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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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versorgten.
    Gero dachte an Matthäus, der sich unter Tränen von ihm verabschiedet hatte und dass er dem Jungen einen Eid gegeben hatte, zu ihm zurückzukehren. Ein Blick zu den Burgzinnen bestätigte ihm, dass man dort das mannshohe, vergoldete Silberkreuz aufgerichtet hatte, von dem auch in seiner Zeit immer wieder die Rede gewesen war. Verborgen unter dem blank polierten Metall, befand sich in einem Hohlraum angeblich ein armlanger Splitter jenes Holzbalkens, den Jesus durch die Straßen der Via Dolorosa geschleppt hatte und an den er später auf dem Hügel von Golgatha gekreuzigt worden war.
    Jemand hatte die prunkvolle Umhüllung mit der Reliquie darin an die erst kürzlich erbauten Zinnen gekettet, um ein Zeichen zu setzen.
    Anselm war Geros Blicken gefolgt. »Also wenn ihr mich fragt«, bemerkte er vieldeutig, »verleihen die Ketten dem Ganzen eine ziemlich zweifelhafte Symbolik.«
    »Du hast recht«, erwiderte Johan. »Es sieht aus, als hätten sie unseren Herrn Jesus persönlich geknechtet, damit er es sich nicht anders überlegen kann.«
    »Seit der Eroberung von Jerusalem verzichtet kein König im Outremer auf dieses Symbol, wenn er in eine Schlacht zieht«, wusste Stephano leise zu berichten, während sie de la Trenta über den Hof folgten.
    »Und? Hat’s was genützt?« Tanner grinste provozierend, schwieg aber sofort wieder, als er bemerkte, dass seine gotteslästerliche Einstellung nicht das war, was man hier hören wollte.
    Gero war nicht sicher, ob er darauf etwas erwidern sollte. Zumal de |575| la Trenta ihnen allen einen mahnenden Blick zuwarf, weil an diesem Ort ein noch strengeres Schweigegebot herrschte als sonst und niemand etwas sagen durfte, der nicht ausdrücklich von seinem Vorgesetzten Redeerlaubnis erhalten hatte. Tramelay hatte sich mit seinen Offizieren an die Spitze des Zuges gesetzt und marschierte auf die Anmeldung zu, ein schlichtes Holzpult, hinter dem ein Bruder der Verwaltung stand, der sich zu jedem Ankömmling Notizen machte. Vor dem Pult hatte sich eine längere Schlange gebildet, und offensichtlich wurde der Großmeister der Templer bei der Eintragung bevorzugt, der Rest musste jedoch geduldig abwarten, bis er an die Reihe kam.
    Gero nutzte die Zeit, um sich umzuschauen. Während sein Blick über die mehrstöckigen Gebäude wanderte, überlegte er, ob Tanner vielleicht recht hatte, wenn er die Wirkung des Kreuzes anzweifelte. In gut dreißig Jahren würde Balduins Sohn Jerusalem an Saladin verlieren, obwohl ihm das Kreuz auch dann zur Seite stehen würde. Ein bitterer Einschnitt, was den Machterhalt der Christen in diesem Land betraf, und Gero fragte sich immer noch, ob Gott sie dadurch von ihrem Hochmut hatte erlösen wollen.
    Unter Beifall und Hurrarufen aller Anwesenden trat der König ins Freie, um die neuangekommenen Templer zu begrüßen. Balduin von Jerusalem war ein ausgesprochen gut aussehender Mann. Gekleidet in die Ehren-Chlamys eines Templers, war er mindestens genauso groß wie Gero. Sein blondes Haar war dicht und reichte ihm bis auf die Schulter. Sein Bart über dem breiten Kinn war kurz und gepflegt. Er besaß die klaren, grünblauen Augen seiner Mutter, aber im Gegensatz zu ihr einen vollen, breiten Mund. Wenn er sprach, zeigten sich seine wohlgeformten Zähne und tiefe Grübchen in den Wangen, wenn er lachte. Die Stimme war kraftvoll und sein majestätisches Auftreten dem eines Königs überaus würdig. Alles in allem ein junger Mann in den besten Jahren, der sein Amt zu genießen schien.
    Hinter ihm schob sich ein pickliger, etwa sechzehnjähriger Bursche vor, der nicht weniger prachtvoll gekleidet war. Sein dunkles, schulterlanges Haar hatte einen Stich ins Rötliche, ebenso wie sein Gesicht, dessen Haut allem Anschein nach empfindlich auf die Sonne reagierte. Aus den Tuscheleien eines Nebenmannes erfuhr Gero, dass es sich um Aimery I. handelte, Balduins sechs Jahre jüngeren Bruder, den er vor zwei Jahren mit der Grafschaft Jaffa belehnt hatte.
    |576| Balduin kümmerte sich nicht um seinen Bruder, sondern begrüßte Tramelay mit einem herzlichen Lächeln, und es schien, als ob die beiden recht vertraut miteinander wären. Tramelay stellte ihm die neueingetroffene Truppe vor, und Gero entging nicht, wie der Großmeister dem König etwas zuflüsterte und dessen Blick auf Gero und seine Männer lenkte. Balduin wirkte plötzlich nachdenklich, als er sich ans bärtige Kinn fasste, anstatt etwas zu erwidern, doch im nächsten Moment lächelte er schon wieder

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