Die Rueckkehr der Templer - Roman
unverzüglich zur amerikanischen Botschaft nach Tel Aviv zu bringen.
Gero und seinen Kameraden war die Anspannung, aber auch die Neugier anzusehen. Struan sog die Luft des Heiligen Landes ein, die ganz unheilig stark nach Kerosin roch. Amelie schmiegte sich an den schwarzhaarigen Hünen, als ob sie sich in seinem Schatten verstecken wollte, und Hannah fragte sich, wie es wohl für sie werden würde, wenn ihr Geliebter im unberechenbaren Universum der Zeit verschwand. Johan wirkte angespannt, und auch Freya, die ihre rote Haarpracht inzwischen zu einem Knoten geschlungen hatte, setzte eine ungewohnt ernste Miene auf, als sie an Be’er Sheva vorbei in Richtung Tel Aviv davonrasten. »Asheklon« stand wenig später auf einem Schild, das auf eine Abfahrt hinwies.
»Askalon«, murmelte Arnaud, der ihnen im Fond des Fahrzeugs gegenübersaß. Er blickte Gero bedeutungsvoll an, und Hannah spürte, dass es zwischen den beiden ein Geheimnis gab.
Die braunen Locken ungewohnt kurz, hatte Arnaud sich seinen dunklen Bart auf Drei-Tage-Niveau geschoren und war damit kaum von den modebewussten Einheimischen zu unterscheiden, die ihr in den vorbeifahrenden Sportwagen ins Auge fielen. Hannah konnte ihn sich gut in einem weißen, langen Gewand vorstellen, als attraktiven, orientalischen Prinzen mit einem weißen Tuch auf dem Kopf.
In einer Templerchlamys, wie er sie beim Transfer tragen sollte, hatte sie ihn noch nie gesehen. Als sie ihm zum ersten Mal im Kerker von Chinon begegnet war, hatte er völlig zerfetzte Lumpen getragen und später die bunte Kleidung eines Spielmanns.
|305| »Jerusalem«, erwiderte Gero leise, als die nächste Abfahrt in Sicht kam. Wieder wechselte er einen Blick mit Arnaud, als ob es ein geheimnisvoller Code wäre, den er ihm mitteilte.
Hannah hätte wetten mögen, dass seine blauen Augen einen merkwürdigen Glanz angenommen hatten. Matthäus zappelte ungeduldig auf seinem Sitz herum, während Anselm, der neben Arnaud Platz genommen hatte, in Erklärungen schwelgte, die das Heilige Land der Kreuzfahrer mit dem verglichen, was davon übrig geblieben war.
Hannah hätte am liebsten ihren MP3-Player aufgesetzt, um sich mit beruhigender Musik berieseln zu lassen. Aber sie war zu aufgeregt, um irgendetwas anderes zu tun, als Geros Hand zu halten.
Die nächste Nacht verbrachten sie in einem grauen, mehrstöckigen Gebäude in Tel Aviv das – streng bewacht – die Vereinigten Staaten von Amerika in Israel repräsentierte. Gegen Mittag des nächsten Tages wollte man in die Gegend von Ubaidya aufbrechen, gut dreißig Kilometer südöstlich von Jerusalem entfernt, auf dem halben Weg zum Toten Meer. Dort hielten sich Tom und das Team der NSA in mehreren, großen Beduinenzelten auf, von denen es im arabischen Teil Israels eine Menge gab. Niemandem würde es seltsam erscheinen, wenn ein Van mit Allradantrieb inmitten von Schafen und Kamelen in dem baumlosen, hügeligen Gelände parkte. Keiner würde auf die Idee kommen, dass sich hinter einer Fassade aus Trinkwassertanks, Gasflaschen, Wäscheleinen und blauen Müllsäcken, wie sie bei Wüstencamps ohne kommunale Versorgungsanbindung obligatorisch waren, ein spektakuläres Zeitreiseexperiment verbarg. Aus diesem Grund hatte man dieses Areal für den geplanten Transfer gewählt und nicht den Keller des amerikanischen Konsulats in Jerusalem. Zudem wäre es kaum möglich gewesen, acht Pferde nach Jerusalem zu bringen, ohne das Aufsehen der zuständigen Behörden zu erregen.
Weder Hannah noch Gero konnten in der Nacht schlafen. Es war heiß, draußen zirpten ein paar Grillen. Von Ferne brandete das Rauschen des Meeres gegen die Fenster. Ab und an war Musik zu hören, die aus den Strandbars und Diskotheken zu ihnen herüberschwappte. Irgendjemand sang im Vorbeigehen etwas auf Hebräisch, und eine Frau brach in schrilles Gelächter aus. Die Klimaanlage summte leise, und Hannah hatte ihren Kopf auf Geros nackte Brust gebettet. Er hatte einen Arm um sie gelegt und kraulte ihr den Rücken.
|306| »Es ist nicht nur«, begann sie mit belegter Stimme, »dass mich der Gedanke, es könnte dir etwas zustoßen, völlig fertigmacht. Ich frage mich, was geschieht, wenn es euch doch gelingt, die Geschichte zu verändern.«
»Es tut mir leid«, gestand Gero heiser. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was da auf uns zukommt. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf Gottes Güte zu verlassen.«
»Wir würden uns vielleicht nie wiedersehen.« Hannahs Stimme brach für
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