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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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versucht, die Meute der blutrünstigen fatimidischen Wölfe mit Schwertern und Lanzen in die Flucht zu schlagen. Seine eigenen Leute hatten ihre Pfeile zu Beginn des Angriffs viel zu schnell |49| verschossen. Und den Templern, die vorübergehend unter Khaleds Kommando standen, hatte es bei dieser Mission an Turkopolen gefehlt, ordenseigenen Syrern, die mit Pfeil und Bogen in der Lage gewesen wären, sie zu unterstützen.
    Falls er sich das Gesehene nicht eingebildet hatte, verdankten er und seine Leute es dieser Frau, dass sie einer schmachvollen Niederlage entgangen waren. Mit ihrer seltsamen Waffe hatte sie etliche Fatimiden vernichtet und die Übrigen in die Flucht geschlagen. Und obwohl es Tote unter den Mitreisenden gegeben hatte, war über die Hälfte noch am Leben. Lediglich ein Templer war durch einen Pfeil, der ihn ins linke Auge getroffen hatte, so schwer verwundet worden, dass er kurz darauf starb.
    Die Überlebenden der Karawane zum unerwarteten Ausgang des Kampfes zu befragen, kam Khaled nicht in den Sinn. Ihnen stand immer noch der Schreck ins Gesicht geschrieben, und außerdem waren sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um eine vernünftige Aussage treffen zu können. Und selbst wenn sie etwas gesehen hatten, das Khaleds Beobachtung bestätigte – wie hätten sie sich dazu äußern sollen? Sofern es sich um etwas Unerklärliches handelte, würde es die Menschen noch mehr ängstigen und nur seine Autorität als Führer untergraben. Einzig Allah stand als Urheber dieses Wunders bereit, aber um ehrlich zu sein, befriedigte Khaled diese Lösung nicht. Im Laufe seiner ismailitischen Unterweisung hatte er weit mehr von den kosmischen Zusammenhängen erfahren als viele andere Menschen, und schon allein deshalb war seine Neugier geweckt.
    Während er sich den Frauen näherte, fielen ihm zunächst die makellosen Konturen ihrer Gesichter auf. Dem Aussehen nach waren sie auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden. Ihre mandelförmigen Augen und die elfenbeinfarbene Haut fesselten unverzüglich Khaleds Interesse. Augenscheinlich handelte es sich um wahre Schönheiten, und nichts an ihnen erschien ihm furchteinflößend.
    Khaled überlegte einen Moment lang, ob es nicht doch an der Sonne lag, die ihm einen bitteren Streich gespielt hatte und ihm hier in Wahrheit nichts als reine Unschuld entgegenschlug, die in fließende Gewänder aus feinstem Brokat und Seide gehüllt war. Die beiden Frauen konnten kaum älter als siebzehn oder achtzehn sein. Ihre Gestalt wirkte auf den ersten Blick schlank, ja beinahe knabenhaft. Unter dem |50| schweren Stoff waren ihre Brüste nicht einmal zu erahnen. Unter den Kapuzen blitzte pechschwarzes Haar hervor, das den Mädchen bis über die Schultern reichte.
    Auf den ersten Blick sahen sie aus wie anmutige Sklavinnen, die dem Harem eines Emirs entkommen waren. Dafür sprach auch, dass weit und breit niemand zu sehen war, der sie bewachte. Andererseits konnte es sich ihrem Aussehen nach ebenso gut um mongolische Prinzessinnen handeln, die sich mit einer Karawane in einer diplomatischen Mission auf dem Weg nach Ägypten befunden hatten und versehentlich von Fatimiden überfallen worden waren. Dagegen sprach, dass weder Reste von Ausrüstungsgegenständen noch die Leichen diverser Beschützer zu sehen waren.
    Vielleicht steckte ja auch etwas ganz anderes dahinter. In der Einsamkeit der Wüste existierte weit mehr Übersinnliches, als sich der gemeine Mensch vorzustellen vermochte. Auch wenn Khaled kein Freund von Aberglauben war, wollte er nicht ausschließen, dass es sich bei den beiden Frauen womöglich um mächtige Zauberinnen handelte, deren wandelbare Gestalten einem zuvor verschlossenen Gefäß entschlüpft waren. In den Geschichten der Alten war es immer so, dass irgendein Tollpatsch mitten im Nirgendwo ein kostbares Gefäß fand, es öffnete und damit die uneingeschränkte Macht eines darin wohnenden Dschinns entfesselte. Manchmal erzählten seine Brüder hinter vorgehaltener Hand, dass ihnen diese Sorte mächtiger Dämonen des Nachts in der Wüste erschienen waren und ihnen wollüstige Träume erfüllt hatten, aber nie war jemand zu Schaden gekommen. Gewöhnlich widerfuhr den Männern ein solches Erlebnis nach dem Genuss von indischem Hanf, den sie mithilfe einer Schilfrohrpfeife oder eines kupfernen Räucherkessels inhalierten. Aber Khaled hatte nichts geraucht und auch nicht getrunken, obwohl auch er an manchen Tagen diese Hilfsmittel benutzte, um in den

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