Die Rueckkehr der Templer - Roman
sich auf, um zu schauen, was die anderen machten.
Khaled hatte die Tiere gesattelt, und Struan schärfte sein Schwert. Wie er es tat, verbissen und mit zusammengekniffenen Lippen, verriet seine Anspannung. Es musste schrecklich sein, wenn man sich ernsthaft um sein geliebtes Weib sorgte.
Lyn hatte sich ebenfalls umgezogen. Sie trug einen rosafarbenen Seidenkaftan und eine lange, weit geplusterte Hose. Ihre veilchenblauen Augen leuchteten regelrecht hinter dem gleichfarbigen Schleier. Nur wenn die Sarazenen keine richtigen Männer waren, würden sie auf diese Aufmachung nicht hereinfallen.
Khaled schnaubte verächtlich, als Arnaud den Frauen seine offene Bewunderung zeigte.
»Wir gehen auf keine Hochzeit«, bemerkte er abfällig. »Wir haben eine Verabredung mit dem Tod.«
»Wie weit ist es noch bis Askalon?«, fragte Arnaud. Er wollte dem Gespräch eine harmlosere Wendung geben.
»Gut zwei Stunden zu Pferd.« Khaled sah ihn nicht an, sondern schulterte sein Gepäck und die Waffen, um sie zu den Kamelen zu tragen. Arnaud wollte ihm helfen, doch er winkte ab.
»Das heißt, bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Stadt?«
»Ja, aber bis dahin kann noch so manches geschehen«, erwiderte Khaled und runzelte die Stirn. Mit einem Ruck zog er einem der Kamele den Sattelgurt enger um den Bauch. Das Tier protestierte mit einem Blöken und tänzelte unruhig hin und her.
»Und wie willst du vorgehen?« Arnaud hatte gehofft, dass Khaled seine weitere Planung mit ihnen besprechen würde. »Oder willst du alles mit dir allein abmachen?«
Struan war hinzugekommen. Auch er erwartete anscheinend nähere Erläuterungen, wie es nun weitergehen sollte.
»Wenn ich einen Alleingang geplant hätte, wären wir jetzt nicht gemeinsam |579| hier.« Khaled seufzte und hielt einen Moment in seinen Bemühungen inne, das Geschirr der Tiere zu überprüfen.
»Also, ich habe beschlossen, dass Arnaud offiziell unser Anführer sein wird«, erklärte er zur Überraschung aller. »Du sprichst ein verständliches Arabisch, und von den Fatimiden hat dich noch keiner zu Gesicht bekommen. Struan wird dein Leibwächter sein, dem man einst wegen eines grausamen Vergehens die Stimme genommen hat. Das lässt ihn als deinen Beschützer umso gefährlicher wirken und erklärt, warum er nicht antworten kann. Ansonsten hätten wir ein Problem, weil er die Sprache des Propheten nicht spricht, was spätestens bei den Gebeten erwartet wird. So reicht es, wenn er die Lippen bewegt.«
»Wir sollen eure heidnischen Gebete aufsagen? Ich glaube, ich habe mich verhört!« Struans Brauen zogen sich über seinen schwarzen Augen zusammen.
Khaleds Blick richtete sich auf den riesigen Schotten, der ihn betrachtete, als ob er den Verstand verloren hätte. »Zu Allah beten tut nicht weh, hörst du?« Langsam verlor er die Geduld. »Viel schlimmer ist, dass Er euer Gebrabbel ertragen muss. Aber du kannst ja gerne versuchen, den Fatimiden das ›Gegrüßest seiest du Maria‹ näherzubringen.« Er grinste spöttisch. »Mal schauen, wie lange wir das überleben.«
»Und was machst du?« Arnaud konnte seine Verblüffung über diese Entwicklung nicht verbergen.
»Ich werde euer Diener sein. Es macht mich unauffällig, weil niemand einem Diener Beachtung schenkt. Das ist wichtig, weil ich zwar bis auf den kurzen Kinnbart glatt rasiert bin und einen halbwegs vernünftigen Anblick biete, aber genau das könnte mir auch zum Verhängnis werden, wenn mir die falschen Leute über den Weg laufen. Ich weiß nicht, ob auf der Festung nicht doch jemand weilt, der mich wiedererkennen könnte.«
»Wer sollte das sein?« Lyn schaute ihn fragend an.
»Es gab da einen fatimidischen Offizier, sein Name war Abu Aziz Maulā. Er war es, der uns in Damaskus gefangen genommen hat. Meinen Bruder Mahmud hat er vor meinen Augen zu Tode foltern lassen. Er hatte eine Menge Helfer, die ihm bei seinen teuflischen Spielchen zur Seite standen. Später habe ich den Mann und seine Schergen nie wiedergesehen. Was nicht unbedingt bedeutet, dass sie inzwischen von der Hölle verschluckt worden sind.«
|580| Lyn berührte Khaled sacht am Arm. »Du hast mir nicht erzählt, dass Mahmud im Kerker gestorben ist«, sagte sie leise. »Es tut mir leid, dass du das mitansehen musstest.«
»Ich habe noch ganz andere Dinge mitansehen müssen«, entgegnete er hart. »Aber ich werde diese Geister erst wecken, wenn sie mir nützlich sind.«
Was König Balduin mit seiner zweideutigen Bemerkung gemeint
Weitere Kostenlose Bücher