Die Rueckkehr der Phaetonen
bald kann ich wieder arbeiten.« Er schmunzelte. »So hat es der Professor gesagt, und wer soll es denn besser wissen als er, nicht wahr? Also, liebe Wera Andrejewna, bitte ich Sie, anzurufen und zu sagen, dass man heute Abend keine Pflegerin hierher schicken soll.«
»Das geht nicht, Dmitrij Alexandrowitsch. Der Professor hat gesagt...«
»Ich weiß, was er gesagt hat«, unterbrach Wolgin. »Jedenfalls weiß ich, was er hier, in diesem Zimmer gesagt hat. Vor der Tür sagte er dann bestimmt etwas anderes ... Also, das waren seine Worte: Der Patient fühlt sich viel besser und muss so viel wie möglich schlafen. Genau das habe ich auch vor. Und die Pflegerinnen stören mich nur. Sie halten es für notwendig, mich mit einem Gespräch zu unterhalten ... das nervt.«
Wera Andrejewna lächelte, beugte sich zu ihm und rückte fürsorglich die Decke zurecht. »Und dennoch«, sagte sie, »geht das nicht. Der Professor verlangt, dass in der Nacht unbedingt eine Pflegerin da ist. Es kann sein, dass Sie sich plötzlich schlechter fühlen. Wenn die Pflegerin Sie stört, können wir sie auch im Nachbarzimmer unterbringen.«
Wolgin verzog das Gesicht. Er hatte den Wunsch, zu sagen, dass man ihn seine letzten Tage in Ruhe verbringen lassen solle, sagte aber stattdessen etwas anderes: »Sie wird doch jede halbe Stunde hier rein kommen und ich schlafe sehr leicht... Es wäre wirklich besser, meine Bitte zu erfüllen — ein Kranker braucht seine Ruhe.«
»Wie ich sehe, werden Sie launisch. Das ist sehr gut, das ist ein Zeichen der Genesung. Aber ihrer Laune nachkommen können wir auf keinen Fall. Die Schwester muss wachen. Sie wird Sie nicht stören, man wird ihr sagen, dass sie nicht zu Ihnen rein gehen soll. Und wenn Sie dann etwas brauchen, klingeln Sie. Einverstanden?«
»Das ist keine Laune«, sagte Wolgin seufzend. »Sie verstehen doch alles, werden es aber niemals zugeben. Also meinetwegen.«
»Also sind Sie einverstanden?«
»Ja, für einen Kranken ist es schwer, die Gesunden um ihn herum zu überzeugen. Meinetwegen«, wiederholte Wolgin. »Ich hätte eine andere Bitte an Sie. Rufen Sie bitte beim Wetterdienst an und lassen sich die Vorhersage für morgen geben. Das ist sehr wichtig für mich ...«
Wera Andrejewna sah den Kranken erschrocken an. »Was haben Sie gesagt?«, fragte sie nach, offenbar in der Hoffnung, sich verhört zu haben.
Doch Wolgin wiederholte deutlich seine Bitte. »Es ist sehr wichtig für mich«, sagte er noch einmal. »Sie können auch noch zusätzlich beim Flugplatz anrufen, dort weiß man immer, wie das Wetter morgen wird ...« Er sah die deutliche Verwirrung im Gesicht seiner Gesprächspartnerin und wusste sofort, was der Grund dafür war. »Das ist kein Fieberwahn, wie Sie zweifellos denken. Die Sache ist ganz einfach. Ich habe wirklich die Nase voll vom Regen, das ist schon alles. Bei gutem Wetter zu sterben ist viel angenehmer als bei schlechtem«, scherzte er. »Und außerdem möchte ich noch einmal den Turm sehen ...«
Mit der Wachsamkeit, die allen Kranken eigen ist, bemerkte er sofort, dass Wera Andrejewna seinen Worten vom nahen Tod nicht widersprochen hatte. Sein Herz schlug etwas schneller. Ja, das war eindeutig. Der Tod war ganz nah, er stand sozusagen bereits neben ihm.
»Michail Petrowitsch ist noch nicht zurück«, sagte die Frau zögernd.
»Was hat er denn damit zu tun? Oder haben Sie verlernt, wie man ein Telefon benutzt? Oder etwa Französisch vergessen? Wo ist Michail überhaupt, wenn wir schon darüber reden?«
»Gut, ich werde anrufen«, sagte sie. »Michail Petrowitsch ist zum Ministerium gefahren. Versuchen Sie einzuschlafen, Dmitrij Alexandrowitsch. Soll ich vielleicht die Vorhänge zuziehen?«
»Nein, es ist noch zu früh, um das Licht anzumachen.«
Wera Andrejewnah ging eilig aus dem Zimmer.
Wolgin sah ihr mit undeutlichem Schuldgefühl nach. Sie hatte seine Bitte für Fieberwahn gehalten. Kein Wunder - jeder andere würde an ihrer Stelle genau dasselbe denken. Wozu könnte ein ans Bett gefesselter halbtoter Mensch einen Wetterbericht gebrauchen?
>Wirklich, wo kommt denn dieser aufdringliche Wunsch her, noch mal den Eiffelturm zu sehen?<, dachte er. >Irgendwas stimmt nicht mit meinem Kopf. Der Verstand trübt sich - was könnte schlimmer sein ...<
»Ich wünschte, es wäre schon so weit...«, flüsterte Wolgin.
Aber sein Verstand war heute klarer als sonst. Er erinnerte sich an den Anfang seiner Krankheit. Man wollte ihn nach Hause schicken. Er widersetzte
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