Die Rueckkehr der Templer - Roman
wird, um das Ansehen des Ordens nicht weiter zu schädigen.«
Einen quälend langen Moment kostete Tramelay seine Überlegenheit aus.
»Tod durch Erhängen«, verkündete er überlegen. Dann fiel sein Blick der Reihe nach auf Gero, Johan, Stephano, Struan und Tanner, denen das Entsetzen durchaus anzusehen war. »Gott sei eurer sündigen Seele gnädig.«
Bei Sonnenaufgang schreckte Arnaud aus einem Alptraum hoch, als er ein plötzliches Rascheln vernahm. Aber kein Löwe stand vor ihm, wie er befürchtet hatte, sondern Rona, die ihn anlächelte und ihm ein paar Kleider zuwarf, die er überziehen sollte.
Verschlafen betrachtete Arnaud den bunten Kaftan, einen blauen Turban, ein Paar helle Stiefel sowie einen mit Nieten besetzten Gürtel, an dem er sein Schwert befestigen konnte. Für sich und Lyn hatte Rona ein hellblaues und granatapfelrotes Gewand mitgebracht und einen Gesichtsschleier, der alles verhüllte, bis auf ihre wunderschön schräg stehenden Augen. Mit einem freudigen Lächeln reichte sie ein paar zierliche Schuhe aus hellem Ziegenleder an ihre Schwester weiter. »Sind die nicht schön?«, fragte sie.
Lyn nickte und nahm sie mit einem Lächeln entgegen.
Bevor Arnaud fragen konnte, wo und mit welchen Mitteln sie die Sachen erstanden hatte, hatte sich Rona ihres bescheidenen Nonnengewandes entledigt und stand splitternackt vor ihm. »Ich habe mir einen Goldbesant aus deinem Beutel genommen«, sagte sie mit einem unschuldigen Augenaufschlag und begann sich ungeniert vor ihm umzuziehen.
Arnaud schluckte heftig, als sie sich neben ihn kniete und das restliche |464| Geld in seine Taschen steckte. Ihre Brüste waren ihm so nah wie zwei saftige Äpfel, in die er nur noch hineinbeißen musste. »Bist du von Sinnen?«, stieß er keuchend hervor und wich panisch zurück.
»Was ist mit dir los?«, fragte Rona mit verständnislosem Blick. »Es ist doch nur Geld, und ich wollte die Sachen nicht stehlen, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns zu lenken.«
Arnaud wusste beim besten Willen nicht, wo er hinschauen sollte. »Es geht nicht ums Geld«, stellte er unmissverständlich klar. »Dass du einen Mann mit deinem Anblick in Verlegenheit bringen könntest, fällt dir nicht ein, oder?«
»Was heißt hier Verlegenheit?« Mit einem unsicheren Lächeln nahm Rona ihr Unterkleid in die Hand, um es auf die richtige Seite zu drehen.
Arnaud starrte auf ihren makellosen Körper, die langen Beine, die leicht gerundeten Hüften und ihre haarlose Scham. Sein Herz raste, und in seinem Schoß erhob sich ein Dämon.
»Ich … ich …«, stotterte er. »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie unglaublich schön du bist?«
»Nein«, antwortete sie schlicht und fuhr fort, sich anzukleiden. »Und du? Wie steht’s mit dir?«
»Was hat das mit mir zu tun?« Ein Grinsen flog über seine Lippen. »Ich glaube nicht, dass man mich schön nennen könnte.«
»Zieh dich aus!«
»Was?«
»Na los, zieh dich aus! Ich will dich anschauen.«
Arnaud schüttelte ungläubig seinen braunen Lockenkopf. »Das meinst du nicht ernst, oder?«
»Nichts ernster als das.« Ihr Blick war tatsächlich ernst, und Arnaud begann zögernd, sich des grauschwarzen Mönchskittels zu entledigen.
»Du siehst aus wie Adonis«, bemerkte sie schlicht, als er vollkommen nackt vor ihr stand.
Arnaud senkte den Kopf und sah an sich hinab. Die festen, leicht hervorstehenden Brustmuskeln, auf denen sich ein paar braune Härchen kringelten, die starken, sehnigen Arme, denen der Angriff der Löwen zu seiner eigenen Überraschung nicht mehr anzusehen war, der flache, muskulöse Bauch und ein ziemlich imposantes Geschlecht, das sich nicht unbedingt im Zustand der Ruhe befand, mussten ihrem interessierten |465| Blick standhalten. Auch seine Beine waren wohlgeformt und kräftig. Als er fragend und leicht verschämt aufschaute, lachte Rona befreit.
»Irgendwann würde ich das alles gerne einmal genauer betrachten. Aber nicht jetzt. Wir haben zu tun.« Dann verschwand sie aus der Höhle und ließ einen wie vom Donner gerührten Arnaud zurück, der sich zum zweiten Mal fragte, ob er soeben eine Erscheinung gehabt hatte.
Als er wenig später, als syrischer Kaufmann verkleidet, hinaustrat, sah er sich zwei perfekten Schönheiten gegenüber, die jedem Harem zur Ehre gereicht hätten. Lyn hatte sich bereits mit dem Kamel beschäftigt, das Rona in einem Mietstall geliehen hatte.
Am frühen Vormittag erreichten sie Jerusalem und wurden zu Arnauds großer Überraschung ohne
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