Die Rueckkehr der Templer - Roman
ihr das Gefühl, dass Gero eine Dummheit im Schilde führte.
»Warum sollten wir nicht zurückkehren wollen?«
»Na ja«, begann Hannah zögernd. »Immerhin könntet ihr 1153 wieder wie echte Templer leben. Vielleicht ist der Kampf gegen die Ungläubigen weitaus verlockender als ein Haufen korrupter Amerikaner, die euch hinter Mauern mit euren keifenden Ehefrauen einsperren, die nur an sich selbst denken?«
»He«, raunte Gero dumpf, »ich würde dich und Matthäus niemals aus freien Stücken im Stich lassen.« Er küsste sie zärtlich. »Natürlich komme ich zurück. Vorausgesetzt, Tom und seine Leute beherrschen ihr Handwerk, woran gewisse Zweifel erlaubt sein dürfen.«
Gero misstraute Tom auf ganzer Linie, zumal er wusste, dass der Däne den CAPUT 58, wie man den Timeserver zu seiner Zeit genannt |209| hatte, in einer Klosterkatakombe gefunden und nicht selbst konstruiert hatte. Sogar als anerkannter Quantenphysiker wusste Tom kaum mehr über dessen Wirkungsweise als jene Templer, die das Artefakt aus einer noch ferneren Zukunft über Jahrhunderte in einem Versteck verborgen gehalten hatten.
»Ich habe Angst«, sagte Hannah und umarmte Gero.
Er drückte sie an sich. »Das brauchst du nicht, Gott wird uns schützen. Und – ich liebe dich«, flüsterte er in ihr Haar. »Ganz gleich, was geschieht. Vergiss das nie.«
»Nein, tue ich nicht«, hauchte Hannah und schmiegte sich an seine breite Brust. Von weitem glaubte sie immer noch das Lachen der Kinder zu hören, denen sie an derselben Stelle vor siebenhundert Jahren beim Versteckspielen auf dem Burghof zugesehen hatte.
Kapitel 8
André de Montbard
1148 – Jerusalem
Lyn spürte, dass Khaled nach Erklärungen dürstete, und während André de Montbard mit Rona in eine intensive Diskussion vertieft war, suchte sie nach einer Möglichkeit, mit ihm für einen Moment ungestört sein zu können. Ihr fiel nichts Besseres ein, als ein dringendes Bedürfnis anzudeuten, und nachdem André de Montbard mit einem Nicken seine Zustimmung gegeben hatte, bat er Khaled, sie zur Sicherheit bis zur Latrine des Großmeisters zu begleiten.
Rona warf ihrer Schwester einen verdutzten Blick zu. Ihre Genetik war von den Laboratorien der Neuen Welt so manipuliert worden, dass der Organismus das Wenige, das sie aßen und tranken, weitaus gründlicher verwertete und sie somit seltener ihrer Natur folgen mussten als gewöhnliche Menschen, die man nicht zu Söldnern herangezüchtet hatte.
Dass Lyn etwas anderes beabsichtigte, bemerkte auch Khaled, als sie |210| im Parterre, anstatt ihm in Richtung Latrine zu folgen, geradewegs nach draußen drängte in Richtung Vorplatz der ehemaligen Omar-Moschee, wo außer ein paar Wachleuten, die sie nicht beachteten, niemand zu sehen war. Auf dem Weg zur Westmauer, den Lyn wie selbstverständlich eingeschlagen hatte, begegnete ihnen ein weiteres Mal Berengar von Beirut. Er und fünf andere Templer hatten ihre Chlamys, wie der weiße Umhang der Templer genannt wurde, gegen schwarze Kutten getauscht und schleppten, von einer Fackel erleuchtet, drei Säcke, aus grobem Stoff gearbeitet und mit Blut durchtränkt, zu einem Nebengebäude. Die Ordensbrüder mühten sich mit der schweren Last zu einer Hintertür, direkt neben dem Friedhof.
Berengar würdigte Lyn keines Blickes, als sich ihre Wege kreuzten. Auch Khaled bedachte er nur mit einem leichten Verziehen der Mundwinkel. Seltsamerweise fragte er nicht nach, was Lyn und ihre Schwester hier zu suchen hatten.
»Sie haben die Toten von der Mauer geborgen, nicht wahr?«, fragte Lyn an Khaled gerichtet, als die Ritterbrüder nicht mehr zu sehen waren.
»Bruder André hat Anweisung erteilt, deren sterbliche Überreste in die geheime Halle zu bringen. Dort lässt der Orden regelmäßig Leichen auf die Gründe ihres Todes hin untersuchen. Später werden sie wieder zusammengeflickt, um ihnen ein christliches Begräbnis zu ermöglichen.«
Khaled spähte in die Umgebung, als ob er etwas suchen würde, bevor er Lyn aus schmalen Lidern ansah. »Ob unsere Angreifer überhaupt ein solches verdient haben, muss das Ordenskapitel der Templer am nächsten Sonntag entscheiden. Allem Anschein nach handelt es sich um Christen, und in jedem Fall wird sie irgendwo jemand vermissen – und wir sollten herausfinden, wer sie geschickt hat, bevor neue Angreifer aufkreuzen.«
»Denkst du, es waren keine gewöhnlichen Verbrecher?« Lyn sah ihn fragend an, doch Khaled zuckte nur mit den Schultern.
»Ich weiß nicht
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