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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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schlichtweg für verrückt halten, wenn nicht gar der Zauberei bezichtigen.
    Hinzu kam, dass er nicht genug von den Kapseln besaß, um einer größeren Anzahl von Kriegern helfen zu können. Zwanzig enthielt der Beutel, wenn er richtig gezählt hatte. Also würde er im Ernstfall nicht für jeden seiner Männer eine erübrigen können.
    Azim und seine Brüder hatten ihn angesichts der Tatsache, dass selbst Balduins Truppen weit weniger Aufwand mit ihren Vorbereitungen betrieben, bereits für verrückt erklärt. Auch weil das alles ein kleines Vermögen verschlungen hatte, das sie eigentlich gar besaßen. Doch Khaled hatte ihnen zur Erklärung nur ein »Tut, was ich euch sage« hingeworfen. Wie hätte er seinen Leuten auch offenbaren sollen, dass dieser angeblich vielversprechende Beutezug aller Wahrscheinlichkeit nach in einer Katastrophe von biblischem Ausmaß enden würde?
    Auf Höhe von Nablus trafen sie auf die deutschen und französischen Ritter, die von Akko aus zu Tausenden aufgebrochen waren. Begleitet wurden sie von einer Unzahl von Pilgern, die das Heer der Könige von Deutschland und Frankreich als Fußvolk verstärken wollten. Meile um Meile gesellten sich die Mannschaften der einzelnen Baronien des Königreiches von Jerusalem hinzu.
    Die dichte Staubwolke über dem Tal von Nablus kündigte das wahre Ausmaß der christlichen Truppen an, die neben dem stattlichen Reiterheer inzwischen auf fünfzigtausend Fußsoldaten angeschwollen waren. Aus der Ferne sah es aus wie ein dicker, gelber Sandsturm, der die Stadt zu ersticken drohte.
    Nach fünf Tagen, in denen sie sich kaum eine Pause gönnten, erreichten die Truppen das Gebiet um Damaskus – oder wie die Alten sagten, die »mit Blut bedeckte« Stadt. Eine Bezeichnung, die sich schon bald von neuem bewahrheiten sollte, wenn die Prophezeiungen zutreffen würden, dachte Khaled und spürte, wie er trotz der Hitze erschauerte. Von weitem schon sah man den Dschabal Quasyun, einen |270| hohen Berg, an dessen Fuß angeblich Abel von seinem Bruder Kain erschlagen worden war. Es konnte kein Zufall sein, dass Allah – er war groß und erhaben – ausgerechnet diesen Ort auserkoren hatte, um Khaled und seinen Männern vor Augen zu führen, wie wenig Bruderliebe die Christen untereinander hegten. Besonders der Zustand der christlichen Pilger, die sich fast ausnahmslos als Fußsoldaten verdingten, war erbärmlich. Die meisten von ihnen waren nur mit brüchigen Lanzen, schlechten Schwertern oder lediglich mit einem mit Nägeln besetzten Knüppel bewaffnet. Außerdem fehlte ihnen die entsprechende Kleidung, die sie vor Hitze und Kälte schützte, und ohne festes Schuhwerk hatten sich nicht wenige bereits die Füße blutig gelaufen, von einem lebensrettenden Harnisch gar nicht zu sprechen. Zum Essen hatten sie bloß trockenes Brot und lungerten schon nach wenigen Tagen mit dürstender Zunge um Khaleds mitgeführte Wasserkalebassen herum. Kaum jemand kümmerte sich um ihre Not, am allerwenigsten ihre christlichen Anführer. Auf Khaleds Anraten hin war die Heerleitung endlich so klug gewesen, das Lager von Manazil al’Asakir aufzugeben und nach al-Mizza umzuziehen, einem Ort nicht weit vor den Stadtmauern von Damaskus, an dem es immerhin ausreichende Wasserquellen gab, so dass eine längere Belagerung seitens der christlichen Heere überhaupt erst möglich wurde. Vom Durst befreit fiel das hungernde Fußvolk wie Heuschrecken über die Obstplantagen her und verspeiste die meisten Früchte noch im halbreifen Zustand. Was in Zusammenhang mit dem nun vorhandenen Wasser zahlreiche Durchfallerkrankungen auslöste, die mitunter tödlich verliefen.
    Bevor Khaled sich jedoch die Frage stellte, wie man mit solchen Menschen eine Stadt erstürmen wollte, galoppierte ein Bote Balduins heran und befahl ihm und seinen Männer, unverzüglich beim König vorzusprechen.
    Melisendes Ältester erwartete Khaled auf einem weißen Hengst, dessen himmelblaue Seidenschabracke über und über mit den goldenen Kreuzzugsinsignien Jerusalems bestickt war. Der junge Königssohn selbst, in die gleichen Farben gekleidet und umringt von seinen angeblich getreuen Baronen, hatte den mit Silber beschlagenen Normannenhelm abgesetzt. Sein mittelblondes, glattes Haar klebte schweißnass an seiner Stirn. Seine sonst so wachen Augen wirkten müde. Unwirsch fuhr er sich mit dem Saum seines Umhangs über Hals |271| und Gesicht, um den hellen Bart zu trocknen. Aber nicht er erteilte Khaled in kühlem Ton den

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