Die Rueckkehr der Templer - Roman
gab er seinen Brüdern die letzte Gelegenheit für ein stummes Gebet zu Allah, damit sie sich würdig auf einen möglichen Tod vorbereiten konnten.
|273| »Den Rest des Weges schleichen wir uns zu Fuß zu den Lehmeinfassungen der Gärten«, befahl er leise. »Von dort aus schlagen wir uns zu den Häusern und Mauerkronen durch und töten jeden, der uns über den Weg läuft. Haltet Pfeil und Bogen, aber auch eure Säbel und Dolche bereit!«
Ronas Zaubermaschine hatte nicht zu viel versprochen, als sie von einem Desaster kündete, das losbrach, als Khaled und seine Männer sich im Zuge der Dämmerung den Gärten der Oase von Ghuta näherten, die genährt durch das Flüsschen Barada mit ihren blühenden Sträuchern und Bäumen voller Früchte den Eindruck eines Paradiesgartens machte.
»Schilde hoch«, zischte Khaled, als ein wahrer Pfeilhagel auf sie herniederprasselte, während sie hinter dem üppigen Blattwerk Schutz suchten. Als der Beschuss für einen Moment aufhörte, gab er seinen Männern ein Zeichen, bis zu einer der Lehmmauern vorzurücken, die sich wie ein Labyrinth durch die gesamten Gärten schlängelten. Lautlos überwanden sie in der hereinbrechenden Dunkelheit die brüchigen Einfassungen, mit denen die Bauern ihre Parzellen abgrenzten.
An ihrem Gürtel hielten Khaled und seine Leute die Dolche bereit, deren Schneide so scharf war, dass ein Schnitt im ersten Moment nicht zu spüren war. Ihre Gegner auf der anderen Seite stießen noch nicht einmal einen Laut der Überraschung aus, bevor sie mit aufgeschlitzten Kehlen zu Boden gingen. Khaled und seine Männer arbeiteten sich Stück für Stück zu den Häusern und Scheunen vor und töteten jeden, der ihnen in die Quere kam.
»Es sind zu viele, um sie alle auf diese Weise erledigen zu können«, flüsterte Azim und meinte damit die Übermacht ihrer Gegner, die sich gut bewaffnet in den Plantagen herumtrieben und auch für Balduins Heer eine ernsthafte Gefahr darstellten.
»Wir müssen einen Späher zum Lager der Christen schicken«, befand Khaled nüchtern, »der ihnen sagt, dass sie sich einen anderen Plan ausdenken sollen, falls sie nicht sterben wollen wie die Fliegen.«
Als eine größere Gruppe von Damaszenern ihren Weg zu kreuzen drohte, versteckten Khaled und seine Männer sich in einem ummauerten Hof. Die Tür des Hauses stand offen, und ein spärliches Licht brannte im Obergeschoss. Doch niemand war zu sehen.
Ihre Frauen und Kinder hatten die Anwohner allem Anschein nach |274| an geheimen Orten versteckt, was bei einem solchen Angriff nicht ungewöhnlich erschien und Khaled durchaus entgegenkam.
Er befahl, das Gebäude in Augenschein zu nehmen und jeden zu töten, der ihnen über den Weg lief.
Lautlos wie Raubtiere überwanden sie Treppen und Vorsprünge und entledigten sich ebenso lautlos zweier Damaszener, die an einem offenen Fenster gestanden hatten, um in die Nacht hinauszuspähen.
Als Khaled nach Azim das oberste Geschoss des Flachbaus erreichte, glaubte er, das Jammern eines Säuglings zu hören. Als er das schwach erleuchtete Zimmer betrat, sah er, wie Azim sich über das Kind beugte, offenbar in der Absicht, ihm den Garaus zu machen.
»Nein! Azim! Nicht!« Khaled blickte auf das wimmernde Bündel und dann zu Azim, dessen Dolch noch mit dem Blut anderer Opfer besudelt war. Plötzlich stand Khaled das Schicksal seiner eigenen Familie vor Augen, damals in Damaskus, als Jusuf Ibn Firuz, der Militärgouverneur der Stadt, sogar die Kinder der Nizâri hatte hinmetzeln lassen.
Azim warf Khaled einen verwirrten Blick zu, den Dolch immer noch gezückt, als ob er die Unentschlossenheit seines Anführers nur für eine vorübergehende Verirrung hielt.
»Ein Junge«, erklärte er düster. »Noch ein paar Jahre und er wird selbst zum Mörder.«
»Nein!«, keuchte Khaled und stürzte vor, um Azim am Ärmel seines Gewandes festzuhalten. »Bei Allah, lass das Kind leben. Im Zweifel nehmen wir es mit.«
»Bist du von Sinnen?« Azim sah ihn ungläubig an, während sich hinter ihm die anderen Männer versammelten.
»Das Haus ist von allen abgründigen Seelen gereinigt«, rief Mahmud in die Runde hinein. Zum Beweis hielt er den abgeschnittenen Kopf eines männlichen Bewohners an dessen schwarzem Haarschopf gepackt in die Höhe.
»Dieser hier hat gestanden, dass er uns mit Pfeilen beschossen hat!«
»Wir haben ihn und seine Brüder in die Hölle geschickt«, erklärte Raul, ein schlanker Jüngling mit lockigem Haar.
»Bis auf einen.« Azim
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