Die Rueckkehr der Krieger
einfach eine Frage von Wissen, das man erworben und richtig eingesetzt hat.«
Barrabas stand auf und schwebte dann von seinem Sitz hinunter auf das Parkett der Kammer. »Wer seine Feinde und sich selbst gut genug kennt, gewinnt jede Schlacht, doch wer den Feind oder sich selbst falsch einschätzt, hat verloren.«
Drakos zog die Brauen nach oben. »Sun Tzu?«
Barrabas nickte mit dem Kopf. »Ein echter Meister der Strategie.«
»War er auch einer von uns?«
»Nein, erstaunlicherweise nicht. Wenn ich nur die Gelegenheit gehabt hätte ⦠Nun, das ist jetzt irrelevant. Was hast du zu sagen?«
»Unsere Spione berichten, dass sie keinerlei Hinweise darauf gefunden haben, was mit Terminus und seiner Vorhut geschehen ist. Wir â¦Â«
Doch bevor Drakos seinen Satz zu Ende bringen konnte, breitete sich eisige Kälte in der Halle aus. Das Licht schien fahl zu werden, und ein Hauch von Galle und Tod mischte sich in die Luft.
Kein Laut war erklungen, doch die Lautlosigkeit selbst gellte in ihren Ohren und zwang sie beide in die Knie.
Röchelnd und um Atem ringend, hatte Barrabas kaum ihren Namen auf den Lippen, bevor sie zu ihm sprach.
Anubisa, Göttin der Nacht.
In ihrer Stimme erklangen die Totenglocke vor dem Galgen und die Axt des Henkers, kreischten die Todesschreie der Menschen, denen Splitter gemahlenen Glases die Stimmbänder zerschlissen.
Und doch war die Stimme seltsam leblos und still, wie der Tod, der einem Wiegenkind den Atem stiehlt.
Wie er sie es hatte tun sehen â und nicht nur den Atem, sondern das Blut noch dazu.
Und er hatte ihr dabei geholfen .
Die Scherben seines lange hingemordeten Gewissens schienen in seine Leber gelangt zu sein und piesackten ihn.
Sie kurbelten durch sein Gehirn.
Die Marter warf ihn schreiend vor Schmerz auf den Boden, noch bevor sie ihren ersten Satz beendet hatte. Dann brachte er keinen Laut mehr hervor.
Er brach zusammen und fiel auf sein Gesicht neben dem bewusstlosen Körper seines Generals.
»Du wirst stärker, Barrabas«, schnurrte sie tödlich verführerisch. »Beim letzten Mal warst du schon von deiner eigenen Pisse getränkt, bevor ich auch nur ein Wörtchen gesagt hatte.«
Er riss seinen Kopf mit einem Ruck zur Seite und versuchte, ihr ins Gesicht zu sehen. Die Luft schien noch eisiger zu werden, und sein Darm fühlte sich an wie Wasser.
Er hätte ja gern darum gebetet, sich nicht mit Kot zu beschmutzen, aber an wen richtet ein Fürst der Nacht sein Gebet?
An die Viper von Göttin vor ihm, natürlich. Und die kannte weder Gnade noch Erbarmen.
Er presste seine Hinterbacken zusammen und hörte zu. Sie lachte. Beim Klang ihres Lachens starb Lebendiges ab. Auch das hatte er gesehen.
In seinem Kopf platzte eine kleine Ader, und Blut ergoss sich durch seine Nase. Er lag still, während das Rinnsal an seinem Gesicht herunterlief und unter seiner Wange eine Lache bildete.
»Ist das eine kleine Opfergabe an mich, Lord Barnes? Du siehst, ich kenne natürlich deine lächerlichen Versuche, deinen wahren Namen vor diesen Schafen zu verbergen.«
Alles, was er von ihr sehen konnte, waren ihre Fingerspitzen und der untere Teil ihrer seidenen Robe. Sie trug WeiÃ. Eine Travestie â jungfräuliches Weià an der Göttin aller bösen Lüste.
Gerade darum machte es ihr so viel SpaÃ.
Das hatte sie ihm einmal erzählt, und dann hatte sie ihm das Rückgrat gebrochen.
Immer und immer wieder.
Mit Schaudern dachte er daran zurück, und auch daran, dass er sie am Ende angefleht hatte, ihm Schmerzen zu bereiten, ihn zu erniedrigen.
Er hatte sie angefleht, ihre krankhaften Perversionen an ihm auszulassen.
Sie machte eine Geste mit der Hand und erlöste ihn. Obwohl er sich nun wieder bewegen konnte, sah er sich vor, es zu tun.
Er kannte ihre Spielchen.
»Erhebe dich, mein lieber Barrabas. Wie ich dieser Sickergrube von Hirn in deinem Schädel entnehme, erinnerst du dich mit einer gewissen ⦠Sehnsucht an den SpaÃ, den wir miteinander hatten. Soll ich dir noch einmal mit meinen kleinen Helferlein Vergnügen bereiten?«
Er stand auf und unterdrückte mit Gewalt das Beben, das seinen ganzen Körper erzittern lieÃ. Ihre Helferlein. Peitschen mit Widerhaken, stählerne Fesseln, die um mehr als nur Arme und Beine gelegt werden konnten.
Er wagte einen kurzen Blick auf sie. Sie war unverändert, höchstens noch schöner als vor
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