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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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genau wie er selbst plötzlich in ferner Zukunft wieder gefunden hatten. Die Kosmonauten hatten ebenfalls keine Ahnung von den Errungenschaften der Technik und Wissenschaft, die in ihrer Abwesenheit gemacht worden waren, und waren im Vergleich zu modernen Menschen auch nicht viel mehr als kleine Kinder. Aber sie verhielten sich völlig anders als Wolgin - Wtorow, Kotow und Oserow hatten Wladilen sofort mit Fragen überhäuft, die Wolgin genau wie die Antworten übersetzen musste. Während er diesem Gespräch zuhörte, begriff er, dass seine Befürchtung, den anderen wie ein Wilder vorzukommen, ein einziger großer Irrtum gewesen war. Die Raumfahrer hatten überhaupt keine Angst davor - sie stellten ihre Unkenntnis sozusagen offen zur Schau. Man sah sofort, dass sie es nicht vorhatten, das moderne Leben zuerst in Abgeschiedenheit zu erlernen, bevor sie hinein tauchten, so wie Wolgin es getan hatte
    - nein, die packten den Stier sozusagen direkt an den Hörnern. Und die Antworten von Wladilen, die Wolgin hörte, verhalfen auch ihn selbst zum besseren Verständnis von der Konstruktion und Steuerung des Arefs, auch wenn er diese Maschine bereits seit einigen Monaten kannte und nicht erst seit einer Stunde wie die Astronauten. Schließlich, als Kotow ihn bat, ihn auf den Pilotensitz zu lassen und die Maschine anschließend selbst flog, wobei er sie keineswegs schlechter steigen und sinken ließ als Wolgin vorher, hatte Dmitrij endgültig begriffen, dass der von ihm gewählte Weg falsch gewesen war. Also gut<, dachte er, >besser spät, als nie. Von jetzt an bloß keine Schüchternheit mehr.«
    Wilson und Kriwonossow interessierten sich für das Taschenteleoff. Zu Wolgins Erstaunen konnten weder Wladilen noch Mary ihre diesbezüglichen Fragen beantworten. »Alles kann man eben auch nicht wissen«, bemerkte Michail Philippowitsch. »Wir können ja später einen Spezialisten fragen.«
    In Leningrad wartete bereits das Haus, das für sie vorbereitet war. »Ein Palast!«, sagte Kriwonossow. Das zweistöckige Haus befand sich auf der Irina-Wolgina-Straße. Der gleiche Nachname war Wtorows Aufmerksamkeit natürlich nicht entgangen, und er fragte sofort, ob das ein Zufall sei. Also musste Wolgin von seiner Ehefrau erzählen.
    Die Reaktion auf seine Erzählung bestand aus mitfühlendem Schweigen. Dann sagte Wtorow: »Sowohl Sie wie auch Ihre Frau haben die Unsterblichkeit verdient. Das muss Sie doch trösten.«
    »Aber ich bin am Leben«, entgegnete Wolgin, »und Irina ...«
    Darauf wusste Wtorow keine Antwort mehr. Aber Oserow wusste, was er tun sollte - er ging einfach zu Wolgin und schloss ihn in die Arme.
    In den ersten zwei Tagen wurden Wladilen, Mary und Sergej von einer Flut an Fragen überschüttet. Die Raumfahrer wollten alles erkennen und verstehen, und zwar sofort und ohne zu warten. Auch Wolgin selbst wurde immer wieder etwas gefragt. »Merkwürdig«, sagte Kotow, als sich herausgestellt hatte, dass Wolgin so wenig von seiner Umgebung wusste. »Was haben Sie denn diese ganze Zeit getrieben?«
    Oserow kam seinem Freund sofort zu Hilfe. »Du vergisst, dass Dmitrij eine schwere Operation hinter sich hat«, sagte er. »Außerdem ist er ein ehemaliger Jurist und kennt nicht einmal die Technik aus seinem Jahrhundert so gut.«
    »Daran liegt es nicht«, erwiderte Wolgin. »Ich habe mich einfach nur für eine falsche Verhaltensweise entschieden - und ihr habt mir gezeigt, welche die richtige ist.«
    Die Kosmonauten verbrachten ähnlich wie Wolgin ganze Tage im Oktoberpark. Aber auch hier verhielten sie sich ganz anders und erinnerten an ausländische Touristen. Sie interessierten sich für alles, fragten nach allem, sprachen jeden an, der ihnen begegnete, und führten lange Gespräche, die alle möglichen Lebensbereiche betrafen. Wolgin musste unwillkürlich an diesen Gesprächen teilnehmen, weil die Gesprächspartner sich ohne ihn gar nicht erst verstanden hätten, und erfuhr so in zwei Tagen mehr als in den gesamten vergangenen Monaten. Das Ganze war ihm peinlich, mehr noch, er schämte sich wegen seiner früheren Verhaltensweise - sich zu verschließen und alles Neue und Unbekannte mit äußerer Gleichgültigkeit zu empfangen erschien ihm jetzt einfach nur dumm. >Ich habe doch dadurch so viel Zeit verloren«, dachte er verärgert. >Wie konnte ich denn überhaupt zu der Ansicht kommen, dass diese dumme Zurückhaltung richtig war?<
    Später erzählte er das alles Oserow. »Ich denke, das war nur natürlich«, sagte Wiktor

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