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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Außerdem hatte Wiktor erzählt, dass er Xenia Stanislawskaja liebte.
    »Und was ist mit ihr?«, fragte Wolgin.
    »Was soll mit ihr sein? Sie beachtet mich gar nicht.«
    Wolgin schmunzelte. Während der kurzen Zeit, die bisher zusammen verbracht wurde, hatte er sich bereits jeden einzelnen genau angesehen. Obwohl Wtorow als Ältester unter den Raumfahrern einige Jahre älter war als Wolgin, und die anderen entweder genauso alt oder etwas jünger, wurde Dmitrij einfach nicht das Gefühl los, dass sie alle im Vergleich zu ihm wie Kinder waren. Er sah sie an, wie ein Greis von dem Olymp seiner Lebenserfahrung auf die jungen Leute herunter schauen würde. Er wusste, dass dieses Gefühl falsch war und dass seine Freunde viel mehr Wissen besaßen und viel weiter entwickelt waren als er.
    Nichtsdestotrotz hatten sich bei ihm bereits Meinungen über die einzelnen gebildet. Wtorow, Oserow, Krischweskij, Melnikowa und Stanislawskaja hatten ihm sehr gut gefallen. Kotow, der immer grimmig und dessen Gesicht immer finster war, hatte auf ihn eher einen unangenehmen Eindruck gemacht, und die anderen hatte er sich noch nicht genau angesehen. Was er aber eindeutig bemerkt hatte, war die Tatsache, dass Xenia Nikolajewna Wiktor deutlich vor den anderen bevorzugte. Das stand außer Zweifel - Wolgin fing oft ihre Blicke auf, die auf Wiktor gerichtet waren, und war nun davon überzeugt, dass sein neuer Freund sich eindeutig irrte. Er erzählte aber nichts von seinen Beobachtungen - es war nicht nötig, davon zu sprechen. Alles würde sich mit der Zeit von selbst herausstellen.
    Die alte, immer wieder junge Geschichte ... So war es schon immer gewesen, und die vergangenen Jahrhunderte hatten nichts daran geändert. Wolgin erinnerte sich an seine Beobachtungen bezüglich Mary und Wladilen - dass Wladilen ebenfalls verliebt war, wusste er schon seit langem. Ein starker entschlossener Mann wurde immer schüchtern wie ein kleiner Junge, wenn seine Liebe dabei war, und war davon überzeugt, dass Mary ihn nicht liebte.
    >Liebe, Freundschaft, Sympathie und Antipathie<, dachte Wolgin, >all das wird niemals verschwinden, all das wird immer seine Rolle im Leben jeder Gesellschaft spielen. Und jeder Mensch wird, wenn seine Stunde erst geschlagen ist, das gleiche verspüren wie seine Vorfahren. Oserow und Wladilen verhalten sich vollkommen gleich, obwohl sie zu verschiedenen Jahrhunderten gehören. Übrigens, wie hat man eigentlich das Familienproblem gelöst? Ich weiß nicht mal das, ich weiß und sehe gar nichts, so wie es aussieht. Nee, genug der Einsamkeit — es wird langsam Zeit, ins gesellschaftliche Leben einzutauchen.<
    Jetzt würde es für ihn viel leichter sein, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er war nicht mehr allein - nun waren zwölf Freunde bei ihm, die alles genauso wahrnahmen wie er selbst, mit denen er alle seine Zweifel teilen konnte, von denen er in einer schwierigen Minute immer Unterstützung bekommen würde und die ihn immer und bei allem verstehen würden.
    Seine Erinnerungen kehrten wieder zu den letzten Tagen zurück.
    Lucius hatte Recht gehabt: Die Raumfahrer wollten sich nicht wieder von Wolgin trennen und hatten ihn gebeten, sie mit seinem Aref nach Leningrad zu mitzunehmen. Wtorow, Melnikowa, Kotow, Fjodorow und beide Astronomen stammten aus Leningrad, und alle anderen summten zu, sie zuerst dorthin zu begleiten und dann Moskau, Kiew, Warschau und so weiter zu besuchen - all diese Städte trugen nach wie vor dieselben Namen. George Wilson war der einzige, der vorher nicht in der Sowjetunion gelebt hatte, und seine Heimatstadt Bredford, die einst das Zentrum der Wollindustrie war, existierte heutzutage nicht mehr.
    »Das macht nichts«, sagte Wilson, als er davon hörte, »ich habe mein halbes Leben in London verbracht, und das steht doch noch, oder?«
    Selbstverständlich hatte man London sofort ebenfalls in die Reiseroute eingetragen.
    Weil Wolgin sich davor fürchtete, einen so großen Aref selbständig zu fliegen, bat er Wladilen, mitzukommen.
    »Wovor hast du denn Angst?«, fragte Wladilen. »Ob nun groß oder klein, alle Arefs werden gleich gesteuert und sind gleichermaßen sicher.«
    Dennoch bestand Wolgin darauf, und Wladilen stimmte zu. Mary, die von Melnikowa eingeladen wurde, nahm den fünfzehnten Platz in der Kabine -beide Frauen waren sich gleich beim ersten Treffen sympathisch gewesen.
    Für Wolgin war es interessant, den Eindruck zu beobachten, den die neue Technik auf die Menschen machte, die sich

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