Die Rueckkehr der Templer - Roman
ist, etwas daran zu ändern. Man zweifelt an sich selbst und am Ende sogar an Gott«, erklärte er bitter und warf Hertzberg einen verständnisheischenden Blick zu. »Und das ist wohl das Schlimmste, das einem Templer passieren kann.«
»Und wie soll es jetzt weitergehen?« Hertzberg fixierte ihn ungeduldig. »Morgen früh ist die Zeit abgelaufen, und nicht einmal wir besitzen |525| eine Maschine, die Tote zum Leben erwecken könnte, oder irre ich mich?« Sein fragender Blick ruhte auf Rona.
»Nein«, bestätigte sie mit einem müden Lächeln.
»Ich werde noch heute Abend meine Kontakte zu Königin Melisende nutzen«, fuhr Montbard fort. »Es gibt im Strafrecht des Ordens einen Paragraphen, der es im Kriegsfall ermöglicht, von der Vollstreckung des Urteils abzusehen. Wir werden Tramelay und dem König die Zahlung einer hohen Summe anbieten, die sie unmöglich abschlagen können, damit die Brüder wieder in den Rang eines kämpfenden Ritters versetzt werden.«
»Und Ihr denkt, dass er dem so einfach zustimmen wird?« Arnaud schaute ihn ungläubig an. »Und wenn es so ist, warum kann man sie dann nicht gleich freikaufen?«
»Das müsstest du doch am besten wissen, mein provenzalischer Bruder.« Montbard blieb vor Arnaud stehen. »Tramelay kann den Brüdern nicht einfach gegen Geld die Freiheit schenken. Er wäre gezwungen, sie aus dem Orden auszuschließen, doch dann müssten sie einem anderen Orden beitreten. Und das würde uns nicht helfen. Deshalb müssen wir ein Argument liefern, das verlangt, dass sie im Orden verbleiben. Auch weil ich eine gewisse Strategie verfolge, um Königin Melisende das nötige Geld aus der Tasche zu locken.«
»Was für eine Strategie?« Hertzberg sah ihn argwöhnisch an.
»Das kann ich erst verraten, wenn ich mit der Königin darüber gesprochen habe. Zunächst muss ich ihr die Angelegenheit schmackhaft machen. Wenn alles so verläuft, wie ich es mir vorstelle, werde ich noch heute Abend ein Gespräch zwischen ihr und Tramelay arrangieren. Bis dahin bleibt uns leider nichts anderes übrig, als zu warten.« Er nickte in die Runde, als ob alles gesagt sei. Dann begab er sich zur Tür und warf Khaled einen fragenden Blick zu. »Bleibst du hier, bis die Entscheidung gefallen ist?«
»Ich denke schon, schließlich kann ich nicht davon ausgehen, dass Melisende mich in ihrem Palast wohnen lässt, nach allem, was sie von mir erdulden musste.« Ein Grinsen huschte über seine Lippen. »Außerdem weiß sie anscheinend noch nicht, dass Lyn und Rona aus Sankt Lazarus geflohen sind. Also nutzen wir die Ruhe vor dem Sturm, um ein wenig zu verschnaufen.« Sein Blick traf Lyn, die ihn liebevoll erwiderte. »Ich werde mir mit meiner Frau heute Nacht eine gemeinsame |526| Kammer nehmen. Seit fünf Jahren waren wir nicht mehr vereint.«
Montbard lächelte wohlwollend und warf Khaled einen Beutel mit Münzen zu. »Sorge dafür, dass es dir und den anderen an nichts fehlt. Ich melde mich spätestens zur Nacht, um Euch auf den neusten Stand der Dinge zu bringen.«
»Da wäre noch etwas, das Euch vielleicht interessiert«, sagte Khaled. Sein Blick wanderte zu Arnaud, der ihm der Anführer dieser seltsamen Truppe zu sein schien. »Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber im Kerker von Askalon ist mir ein Franke begegnet, der behauptete, Euch und Eure Brüder zu kennen. Er sprach davon, aus der Zukunft zu kommen, und auch er suchte nach Rona und Lyn. Ich wusste, von wem er sprach, ansonsten hätte ich ihm wohl keinen Glauben geschenkt. Er hatte einen blond gelockten Jungen bei sich. Nachdem wir vertrauter miteinander waren, ist es uns gemeinsam gelungen, die Kerkerwachen zu überwältigen. Zusammen konnten wir fliehen. Er erzählte mir, dass er außer dem Jungen noch drei Frauen bei sich hatte, die wie er auf dem Weg von Jaffa nach Jerusalem in die Gewalt von Sklavenhändlern geraten waren, die sie schließlich den Fatimiden in der Festung verkauften. Angeblich wurden sie nach dem Eintreffen in Askalon getrennt. Wahrscheinlich sind die Frauen im Harem des Wesirs von Askalon gelandet. Leider war es uns nicht möglich, sie zu befreien.«
Hertzberg schaute erschrocken auf. »Wie war der Name des Mannes?«
»Er nannte sich Anselm de Caillou, sein jüngerer Begleiter war Matthäus von Bruch. Sie machten mir nicht den Eindruck, als ob sie mit unseren Sitten vertraut wären.«
Arnaud stöhnte entsetzt auf. »Sie dürften gar nicht hier sein! Und wo sind die beiden jetzt?«
»Keine Ahnung.« Khaled zuckte
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