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Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Titel: Die Rückkehr der Karavellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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fischähnlich aus einem Henkelkorb herlugenden Gesichtern aus der Dunkelheit emporsteigen ließen. Er erklärte mir dies alles in einem ersten Stock in Arco do Carvalhão, wo Häkelrechtecke auf den Sesseln lagen und ein Fischer aus versilbertem Metall in Schottenbluse auf einer Kommode seine Netze einholte, während die Mulattin, die ein ganzes Sofa mit den Schuppen ihrer Hinterbacken besetzte, ihre blutegeldicken Finger gespreizt wie die der Frösche in den Waschtrögen hielt. Außer dem Fischer standen überall orientalische Reisesouvenirs herum, japanische Laternen, aus Felsenstalaktiten modellierte Götter, ein Stück der linken Lunge Buddhas in einem Laborröhrchen mit einem Aufkleber aus Pflaster und die Haarsträhne eines etruskischen Prinzen in einem Kupfermedaillon. Fernão Mendes Pinto zeigte ihm das bereits mit der Maschine geschriebene Bündel seiner umfangreichen Reiseberichte (irgendwann gebe ich den ganzen Kram einem Verleger), holte die Flasche Drambuie aus einem Schrank voller knorpeliger Quallen unter dem rührenden Ölbild eines weinenden Jungen, und beim achten Drink bot er dem Schutzheiligen von Setúbal an, eine seiner Geschäftsfilialen in einem heruntergekommenen Gebäude hinter der Militärakademie zu leiten, und ich gebe dir weniger als eine Woche um sie auf Vordermann zu bringen.

    Senhor Francisco Xavier begann damit, die Nachkömmlinge, die er von unzähligen Konkubinen bekommen hatte, in diese sogenannten Wände zu verlagern, und dies aus Zügellosigkeit und Unwissenheit, meine geliebten Brüder, denn Gott hat mich lange schon zu seinem Erwählten gemacht, eben jene Nachkommen, die zusammen mit meiner sanften, verständnisvollen Mutter unter dem Aquädukt Königs D. João V., das das Wasser nach Lixboa brachte, schliefen und ewig von den Tropfen erkältet waren, die sich vom Stein lösten, um ihnen auf perfide Weise längs der eiskalten Bewässerungsrinne des Nackens herunterzurinnen. Freunde ohne Arbeit, Trunkenbolde ohne einen Heller und Mülltonnendurchsucher halfen ihm, die Wände mit Pappstücken und Ziegelresten zu reparieren, stahlen Betten, WCs und bauchige Matratzen aus den Lagern der Schrotthändler, trugen sie in einer Schmugglerprozession durch die nächtliche Stadt an der Ungläubigkeit der Barportiers vorbei, die von den schwebenden Nachttischen erschreckt wurden. Vier Tage später durchquerte er zu Fuß die Stadt, den Mantel an den Fersen, um Fernão Mendes Pinto davon zu informieren, daß dank eines halben Dutzend der Heiligen Jungfrau und den kleinen Hirten von Fátima abgegebener Versprechen die Pension Apóstolo das Índias bereit war, eventuell auftauchende Sünder aus den Tropen aufzunehmen. Er traf den Bukanier mit Brille und im Morgenmantel neben der kleinen Statue aus Nazaré und seiner unzähligen Nutzlosigkeiten sitzend die Aufzeichnungen seiner Heldentaten mit einem Vierfarbendrehbleistift zu redigieren. Der Industrielle reinigte mit langsamem Löschpapier den Filter seiner Zigarettenspitze.

    – Sehr gut mein Mönchlein, sagte er, der gerade mit den Schicksalswendungen eines chinesischen Massakers beschäftigt war. Am Samstag werden mindestens sechs Flugzeuge und zwei Fregatten aus Guinea landen: Wegen dieser schwachsinnigen Demokratie hauen sie wie die Ratten vor den Niggern ab.
    Er selber wollte in Begleitung der Mulattin mit den Besitzerinnen der Nachtclubs von Arroios reden, Zahlen auf Papierservietten zusammenzählen, damit sie eine zukünftige Herde Tagiden akzeptierten, er lieferte mir sieben Dutzend Lamékleider und drei Dosen Pomade gegen Geschlechtskrankheiten, Make-up, Puder, Lidschattenstifte und Haarklammern, befand kopfnickend die Zimmer für gut und erklärte im Weggehen, während er, den Steinen Fußtritte versetzend, den Hügel hinunterging, Ich will, daß übermorgen mindestens fünfundzwanzig Nutten da unten arbeiten.
    Falls noch Beweise für die endgültige Gewißheit nötig gewesen wären, daß Gott mit mir ist, ist die Tatsache einer, daß ich am Montag achtunddreißig mit Pailletten und Stolen verschönte Afrikanerinnen in die Diskotheken der Avenida Almirante Reis und des Martim Moniz Platzes geschickt habe, einmal abgesehen von denen, o Diener Gottes, die ihre langsamen Hüften in den Parks und Hinterhöfen der Stadt von Belém bis nach Ajuda verteilten und auf dem Bürgersteig geduldige Malboros rauchten. In kurzer Zeit und dank des Segens unseres Vaters nahm eine riesige Herde zum Glauben Bekehrter alle Stadtteile Lixboas bis hin

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