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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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Tagesbefehl. Manasses von Hierges, der grauhaarige Konstabler der Königin, hatte ebenfalls seinen Helm abgesetzt und übernahm diesen Dienst mit sichtlicher Genugtuung. Hager, das strenge, bärtige Gesicht von der Sonne gegerbt, saß er aufrecht auf einem prachtvoll ausgestatteten Araberhengst, der aus derselben Zucht stammte wie Morgentau. Khaled spürte die Eiseskälte in Manasses’ abschätzigem Blick, trotz der unbändigen Hitze, die zwischen ihnen stand. Dabei dachte er an Melisendes Ausspruch: »Er nennt dich etwas ungalant ›meinen jungen Assassinenbock‹.« Die Mimik des Konstablers verriet mühelos, wie sehr er Khaled verachtete.
    »Du und deine Männer«, begann Manasses ohne Respekt in der Stimme, »ihr werdet als unsere Vorreiter und Kundschafter fungieren. König Ludwig und die Barone haben vorgeschlagen, zunächst die Gärten des Maidan al-Ahda vor Damaskus mitsamt dem dazugehörigen Flussabschnitt zu erobern, damit wir dort den Proviantnachschub und die Wasserzufuhr für die Stadt abschneiden können. Deine Leute sind erfahrene Kämpfer, sie kennen sich in der Umgebung gut genug aus, um die Vorhut zu bilden. Außerdem beherrschen sie die Waffenkünste der Sarazenen und sprechen die Sprache der Einheimischen.«
    Khaled erwiderte nichts – er ignorierte den Konstabler und verbeugte sich vor dem erschöpft wirkenden Balduin, wobei er entgegen seiner Überzeugung die Rechte auf sein Herz legte. »Allah – er ist allwissend und gütig – sei mit Euch und den Unseren«, murmelte er mehr zu sich selbst. Auch dem Dümmsten musste klar sein, dass der Konstabler ihn und seine Leute mit Balduins Einvernehmen geradewegs in den Tod schickte. Mu’in ad-Din Unur al-Atabeg – der Statthalter von Damaskus – hatte nach Lyns Erkenntnis längst seine Bogenschützen mobilisiert.
    »Ihr habt den Auftrag, die Westflanke der Gärten von Feinden zu säubern, damit unsere Leute gefahrlos dort eindringen können«, erklärte Balduin mit unduldsamer Miene. »Wenn du der Meinung bist, die Zeit ist reif, dass wir euch folgen können, entzünde ein Feuer, und ich lasse zum Angriff blasen.«
    Khaled nickte und lenkte Morgentau zu seinen Kriegern zurück, um ihnen die nicht unbedingt frohe Botschaft zu überbringen.
    »Die Idee König Ludwigs, über die Gärten anzugreifen, ist nur in |272| Teilen logisch«, erwiderte Azim, als Khaled seinem Bruder und Adjutanten die Absichten der Franken erklärte.
    »Das Gebiet ist absolut unübersichtlich, und ja, man kann sich dort hervorragend verstecken, um einem Pfeilhagel zu entgehen, aber erstens bringt es nichts, die Feinde unsererseits mit Pfeilen anzugreifen, weil uns die nötige Distanz fehlt, und zum Zweiten möchte ich wetten, dass die Damaszener sich aus dem gleichen Grund längst dort verschanzt haben.«
    »Wem sagst du das?«, erwiderte Khaled. Er schaute in die versteinerten Mienen seiner Männer. »Allerdings ist ein Angriff zu Pferd, bevor man die Gegend von Feinden befreit, ein direkter Ritt ins Verderben.«
    »Ich frage mich«, murrte Mahmud, ein bulliger Kerl mit struppigem Bart, »warum ausgerechnet wir die Drecksarbeit erledigen müssen?«
    Aus den Augenwinkeln sah Khaled in dreihundert Königsellen Entfernung Everhard de Barres, der mit seinen Templern viel weiter hinten, in den Reihen von König Konrad Aufstellung genommen hatte, der – so hieß es – den sicheren Nachtrab führte.
    Offenbar hatte Montbard seinem Großmeister gesteckt, dass die Aussichten auf einen Sieg eher gering sein würden und ein Auftreten an vorderster Front somit nicht empfehlenswert war.
    »Man hat uns die Aufgabe erteilt, weil niemand so rasch und gründlich töten kann wie ein Nizâri«, entgegnete Khaled leise und wandte sich wieder seinen Männern zu. »Selbst die Templer nicht.«
    Sein Blick schweifte zum französischen König, dessen schwarzer Hengst in einiger Entfernung mit den Hufen scharrte. Um ihn herum hatte sich seine normannische Leibgarde versammelt, der die reine Blutgier in den vernarbten Gesichtern geschrieben stand. Dahinter lauerten Genueser, Lombarden, Pisaner, Provenzalen, Lothringer und etliche andere Nationen in seltener Eintracht. Offenbar konnten sie es kaum erwarten, all das Gold zu erbeuten, das man ihnen bei Eroberung der Stadt versprochen hatte.
    Ungefähr sechshundert Königsellen vor der zu erobernden Oase befahl Khaled seinen Kriegern, von den Pferden abzusteigen. Unbemerkt für seine Feinde und die in sicherer Entfernung wartenden christlichen Truppen,

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