Die Rueckkehr der Templer - Roman
konnte, halte ich sie für weitaus kultivierter als manchen Kerl hier auf der Air Base. Nur weil jemand siebenhundert Jahre zuvor aufgewachsen ist, heißt das noch lange nicht, dass er kein Herz und keinen Verstand hat. Außerdem sind diese Leute sehr gebildet, mehrsprachig erzogen und für ihre Zeit erstaunlich weit herumgekommen.«
»Muss Paul sich Sorgen machen?« Tom grinste. »Immerhin sind noch zwei der Templer zu haben.«
Karen schüttelte den Kopf. »Du kannst es nicht lassen, oder?«
Tom tat so, als habe er die Frage nicht gehört.
»Und was ist mit Hannah?« Karen sah ihn fragend an. »Willst du ihr die Sache nicht persönlich erklären, damit sie das Projekt akzeptiert?«
|295| »Das habe ich schon getan. Ich bin Wissenschaftler und kein Monster«, bemerkte Tom erstaunlich gelassen. »Deshalb habe ich ihr in Absprache mit Professor Hertzberg versprochen, dass sie und die anderen Frauen mit nach Israel reisen dürfen und den Transfer beobachten können. Was Lafour betrifft, so hoffe ich, dass der Präsident ihm die Weisung erteilt, seine Expansionsideen im Mittelalter zunächst noch auf Eis zu legen. «
Paul nickte. »Ich muss dir ein Lob aussprechen. Hätte nicht gedacht, dass sich die Amerikaner von dir bequatschen lassen, was diverse Vorsichtsmaßnahmen betrifft. Geschweige denn, dass sie unbeteiligte Beobachter beim Transfer dulden. Bleibt zu hoffen, dass wir die Aufbruchsstimmung im Weißen Haus nicht enttäuschen müssen.«
»Das hoffe ich auch.« Tom machte sich daran, die seitlichen Energiekammern des Servers zu öffnen. »Die Brennstoffzellen machen mir ebenfalls Sorgen«, erklärte er und fuhr mit dem Finger über jene Stelle, wo der Kernfusionsreaktor untergebracht war, der in etwa so groß war wie eine Streichholzschachtel. Ein blaugrünes Leuchten erhob sich aus dem flachen Gerät, das in Größe und Form einer anthrazitfarbenen Zigarrenkiste glich. Die Energie, die das winzige Kraftwerk produzierte, würde ausreichen, um eine Stadt wie München dem Erdboden gleichzumachen – falls etwas schieflief. Dabei nutzte der Transfermechanismus diese künstlich hergestellte Energie lediglich als Türöffner, um die Kraft der schier unerschöpflichen Umgebungsmaterie anzuzapfen. Nur ein Fingerhut voll destilliertes Wasser, das von jeglichen DNA-Spuren befreit war, reichte aus, um eine gewaltige Kettenreaktion in Gang zu setzen.
Die labortechnische Herstellung dieses reinen Wassers gestaltete sich am aufwändigsten, weil man es von jeglichem menschlichen und tierischen Gen-Material befreien musste. Hertzberg hatte herausgefunden, dass es zu Moses’ Zeiten bereits ein Gerät gegeben haben musste, das man Attik Jommim nannte und das mittels eines komplizierten Glaskolbens in der Lage war, sogar aus Wüstenluft Wasser zu destillieren. Wer dieses Gerät erfunden und wozu man es genau benutzt hatte, war allerdings bisher ein Rätsel geblieben.
»Das Wasser unter absolut sterilen Bedingungen herzustellen ist nicht alleine das Problem«, bemerkte Karen. »Den Tank zu öffnen und es dort dekontaminiert einzufüllen, erscheint mir wesentlich schwieriger.«
|296| »Lafour hat uns bis nächsten Dienstag Zeit gegeben«, erinnerte Paul, »das Problem zu lösen, dann will er erste Testläufe mit größeren Objekten fahren.«
»Den Berechnungen zufolge sind zumindest einige der Kaninchen in den angewählten Epochen angekommen, aber sie können ja leider nicht sprechen, um genau zu sagen, ob sie tatsächlich in der richtigen Zeit gelandet sind«, meinte Tom mit einem gewissen Bedauern.
Karen schaute von ihrem Monitor auf. »Im Moment erscheint es mir nicht weniger wichtig, zu wissen, ob die Frauen, die Lafour in die Zukunft transferiert haben möchte, sich dort aufhalten, wo sie allem Anschein nach zuletzt gewesen sind.« Auf dem Bildschirm erschien ein Tagebuchauszug der beiden Wissenschaftlerinnen, die sich laut Eintrag Lyn und Rona nannten. Sie hatten vor nicht ganz achthundert Jahren vom Tempelberg in Jerusalem einen Notruf abgesetzt, indem sie eine auf Pergament geschriebene Nachricht in einer fremdländisch anmutenden Sprache in eine Aluminiumplombe gesteckt und sie als Grabbeigabe in eine Gruft mit sechs gefallenen Templern versenkt hatten. Die Botschaft hatte der verstorbene Quantenphysiker Professor Dr. Hagen von einem befreundeten Architekten aus dem Libanon erhalten, der sie bei Bauarbeiten am Tempelberg in Jerusalem gefunden hatte. Sie enthielt neben ein paar Koordinaten, die den Aufenthalt der
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