Die Rueckkehr der Templer - Roman
noch am gleichen Abend in Vergessenheit geraten war. Niemals hätte er geglaubt, dass diese Frau ihn für sich erwählen würde. Schon alleine wegen seiner entstellenden Brandnarben im Gesicht, die er einer Ladung heißem Pech zu verdanken hatte, die bei der Eroberung einer Räuberfestung auf ihn herabgekippt war.
Freya aber liebte ihn, auch wenn seine Lippen verbrannt waren und sein roter Bart wegen der Narben eher einem mottenzerfressenen Teppich glich. Damals, vor siebenhundert Jahren hätten sie keine Zukunft gehabt – er als verfolgter Templer und sie als verarmte Beginenschwester. Trotzdem war sie ihm gefolgt und hatte für ihn und seine Sache ihr Leben riskiert.
Seit sie seine Frau geworden war, fragte er sich, ob sie unter diesen merkwürdigen Umständen ein besseres Leben haben würden.
Nachts, wenn er nicht schlafen konnte, glaubte er darüber den Verstand zu verlieren, doch dann war es Freya, die ihm Zuversicht gab.
»Willst du mir etwas sagen?« Mit einem Lächeln hatte sie sich zu ihm umgedreht und beobachtete interessiert, wie er unter einem Seidenlaken verborgen auf sie zu warten schien.
|301| »Du weißt es«, sagte er und gab sich keine Mühe, überrascht zu wirken.
»Ja«, antwortete sie, und ihr Lächeln verlosch. »Hannah hat es mir heute Abend gesagt.« Freya stand auf und bewegte sich mit wiegenden Hüften auf sein Bett zu. Sie trug ein lavendelfarbenes Seidenhemd, das bis zum Boden reichte und ihre vollen Brüste betonte. Er rutschte ein Stück beiseite, als sie sich neben ihn setzte, seine Hand nahm und ihm prüfend in die Augen sah. »Wolltest du einfach verschwinden, ohne dich von mir zu verabschieden?«
»Nein«, sagte er mit stockender Stimme. »Ich wollte es nur nicht schlimmer machen.« Seine blaugrünen Augen nahmen einen verzweifelten Ausdruck an. »Obwohl uns alles genau erklärt wurde, habe ich meine Zweifel, ob Tom und seine Schergen wissen, was sie da mit uns anstellen.«
»Gott wird euch schützen.« Freya hätte fragen könne, warum er diesem Unternehmen überhaupt seine Zustimmung gegeben hatte, aber sie war eine kluge Frau. Sie wusste, dass er kaum eine Wahl hatte und sie seinen Stolz noch mehr verletzen würde, wenn sie ihn mit dieser Frage konfrontierte.
»Gero glaubt, eine Lösung für unser Problem gefunden zu haben«, erklärte er müde, »aber ich kann nicht vor dir darüber sprechen. So absurd es klingen mag – doch so, wie es aussieht, müssen wir erst ins Jahr 1153 abtauchen, um wieder nach Hause kommen zu können.«
Freya sah ihn eine Weile an und erwiderte nichts, dann strich sie ihm über die roten Stoppeln auf seinem Kopf und lächelte wehmütig. »Ich bin überall zu Hause, wo du bist«, flüsterte sie. »Allein deshalb musst du wieder zu mir zurückkommen, ganz gleich, was geschieht. Ich könnte in der Hölle leben, aber nicht ohne dich.«
Johan hielt den Atem an, während er sich für einen Moment von ihr abwandte, weil ihm Tränen in die Augen schossen. Dann fasste er sich und zog ihren Kopf zu sich herab. »Ich liebe dich, Freya van Elk«, murmelte er an ihren Lippen. »Ich habe dich zu meiner Gräfin gemacht, und ich werde dich eines Tages nach Hause auf die Burg meiner Väter führen, und wenn ich dafür einen Pakt mit dem Teufel eingehen muss.«
Hannah beschlich ein Gefühl der Unwirklichkeit, als die israelische Wüste an dem kleinen Flugzeugfenster vorbeirauschte. Gero drückte |302| ihre Hand ein wenig fester, als die Boeing 727 der amerikanischen Streitkräfte zur Landung ansetzte. Auf der israelischen Hatserim Military Air Base am Rande der Negev-Wüste erwartete sie am Ende der Landebahn ein Spalier von Sicherheitsfahrzeugen, das die Maschine zum Hangar geleitete.
In den Blicken von Geros Kameraden lag eine gewisse Lethargie, die keinen Rückschluss darauf zuließ, ob sie Angst vor dem empfanden, was hier auf sie zukommen würde. Amelie und Freya schienen nervös zu sein, aber offenbar hatten auch sie sich in ihr Schicksal gefügt. Allein Matthäus wirkte aufgedreht und debattierte hinter ihnen mit Anselm Stein, der die Reise nach Israel als einziger Außenstehender begleiten durfte, über den Flug. Für die Frauen und den Jungen hatte man zivile amerikanische Pässe ausgestellt. Matthäus beschäftigte hauptsächlich die Frage, warum Gott es zuließ, dass ein Flugzeug nicht einfach vom Himmel fiel, sondern sich wie ein Vogel verhielt. In seiner kindlich anmutenden Neugier hatte er den Hintergrund dieser Reise kaum hinterfragt, und
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