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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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frustriert auf dem stinkenden Boden und starrte in ein stinkendes Nichts.
    Plötzlich waren Schritte zu hören, und ein Schatten senkte sich über die verwaiste Tür ihres Gefängnisses. Anselm sah auf und entdeckte zwei Kerkerwächter, die sich an dem Schloss zu schaffen machten.
    Einer der beiden Soldaten fixierte Matthäus mit einem Grinsen. Anselm verstand nicht, was der Wachmann seinem Kameraden zuraunte, aber Khaled, der nicht weit von ihm entfernt unvorsichtigen Ratten auflauerte, schien im Bilde zu sein. Der Assassine hob kaum merklich den Kopf, und Anselm beobachtete, wie sich seine sehnigen Muskeln anspannten, als der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Der zweite Wachsoldat hatte seinen Krummsäbel gezückt und warf einen misstrauischen Blick in die Zelle.
    Khaled hatte Anselm erzählt, dass manche Gefangene aufgrund ihrer Verzweiflung enorme Kräfte entwickelten. Sein Vorgänger hatte einer unvorsichtigen Wache das Genick gebrochen, als der Mann bei der Essensverteilung den Gitterstäben zu nahe gekommen war. Natürlich hatte der Mitgefangene dafür mit dem Leben bezahlt. Angeblich |468| hatte man ihm bei lebendigem Leib den Hoden abgeschnitten und ihm dann den Bauch aufgeschlitzt und seine Eingeweide an die Hunde verfüttert. Zur Abschreckung all jener, die gedachten, etwas Ähnliches zu versuchen.
    Anselm fragte sich, was die Soldaten von ihnen wollten und was Khaled vorhatte. Denn dass der Assassine etwas im Schilde führte, konnte er förmlich spüren.
    »Was wollen die hier?«, flüsterte Anselm. Nervös schaute er zu den beiden Soldaten hin, als der Erste die Tür öffnete, und der andere ihn sicherte.
    »Wahrscheinlich kommen sie, um den Jungen zu holen«, murmelte Khaled ohne sichtbare Regung. »Der Leibdiener des Wesirs bevorzugt junges Geflügel, besonders wenn es blond und männlich ist und aussieht wie ein Engel. Wundert mich sowieso, warum man den Burschen in dieses Verlies gesteckt hat. Normalerweise findet sofort bei Ankunft der Gefangenen eine Auslese statt. Frauen und Kinder werden gewöhnlich als Sklaven gehalten, um im Palast zu dienen, aber die Aufgaben, die sie dort erhalten, bringen sie in der Regel nicht um …«
    Anselm hielt den Atem an. Nicht zu wissen, was Hannah, Freya und Amelie widerfahren war, quälte ihn schon genug, aber dass der Junge wegen ihm seine Unschuld verlor, war nicht zu ertragen. Noch lag Matthäus auf der anderen Seite des Käfigs und verschlief eingerollt wie eine Katze den Tag.
    Anselm wollte aufspringen und kämpfen, doch sein arabischer Bruder hielt ihn mit erstaunlicher Kraft zurück.
    »Warte«, flüsterte er. »Lass sie näher herankommen. Wenn der Junge wach wird und sich wehrt, haben wir eine Chance, sie zu überwältigen.«
    Ohnmächtig beobachtete Anselm, wie Matthäus instinktiv erschrak, als eine Hand grob nach seinem Arm packte. Bevor er mit einem erstickten Schrei aufsprang, um zwischen Anselm und Khaled eine trügerische Sicherheit zu suchen, hatte ihn der fatimidische Soldat schon um die Taille gepackt und hielt ihn fest. Doch Matthäus hatte seine Lektionen in der Templer-Komturei von Bar-sur-Aube gründlich gelernt. Er trat den Angreifer vor das Schienbein und schnappte mit den Zähnen nach seiner Hand, wobei er dessen Daumen erwischte und mit einer solchen Wucht zubiss, dass der Soldat ihn fluchend losließ. Matthäus |469| rannte panisch in den hinteren Teil des Verlieses, um sich den Blicken der Soldaten zu entziehen. Während der erste Soldat noch mit seiner Wunde beschäftigt war, trat der zweite hinzu, um Matthäus mit erhobenem Säbel zu folgen.
    Khaled stellte ihm ein Bein. Der Mann ging zu Boden und verlor dabei seine Waffe. »Jetzt!«, zischte er Anselm ins Ohr. Ohne Vorwarnung wurde er von Khaled am Arm gepackt und in eine Schlacht mitgerissen, deren Verlauf ihn völlig überrollte. In einer unmenschlichen Geschwindigkeit, die er seinem nackten, total abgemagerten Leidensgenossen niemals zugetraut hätte, ergriff Khaled den am Boden liegenden Säbel und enthauptete die beiden überraschten Wachen in zwei blitzschnellen Drehungen mit einer solchen Wucht, dass deren Blut gegen die Kerkerwände spritzte.
    All das geschah in beinahe völliger Lautlosigkeit, und bevor Anselm sich die Frage stellte, was als Nächstes passieren würde, vernahm er ein: «Fass mit an!«
    Gemeinsam zogen sie die Leichen in den hinteren Teil der Kammer, wo sie für einen Moment in der Düsternis verschwanden. Matthäus war am ganzen Leib zitternd

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