Die Rueckkehr der Templer - Roman
Beischlafs immer einen geweihten Rosenkranz um den Hals trug. Dabei war Struan längst nicht sicher, ob sie nach ihrer Fehlgeburt überhaupt noch schwanger werden konnte. Karen Baxter, eine außerordentlich gute Heilerin, hatte diese Frage durchaus bejaht, aber Struan überlegte schon seit geraumer Zeit, ob es unter den gegebenen Umständen nicht besser war, auf Nachkommen zu verzichten.
»Struan?« Amelie kam ihm so nahe, dass er ihren nach Minze duftenden Atem riechen konnte. »Wie ist das, wenn man mit einem Flugzeug fliegt?«
»Wie kommst du ausgerechnet jetzt auf diese Fragen?« Struan konnte sein Erstaunen nicht unterdrücken.
»Hannah hat mir erzählt, dass die Amerikaner mit euch ins Heilige Land fliegen wollen und dass wir euch im Flugzeug begleiten dürfen, um – wie sagte sie noch – diesem Versuch beizuwohnen.«
»Woher weiß sie das?« Struan spürte einen Stich im Herzen. Er hatte es so lange wie möglich vor Amelie verschweigen wollen, und am liebsten hätte er es ihr gar nicht erzählt, weil es hieß, sie seien in drei Tagen sowieso wieder zurück. Gemeinsam hatte er mit seinen Kameraden daher |299| beschlossen, die Frauen im Unklaren zu lassen. Heimlich ärgerte es ihn, dass Gero offenbar vor Hannah geplaudert hatte.
»Sie weiß es von Tom.«
Aha, also doch nicht Gero, sondern Tom – dieser fragwürdige Maleficus, dem er überhaupt nicht vertraute.
»Struan?«, fragte Amelie leise. Ihre Hand fuhr in seine schulterlangen, schwarzen Locken. »Wusstest du davon?«
Struan überlegte einen Moment. »Ja«, gab er zögernd zu. »Ich wusste davon, aber ich wollte es dir nicht sagen, bevor es nicht feststehen würde.«
»Ich fürchte mich«, bekannte sie und schmiegte sich an ihn.
»Vor dem Fliegen?« Er lächelte unbeholfen. »Es ist gewiss nicht so schlimm, wie du glaubst«, sagte er beschwichtigend, obwohl er selbst großen Respekt davor hatte, in einen solchen eisernen Vogel zu steigen. Jeden Tag sah er sie, wenn sie mit ohrenbetäubendem Krach über den Himmel donnerten.
Er selbst war erst ein einziges Mal geflogen. Man hatte ihm erzählt, dass die amerikanischen Soldaten ihn während seiner tiefen Bewusstlosigkeit mit einem Helikopter von Franzien aus in die deutschen Lande transportiert hatten. Aber er konnte sich nicht daran erinnern und hatte es seitdem nicht noch einmal versucht. Ihm reichte es vollkommen, in einem Auto zu fahren.
»Es ist nicht das Fliegen. Wirst du aus der Vergangenheit zu mir zurückkehren?« Amelies Stimme klang unschuldig, aber Struan traf die Frage wie ein Schlag in den Magen.
Seit er sie im Herbst 1307 auf der Breydenburg hatte zurücklassen müssen, hatte er sich geschworen, nie mehr von ihr getrennt zu sein. »Wer sagt denn, dass wir nicht zurückkehren werden?« Struan nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste ihre Stirn.
»Ich weiß von Freya, dass Hannah alles versucht hat, um eure Reise in die Vergangenheit zu verhindern. Daraus schließe ich, dass an der Geschichte etwas nicht stimmt. Ich finde es nicht recht, wenn dieser Tom schon wieder Gott ins Handwerk pfuschen will und ihr dafür büßen sollt.«
Struan strich ihr über die blonden Locken, als er spürte, wie ihr die Stimme versagte. »Ich habe furchtbare Angst, dass ihr nicht lebend zurückkommen werdet.«
|300| Zur Hölle, sie war also längst nicht so unbedarft, wie er gedacht hatte.
Er hielt sie an sich gedrückt. »Ich bin doch bei dir«, flüsterte er, dabei war ihm selbst zum Heulen zumute. Alles, was hier geschah, war irgendwie gottlos und falsch. Sie hätten niemals in diese Zeit gelangen dürfen.
»Mach dir keine Sorgen«, fuhr er leise fort. »Wir haben uns untereinander beraten. Gero weiß, was er tut, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er auf Hannah und Matthäus einfach verzichten wird.«
»Ja, du hast recht«, wisperte sie. »Sie lieben sich genauso sehr wie wir. Gero würde Hannah und den Jungen niemals im Stich lassen.«
Oder sie ihn, dachte Struan, aber das sagte er nicht.
»Schlaf jetzt, Lassie«, ermahnte er sie leise und küsste sie auf den Scheitel. »Gott wird mit uns sein. Ich werde für uns beten.«
Gedankenverloren beobachtete Johan, wie Freya an ihrem Frisiertisch die roten, hüftlangen Haare kämmte. Sie waren das Erste gewesen, das ihm in einem Wald in der Nähe von St. Mihiel an ihr aufgefallen war. Mit ihren olivfarbenen, leicht schräg stehenden Augen und den vollen Lippen hatte sie ihn so sehr in ihren Bann gezogen, dass sein Keuschheitsgelübde
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