Die Rueckkehr der Templer - Roman
begründen, dass er Einlass verlangte?
Würden sie ihm glauben, wenn er einfach nach Gero fragte?
»Erzähl ihnen, ihr wäret Knappen, die unterwegs durch einen Angriff der Fatimiden von ihren Tempelherren getrennt wurden, und sagt, man habe euch eurer gesamten Habe beraubt. Das klingt ehrlich, weil es recht häufig vorkommt. Dann nennt die Namen eurer Ritter, und man wird euch schon sagen, ob sie zum Templercorps gehören oder nicht.«
»Und du?«, fragte Anselm, »Was hast du vor? Können wir uns hinterher nicht irgendwo treffen?«
»Ich weiß noch nicht«, murmelte Khaled und schaute sich unsicher nach allen Seiten um. »Ich habe noch etwas zu erledigen, bevor ich an andere Dinge denke.«
»Ich dachte, du willst nach dem Mädchen suchen?«
»Du bist entschieden zu neugierig«, raunte Khaled.
»Egal, was du vorhast«, entgegnete Anselm leise. »Ich muss mich für deine Hilfe bedanken und wünsche dir Glück.«
»Allah sei mit dir«, sagte der Assassine und zog Anselm zu sich heran, um ihn auf den Mund zu küssen. Dann bückte er sich und tat das Gleiche mit Matthäus. »Es war mir eine Ehre, euch zur Flucht verhelfen zu dürfen.« Mit einer Hand strich er dem Jungen eine der vielen blonden Locken aus der Stirn. Dann reichte er Anselm zum Abschied noch einmal die Hand.
Anselm spürte, wie Khaled ihm zwei Goldmünzen in die Hand drückte. »Nimm das und bestich die beiden Templer damit, falls es nötig wird. Auch wenn sie offiziell nichts besitzen dürfen, sichert ihnen eine einzige Münze ein Jahr lang den regelmäßigen Besuch in einem verschwiegenen Freudenhaus.« Khaled zwinkerte ihm noch einmal zu, drehte sich auf dem Absatz um und schlenderte davon.
Matthäus am Arm gefasst, wandte Anselm sich den finster dreinblickenden |506| Templern zu, und nachdem sie ihn eine Weile standhaft ignoriert hatten, ließ er das Gold in seiner Hand aufblitzen.
»He, du!«, rief der Größere von ihnen, ein vernarbter, blonder Kerl mit stechend hellen Augen. »Stehst du für Essen an, dann stell dich hinten in die Reihe.«
»Nein«, presste Anselm in Altfranzösisch hervor. »Ich möchte ins Hauptquartier, weil ich denke, dass mein Herr dort auf mich wartet.«
»Kommt her!«, sagte der Ritter, und als sie endlich vor ihm standen, begutachtete er sie von oben bis unten. »Gewöhnliche Ordensritter verfügen nicht über Diener, oder hat man euch irgendwo vergessen?«
»Wir sind Schildknappen, mein Herr.« Anselm verbeugte sich artig. Er hatte nicht die geringste Ahnung, ob diese Geste überzeugend ausfiel, aber aus seiner Erfahrung im Jahr 1307 wusste er, dass man sich damals in adligen Kreisen mindestens so häufig verbeugt hatte wie ein japanischer Manager im Umgang mit seinen Vorgesetzten.
Es schien zu funktionieren, denn das Interesse des Mannes blieb geweckt. »Habt ihr Papiere, Herkunftsnachweise, Stundenbücher?«
»Wir wurden von Fatimiden überfallen«, log Anselm. »Deshalb haben wir auch die Verbindung zu unserem Herrn verloren.«
»Wie lautet der Name eures Herrn? Vielleicht kenne ich ihn?«
»Es waren mehrere«, erwiderte Anselm, weil er nicht wissen konnte, ob alle den Transfer unbeschadet überstanden hatten.
»Gerard von Breydenbach, Jacob von Tannenberg, Johan van Elk, Arnaud de Mirepaux …«
»Ja«, fiel ihm der Templer überraschend ins Wort. »Ich glaube, ich weiß, wen du meinst. Fürwahr«, sagte er und atmete tief durch. »Sie sind hier.« Dann wandte er sich an seinen Kameraden und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die Augen des gedrungenen Mannes weiteten sich.
»Hier stimmt was nicht«, flüsterte Matthäus. »Wir sollten nicht bleiben.«
»Was soll der Unsinn?«, raunte Anselm ihm ungehalten zu, als der Junge an seinem Ärmel zerrte. »Wir sind doch nicht durch die Zeit gereist, dem übelsten aller Kerker entkommen und danach durch eine Wüste geflohen, um jetzt einfach umzukehren. Wir wissen doch noch nicht mal wohin.«
Die beiden Templer schienen einiges zu besprechen zu haben und ließen Anselm und den Jungen dabei nicht aus den Augen.
|507| »Ich glaube nicht, dass wir ihnen vertrauen können«, klagte Matthäus. »Lass uns lieber gehen.«
Anselm ignorierte die Worte des Jungen und konzentrierte sich ganz auf die beiden Templer.
»Kommt mit!«, sagte der Ritter mit den hellen Augen schließlich und führte sie über eine steinerne Treppe zu einem überdachten Torweg auf die Plattform, so dass sie unmittelbar vor den Felsendom gelangten. Anselm fiel es schwer, seine Gefühle unter
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