknen, Löcher im Putz, Teller mit Resten vom Mittagessen, ein Geruch nach saurer Milch und Dritter-Klasse-Abteilen, die Neunzigjährige mit der Wolljacke, die Blut in einen Nachttopf spuckt.

    Die blonden Jungen mit den Lammlippen (wo sind meine österreichischen Stühle, das Aneroidbarometer, das ich von meinem Vater geerbt habe, meine von einem Tropfen Säure blitzschnell getöteten Schmetterlinge aus Moçâmedes), rutschen auf den Matratzen auf ihn zu, jeder mit seinem Flaschenhals in der Hand, von dem mit den Haarsträhnen angestachelt, der sich mit der Hand auf die unschuldigen Brusthaare schlug und die Heilbutte vom Balkon als Zeugen seines Unglücks herbeirief:
    – Hat man so etwas schon mal erlebt, verdammte Scheiße? Hat man so etwas schon mal erlebt? Wenn das kein Hausfriedensbruch ist!
    – Die Wohnung gehört mir, sagte Manoel de Sousa de Sepúlveda zu den Schleimauswürfen der Neunzigjährigen (und mein Fernglas zum Schülerinnenbelauern, und die Bonbons, die ich in Badajoz gekauft habe, um sie in Versuchung zu führen, und die unwiderstehlichen Locken der Perücke zum Jüngeraussehen?), während er zurückwich, über eine Flasche stolperte, sich auf einen Schemel stützte, um sich wieder aufzurichten, murmelte, nachdachte, mit der versagenden Stimme der Niederlage murmelte, Ich habe sie vor mehr als elf Jahren gekauft, ich bin gerade aus Afrika zurückgekommen (und meine dunkle Brille und mein Sonnenhut, und der Schulschluß der Lyzeumsmulatinnen

Weitere Kostenlose Bücher