Die Rueckkehr der Templer - Roman
Verstärkung?«
Gero überlegte einen Moment und stellte dann eine Gegenfrage.
»Und was denkt Ihr?« Er trank einen Schluck und schaute die Äbtissin mit seinen beeindruckend blauen Augen von unten herauf an. »Sollte man diesen Feldzug nicht lieber beenden? Oder gibt es einen Grund, warum ausgerechnet die Templer daran festhalten wollen?«
»Ich kenne mich, was die Absichten der Templer in dieser Sache betrifft, leider nicht gut genug aus, um das beantworten zu können«, antwortete sie ausweichend. »Allerdings bleibt zu vermuten, dass mehr dahintersteckt als bloßer Eroberungswille. In den meisten Fällen ging es Euren Brüdern immer ums Geld. Also muss es auch dort etwas geben, wovon sie sich satte Gewinne versprechen.«
»Gut möglich«, beendete Gero das Thema und schenkte sich nach, |345| doch diesmal vom Wein. Die anderen hatten ihrer Unterhaltung angespannt zugehört, und Gero ahnte, was seine Männer von ihm erwarteten.
»Wisst Ihr, wo sich André des Montbard im Moment aufhält?«
Wieder sah er die Äbtissin durchdringend an.
Dass Montbard seit der Auseinandersetzung zwischen Königin Melisende und ihrem Sohn Balduin seines Amtes als Seneschall des Ordens enthoben worden war, wusste er nicht nur von Hertzberg, der sich zur Vorbereitung dieser Reise intensiv mit Personen und Hierarchien des Ordens in dieser Zeit auseinandergesetzt hatte. Auch in Barsur-Aube hatte zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine Schrift im Skriptorium der Komturei existiert, die eine lückenlose Nachfolge der einzelnen Ämter im Orden mit Jahr und Tag wiedergegeben hatte. Trotzdem hatte keine der Schriften erklärt, wo Montbard seine Zeit nach dem blutigen Zwist zwischen Mutter und Sohn zugebracht hatte. Gut möglich, dass sich die beiden Frauen aus der Zukunft in seiner Obhut befanden. Deshalb blieb ihnen nichts anderes übrig, als zunächst im Hauptquartier der Templer mit der Suche zu beginnen. Es sei denn, Ioveta wies ihnen einen anderen Weg, um den zukünftigen Großmeister der Templer zu finden.
»Mit Montbard haben wir nichts zu schaffen«, antwortete Ioveta schroff.
»Ach«, erwiderte Hertzberg erstaunt. Er hatte das Gespräch trotz heftiger Beschwerden in seiner Schulter mit Interesse verfolgt. »Soweit mir bekannt ist, hat er Euch und Eurer Schwester die Gründung von St. Lazarus als Zeuge bestätigt, oder irre ich mich?«
Ioveta kniff die Lippen zusammen, und auch ihre kleine Gefolgschaft aus drei weiteren Schwestern, die sich teils aus Neugierde, teils aus Sorge hinzugesellt hatten, schwieg mit betretener Miene.
»Das stimmt«, bestätigte Ioveta den Einwand des Professors. »Allerdings wundert es mich, dass Ihr davon wisst, denn soweit ich weiß, liegt das genannte Papier in der königlichen Kanzlei von Jerusalem. Wir besitzen lediglich eine Abschrift, die außer mir und einer weiteren Schwester, die sich um unsere Buchhaltung kümmert, noch niemand zu Gesicht bekommen hat. Sagtet Ihr nicht, Ihr wäret noch gar nicht in der heiligen Stadt gewesen?«
Nun entgegnete niemand etwas. Hertzberg fing Geros eindringlichen |346| Blick auf und schwieg. Die plötzliche Ruhe war beinahe unerträglich.
»Könnt Ihr mir verraten, wo ich die Latrinen finde?« Typisch Arnaud, wenn es brenzlig wurde, stellte er immer die unmöglichsten Fragen.
Ioveta schien erleichtert über Arnauds unerwarteten Einwurf und erklärte ihm den Weg zum Abort in einer solchen Überschwänglichkeit, als wollte sie ihn geradezu ins Paradies führen.
Arnaud wiederum war froh, dass er sein drängendes Bedürfnis nicht hinter irgendeinem Busch oder einer Mauer verrichten musste. Wenn er sich an etwas in der Zukunft gewöhnt hatte, dann war es die angenehme Art, sich erleichtern zu können. Mit weichem Papier, feuchten Toilettentüchern und einer Wasserspülung, die nicht nur das Geschäft unvermittelt zum Teufel schickte, sondern auch jegliche Gerüche. Arnaud grinste in sich hinein. Es fehlte nicht viel, und er dachte schon wie Stephano, für den es nichts Schlimmeres gab, als sich nicht ordentlich den Hintern abwischen zu können. Die Realität der veränderten Verhältnisse holte Arnaud gnadenlos ein, als er hinter einem hölzernen Verschlag landete, hinter dem sich lediglich ein Balken und eine Grube befanden. Von Papier keine Spur, lediglich etwas verrottetes Stroh und ein paar verdorrte Palmblätter hatte sein Vorgänger übrig gelassen. »Willkommen zu Hause«, murmelte er und löste den Gurt seiner Hose.
Nachdem er seine Notdurft erledigt
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