Die Rueckkehr der Krieger

dreihundert Jahren, als er sie zum letzten Mal gesehen hatte.
    Sie gefühlt hatte.
    Und fast den endgültigen Tod dabei gestorben war.
    Seidige Wogen nachtschwarzen Haares flossen auf Kurven von solcher Perfektion, dass sie einen Menschenmann in den sabbernden Wahn getrieben hätten. Augen, schwarz wie verdammte Seelen mit einem roten Glimmen in den Pupillen, richteten ihren durchdringenden Blick auf ihn.
    Sie musste gut gelaunt sein.
    Vielleicht würde sie ihn am Leben lassen. Wenigstens diesmal noch.
    Â»Hast du Angst, mir zu antworten, Lord Barrabas?« Diese Stimme, getränkt mit Sarkasmus, zog einem die Haut in Streifen vom Leib.
    Auch das hatte er mit ihr getan.
    Â»Ich … vergebt mir, Göttin. Mir fehlen die Worte im Angesicht Eurer Schönheit«, stammelte er, in der Gewissheit, dass sie für Schmeichelei immer empfänglich war. Zwar war sie der personifizierte Tod, doch der Tod in seiner alten, weiblichen Form. Hübsche Worte erregten ihre Aufmerksamkeit wie Glitzerzeug die einer Krähe.
    Â»Ja. Ja, ich bin schön, Barrabas«, brüstete sie sich, »aber der Fluch Poseidons hat mich schon viel zu lange davon abgehalten, meine Lieblingsspiele zu spielen. Doch dieser Tag und der Abend davor haben mir große Freude gebracht, mein junger Freund. Soll ich dir verraten, warum?«
    Obwohl er schon dreitausend Jahre alt war, wagte der »junge Freund« nur ein stummes Nicken.
    Sie liebkoste spielerisch mit einem Finger seine Wange, und seine Haut brutzelte und brannte unter ihrer Berührung. Er strengte sich an, nicht zusammenzuzucken.
    Â»Unser Prinzchen selbst hat Poseidons Bann gebrochen. Er hat einem der Schäfchen von der Existenz von Atlantis erzählt und damit das Gebot dieses Scheißkerls von Meeresgott aufgehoben, das mir auferlegt hat, darüber zu schweigen«, sagte sie, und ihre Röcke wirbelten mit der Vehemenz ihres Zorns um sie.
    Barrabas sog überrascht den Atem ein. »Atlantis? Der verlorene Kontinent aus der Sage existiert wirklich?«
    Sie lächelte wieder und zeigte dabei viel zu viele Zähne, glänzende, messerscharfe Zähne. Hypnotisiert von diesem Anblick, beugte er sich vor, doch sie drehte sich lächelnd weg.
    Â»Nein, Barrabas, mir ist nicht danach, dich noch einmal zu kosten. Jetzt sprechen wir erst von Atlantis, und ich werde dir sagen, wie du in meine Pläne passt. Danach«, sie lächelte wieder und tippte Drakos’ bewegungslose Gestalt mit der Spitze ihres Pumps an. »Danach bringe ich deinem General bei, wie man spielt.«

21
    Riley stemmte eine Hand in die Seite, während sie mit der anderen immer noch Quinn stützte, und sah missmutig diesen wandelnden Berg von Muskeln an, der sich ihr in den Weg stellte. »Sieh mal, Bastien, ich schätze deine Treue zu Conlan wirklich, aber Brennan hat uns schon gehen lassen, und meine Schwester braucht dringend einen Arzt.«
    Eine Spur echter Sympathie huschte über Bastiens stattliches Gesicht, aber er schüttelte den Kopf und überkreuzte die Arme vor seinem enormen Brustkorb. »Es tut mir leid, Lady Riley, aber ich kann Euch nicht passieren lassen.«
    Riley hörte ein scharfes Klicken, und plötzlich war eine tödliche Messerklinge an Bastiens Halsschlagader, eine Klinge, deren Handgriff in Quinns Faust steckte.
    Riley schnappte hörbar nach Luft, aber Bastien seufzte nur auf, als ob ihn diese zehn oder zwölf Zentimeter Stahl an seiner Kehle überhaupt nichts angingen.
    Quinn bewegte sich von Riley weg und schob sie mit ihrem freien Arm ein wenig nach hinten. »Jetzt hör mir gut zu, mein Junge. Du lässt jetzt meine Schwester und mich verschwinden, oder ich schlitze dir die Halsschlagader auf, bevor du noch ›weißer Riese‹ sagen kannst.«
    Bastien lächelte milde. »Mich wundert es nicht, dass Ihr den Mut eines fünfmal so großen Kriegers habt, kleine Frau. In Euch fließt das gleiche Blut wie in Eurer Schwester. Hat man Euch mit Tigermilch gestillt?«
    Riley riss sich aus ihrem Schockzustand und griff nach dem Arm ihrer Schwester. »Quinn! Hör auf! Diese Männer da sind … das sind die Guten, nicht die Bösen.«
    Quinn drehte sich zu ihrer Schwester um und sah ihr in die Augen, ohne das Messer von der Stelle zu nehmen. »Riley, es gibt Dinge, die du nicht verstehst. Diese toten Männer – das waren …«
    Â»Das waren Metamorphen und atlantische Krieger«, sagte