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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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Epochen, die bis zum heutigen Tag jeweils von einem Sprecher, dem Natiq, eingeleitet worden waren – Adam, Noah, Abraham, Moses, Jesus und Mohammad.
    Der kommende Natiq würde Muhammad Ibn Ismai’il sein. Bei seinem Erscheinen würde die weltliche Ordnung auf den Kopf gestellt. Er würde eine völlig neue Herrschaft errichten, und alle Religionen, selbst der Islam, abgeschafft werden würden. In der Welt dieser beiden Frauen gab es weder Juden noch Christen, noch Muslime. So wie es |213| aussah, hatte ein überirdisches Feuer sie in nicht ganz tausend Jahren von der Erde gefegt.
    Ein verrückter Gedanke ließ Khaled trotz der nächtlichen Hitze das Blut in den Adern gefrieren. Was wäre, wenn die beiden Frauen aus einer Zeit kamen, in der Muhammad Ibn Ismai’il längst erschienen war? Nein, das konnte nicht sein. Der verborgene Imam würde den Frieden bringen, und das, was er in dem merkwürdigen Kasten gesehen hatte, war vom Frieden weiter entfernt als das Ende der Welt. Kein Wunder, dass der Seneschall der Templer ihn zur Verschwiegenheit verpflichtete. Wie hätte er das, was er gesehen hatte, je einem gottesfürchtigen Menschen erklären sollen, ohne dafür mit dem Tode bestraft zu werden?
    »Selbst den Königshof müssen wir aus der Sache heraushalten«, hatte Montbard mit verbissener Miene hinzugefügt.
    Khaled fragte sich, wie das gehen sollte, vor allem weil Nesha die beiden Frauen schon gesehen hatte und auch alle anderen, die zu der Karawane gehört hatten. Aber am dringlichsten erschien ihm die Frage, warum André de Montbard so besonnen und überlegt reagierte, obwohl er zu diesem Zeitpunkt – mit Ausnahme dessen, was Khaled ihm von den bisherigen Geschehnissen erzählt hatte – doch noch gar nichts über die beiden Frauen wissen konnte. Ja, natürlich war er einer der Eingeweihten und Mitbegründer des Templerordens. Und hinter vorgehaltener Hand munkelte man, die Templer wüssten sogar, wo sich König Salomos Bundeslade verbarg, aber Bruder André hatte nie auch nur ein Sterbenswörtchen über dieses Thema verlauten lassen und sich in Khaleds Gegenwart nicht ein einziges Mal als Hellseher und Visionär hervorgetan, wie manch Außenstehende gern von ihm behaupteten.
    »Ist es wahr«, Khaled bedachte Lyn mit einem ungewohnt scheuen Blick, »dass du wirklich alles über unsere Zukunft weißt? Welche Schlachten wir noch führen werden, ob wir gewinnen und wer von uns welchen Tod sterben wird?« Trotz der Dunkelheit suchte er in ihren funkelnden Augen nach einer Antwort. »Wenn du weißt, dass der Angriff auf Damaskus scheitert, weißt du vielleicht auch, ob ich dabei ins Paradies auffahren werde?«
    Lyn wich seinem fragenden Blick nicht aus, sondern sah ihn geradewegs an. »Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen.« Ihre Stimme war voller Bedauern. »Ich habe keine Ahnung vom deinem Paradies. Wie |214| du sehen konntest, entstamme ich einem Ort, den deinesgleichen eher als Hölle bezeichnen würden, und was in Damaskus geschieht, weiß ich lediglich aus Geschichtsdateien. Trotzdem wäre es mir lieber, du würdest diesem Wahnsinn so weit wie möglich aus dem Weg gehen.«
    »Und was ist, wenn ich keine Wahl habe?«, erwiderte er trotzig.
    König Balduin III. würde ihm und seinen Leuten nicht erlauben, sich aus dem geplanten Feldzug herauszuhalten, und wenn er ehrlich war, wollte er es auch gar nicht. Und auch Melisende würde sich wohl kaum gegen ihren Sohn stellen, falls Balduin und seine Verbündeten nach Khaleds Truppe verlangten. Er und seine Brüder waren als Vermittler zwischen Muslimen und Christen, aber auch als Kundschafter in feindlichen Gebieten einfach zu wichtig, um auf sie verzichten zu können.
    »Meine Nizâri-Krieger und ich unterstehen dem Königreich Jerusalem«, erklärte Khaled mit düsterer Miene. »Melisende und ihr vermaledeiter Sohn zahlen all unsere Rechnungen, dafür verlangen sie Loyalität.«
    Lyn warf ihm einen schrägen Blick zu. »Ich kann nur allen raten, die noch etwas Verstand besitzen, von dieser Damaskus-Geschichte die Finger zu lassen – so wie von vielen anderen Unternehmungen, die noch in der Zukunft liegen und auch scheitern werden.«
    Khaled wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Schließlich seufzte er. »Was nützt eine Prophetin, wenn sie einem nicht verrät, auf welche Weise man sich dem bevorstehenden Unheil entziehen kann?«
    »Ich bin keine Prophetin, denn das würde bedeuten, dass sich nichts mehr ändern ließe, aber genau das ist das Ziel. Ich

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