Die Rueckkehr der Templer - Roman
Umhänge mit auffallend roten Kreuzen auf Brust und Schulter trugen. Templer? Rona hatte genug Kenntnisse über diesen Ritterorden gespeichert, um zu wissen, dass dessen Ordensbrüder, wie man sie nannte, solche Gewänder getragen hatten – aber wie war es möglich, dass sie ausgerechnet hier und jetzt erschienen? Rona versuchte ihrer geistigen Verwirrung Herr zu werden. Im Jahr 1119, in das der Timeserver sie hätte führen sollen, existierten bei den Templern noch keine weißen Gewänder mit roten Kreuzen. Diese hatte Papst Eugen III. dem Orden erst im Sommer 1147 erlaubt. Lyn, die in Lions Auftrag sämtliche illegalen Geschichtsdateien durchforstet hatte, wusste zu berichten, dass die rote Farbe an den Opfertod Christi erinnern sollte und die Bereitschaft zum Martyrium für den Glauben symbolisierte. Und obwohl Rona sich nicht im Geringsten für religiöse Regeln und Gebräuche interessierte, hatte sie diese Information zu ihrem historischen Grundlagenwissen über den Orden in ihren Erinnerungsspeicher einprogrammiert. Aber vielleicht waren diese Männer auch gar keine Templer?
Militärisch gesehen war das, was sich vor ihren Augen abspielte, eher ein Desaster und zeugte nicht von strategischer Überlegenheit, wie man es von echten Templern hätte erwarten dürfen. Unbeholfen versuchten die weißen Reiter mit Lanzen und Schwertern den schwarzen Bogenschützen Einhalt zu gebieten. Die Anzahl der vermeintlichen Templer schien zu gering zu sein, und ihre Waffen waren ungeeignet, um etwas gegen die Angreifer ausrichten zu können.
Was wäre, wenn sie in der falschen Zeit und am falschen Ort gelandet waren? Überwältigt von plötzlich aufkommender Panik schnellte |44| Ronas Kopf herum. Wo waren Lyn und Mako? »Hey, wo seid ihr?«, brüllte sie durch einen Schwall von Hitze und Staub.
»Hier«, schien eine Stimme zu rufen. Es war Lyn, doch Rona hörte sie nur schwach. Schon glaubte sie, die Silhouette ihrer Schwester durch den gelblichen Nebel sehen zu können. Lyn kauerte nicht weit von ihr entfernt am Boden. Das lederne Gepäck, das Lion ihr anvertraut hatte, schützte sie mit ihrem Körper. Mako stand aufrecht neben ihr, mit wehenden Haaren, in der Linken sein glänzendes Schwert. Vollkommen paralysiert starrte er auf einen herangaloppierenden, schwarz gewandeten Reiter, dessen Kopf bis auf die Augen mit einem schwarzen Turban verhüllt war. Laut schreiend schwang der Angreifer einen Krummsäbel. Aber ihr Bruder rührte sich immer noch nicht und vermittelte auch nicht den Eindruck, Lyn gegen den Fremden verteidigen zu wollen.
»Beweg dich!«, keuchte Rona atemlos und versuchte hastig auf die Füße zu kommen. Doch sie war nicht schnell genug, und Mako schien sie nicht verstanden zu haben. Der Reiter kam rascher heran, als Rona es vermutet hatte. Und während Mako immer noch verharrte, nicht schlüssig, ob er seine neue Waffe zum Einsatz bringen sollte, traf der Angreifer eine Entscheidung. Lyn stieß einen gellenden Schrei aus, als das Schwert des Reiters erbarmungslos auf ihren Bruder herniedersauste.
Makos Kopf löste sich wie eine reife Frucht von seinen Schultern und fiel mit der eingefrorenen Miene verhaltener Überraschung auf den steinigen Boden. Sein schlanker Körper kippte blutüberströmt hinterher, und beinahe hätte er Lyn unter sich begraben, wenn sie sich nicht blitzschnell zur Seite geduckt hätte. Mit einer kurzen Zeitverzögerung erfasste Rona das ganze Ausmaß der Katastrophe. Der Angreifer wendete in einiger Entfernung sein Pferd, in der unzweifelhaften Absicht, Lyn als Nächste zu töten.
Nun erst wurde Rona bewusst, dass ihre Hand immer noch den Fusionslaser umklammerte, den sie Lion kurz vor dem Transfer vom Gürtel gezogen hatte. Zu spät für Mako, aber um Lyn zu retten, würde es reichen. Ein kurzes Justieren, ein entschlossener Blick und ein leises Zischen verwandelten den schwarzen Turbanträger samt seinem Pferd in einer Pikosekunde in ein Bild tödlicher Erstarrung, das fast zeitgleich im heißen Wind zu silberfarbener Asche zerstob. Ohne lange nachzudenken, zielte Rona in die Umgebung und visierte mit der Präzision |45| eines Kriegsroboters gut ein Dutzend gleich uniformierter Männer an, die alle einen Bogen oder einen Säbel trugen, um sie der Reihe nach samt ihren Pferden mit einer gezielten Laserattacken zu Asche zu verdampfen. Erst als sie registrierte, dass die übrig gebliebenen Widersacher in panischer Aufregung die Flucht ergriffen, ließ sie den Laser sinken und
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