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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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erkannte, dass die noch lebenden Opfer der Flüchtenden aus ihrer Deckung hervorkamen und wie gebannt zu ihr hinstarrten. Wie betäubt rannte Rona zu ihrer Schwester, die immer noch am Boden hockte und Makos linke Hand hielt.
    »Er ist tot«, schluchzte Lyn, während ihr panischer Blick sich nicht von dem abgetrennten Kopf des Bruders zu lösen vermochte.
    Mit einem raschen Rundumblick vergewisserte sich Rona zunächst, dass die Gefahr gebannt war, und kniete sich dann vor ihrer Schwester in den grobkörnigen Sand. Mit einer Hand umklammerte sie Lyns Schulter und rüttelte sie sanft, in der anderen hielt sie immer noch ihre Waffe.
    »Komm zu dir, Lyn! Du kannst da nicht hocken bleiben.« Abrupt stand Rona auf und bedeutete ihrer Schwester mit einem Nicken, dass sie sich von dem Leichnam entfernen sollte. »Lass ihn los!«, krächzte sie. »Ich erledige das.«
    Lyn kroch auf allen vieren davon, bis sie glaubte, genug Abstand zwischen sich und Makos Leichnam gebracht zu haben. Per Knopfdruck lud Rona erneut den Laser auf. Mako war nicht mehr zu retten, und von Begräbnisritualen hatte Rona noch nie etwas gehalten. Ein gedrosselter Schuss genügte, um ihren Bruder samt seinem abgetrennten Kopf in Staub zu verwandeln. Danach beugte sie sich zu ihrer Schwester hinab und umarmte sie tröstend.
    Lyn versuchte vergeblich, sich zu fassen, und schluchzte erneut. Nicht etwa, weil sie eine labile Persönlichkeit besaß, sondern weil sie es nicht gewohnt war, dass Rona sie tröstete, und ihr dadurch erst das ganze Ausmaß des Horrors bewusst wurde. »Sch…«, sagte Rona und streichelte Lyn über den Rücken. Lyn beruhigte sich zögernd, doch ihr Atem bebte immer noch im Takt ihres zitternden Körpers. Ein Blick auf ihr Handgelenk versicherte Rona, dass Lyn sich trotz des Schocks bei bester Gesundheit befand. Das kleine silberfarbene Armband, das alle Rebellen trugen, um jederzeit den eigenen, gesundheitlichen Zustand oder den anderer kontrollieren zu können, hatte Lion ihnen nicht |46| verboten. Ebenso wenig wie einen stattlichen Vorrat an Nanokapseln, die Verletzungen in Sekunden heilten und ihnen Seuchen vom Leibe hielten, gegen die sich nicht hatten immunisieren können. Ansonsten hatte er verboten, Ausrüstungsgegenstände aus der Zukunft mitzunehmen, weil er fatale Veränderungen befürchtete, falls sie in die falschen Hände gerieten. Niemals hätte er ihnen erlaubt, einen Fusionslaser mitzunehmen.
    Und obwohl auch bei ihr alles in Ordnung zu sein schien, fühlte Rona keine einzige Emotion. Es war beinahe wie vor der Operation, als sie noch den Chip besaß, der jede gefühlsmäßige Regung in ihrem Körper unterdrückt hatte. Keine Trauer, keine Wut und erst recht keine Angst. Manchmal hatte sie sich in diesen Zustand zurückgewünscht, doch nun erschien er ihr unheimlich. Mechanisch glitt ihr Blick über die schroffen, halbhohen Felsen, die vor knallblauem Himmel ein breites, gleißend helles Tal begrenzten, in das der Server sie allem Anschein nach transferiert hatte.
    Hier und da lagen blutende, von Pfeilen durchbohrte Körper, aber von den Angreifern war nichts mehr zu sehen. Ein paar unerschrockene Überlebende hatten sich inzwischen erhoben und versuchten, die Tiere einzufangen.
    Bereits nach kurzer Zeit kreisten riesige Vögel über der Unglücksstelle. Vermutlich Geier, von deren Existenz Rona zwar wusste, aber noch nie hatte sie einen von ihnen lebendig zu Gesicht bekommen.
    Der erneute Hufschlag mehrerer Pferde ließ sie hochfahren. Kehrten die Reiter zurück? Staub wirbelte auf. Rona umklammerte den Laser, versteckt unter ihrem Umhang, den Finger am Auslöser. Wenn nur der leiseste Verdacht aufkeimte, dass die Männer ihnen nicht wohlgesinnt waren, würde sie jeden einzelnen auf der Stelle töten. Aber die beiden halbvermummten Gestalten auf den eleganten, langmähnigen Pferden machten keinerlei Anstalten, sie anzugreifen. Sie waren ganz in weiße Gewänder gehüllt, die auf Höhe der Taille von blutroten Schärpen gehalten wurden. Trotz ihrer ansonsten kriegerischen Aufmachung schienen sie in friedlicher Absicht zu kommen. Jedenfalls schwang der Erste von beiden keinen Säbel, obwohl auch er eine solche Waffe am Gürtel trug. Dazu einen silbern glänzenden Halbschalenhelm über einem weißen Kapuzentuch, das ihm Mund und Nase verhüllte und nur die dunklen, stechenden Augen sichtbar werden ließ. |47| Beim Anblick seines hellgrau gescheckten Pferdes, geschmückt mit einem silberbestickten Überwurf und

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