Die Rueckkehr der Templer - Roman
hin. Dort wollte er einen Ort inspizieren, der sich Baala nannte. Angeblich standen dessen Bewohner im Verdacht, die Fatimiden zu unterstützen, indem sie Waffenschmugglern aus Damaskus Unterschlupf gewährten.
Während die Truppe durch zerklüftete Felsen und ausgedörrte Wadis ritt, in denen sich im Winter das Wasser staute, erklärte der Portugiese den Neuen, von welchen Gefahren man in dieser Gegend ausgehen durfte, angesichts der zahlreichen Höhlen und der hier üblichen Waldbestände aus uralten Olivenbäumen, Weihrauchsträuchern, Pinien und Zypressen, in denen nicht selten Verstecke von Aufständischen und Schmugglern lagen.
»Wir wissen, dass die Bevölkerung der Dörfer rund um Askalon unter dem Einfluss ihrer fatimidischen Wurzeln die Heiden bei der Beschaffung von Waffen und Lebensmitteln unterstützt«, bemerkte er abschätzig. »Diese Zuneigung zum Feind gilt es mit Stumpf und Stiel auszurotten. Deshalb schickt uns Tramelay im Auftrag des Königs beinahe täglich auf Patrouille.« Er stieß ein unechtes Lachen aus. »Nur wenn sich die Heiden vor uns noch mehr fürchten als vor den Fatimiden, können wir sicher sein, dass sie auf unserer Seite stehen.«
Gero schwante nichts Gutes, als sie von weitem auf eine Ansiedlung mit geschlossenen Flachbauten und halboffenen Scheunen aus weiß getünchtem Lehm zuhielten. Auf dem freien Platz in der Mitte des Dorfes tummelten sich ein paar Knaben, die mit lautem Gelächter einer Horde Ziegen hinterherstoben. Eine alte Frau kam mit einem Besen hinzugehumpelt und versuchte vergeblich einen der Jungen mit ausladenden Schlägen zu erwischen. Die Jungs rannten lachend in alle Richtungen und begannen ihr Spiel von neuem, indem sie die Verfolgung der Ziegen wieder aufnahmen.
Der Wind wehte aus südwestlicher Richtung, und die Frau, die viel zu beschäftigt damit war, der ungezogenen Bande Herr zu werden, bemerkte die Truppe von acht martialisch gerüsteten Templern auf ihren temperamentvollen Hengsten erst, als sie so weit herangekommen waren, |583| dass die riesige Staubwolke, die sie hinter sich herzogen, nicht mehr zu übersehen war. Für einen Moment von der Sonne geblendet, hielt die Frau inne und wischte sich über die Augen, als ob sie ihnen nicht trauen wollte.
Von plötzlicher Panik ergriffen, blieb sie wie erstarrt stehen und stieß einen spitzen Schrei aus, mit dem sie die restlichen Dorfbewohner alarmierte.
Die Jungen reagierten sofort, indem sie zu den Hütten stürmten und hinter den halbgeöffneten Türen verschwanden.
De La Trenta gab seinem Hengst die Sporen und verdoppelte damit das Tempo der Truppe. Wie eine Lawine aus Pferden und Rittern walzten sie die eben noch vollkommen friedlich wirkende Dorfstraße hinunter. Dabei übersprang de la Trenta mit seinem Hengst mühelos eine halbhohe Mauer, die das Dorf umgab.
Die Alte selbst hatte es aus Angst um ihre Ziegen nicht geschafft, sich rechtzeitig in ihrer Hütte zu verschanzen. Der Kommandeur umkreiste die schmächtige Frau mit seinem Pferd, die schweren Hufe des steigenden Tieres eine Armlänge von ihrem knochigen Körper entfernt. Die Alte drehte sich in immer wilder werdender Verzweiflung, bis sie sich vollkommen entrückt auf den Boden warf und lautstark zu schluchzen begann.
Gero sprang von seinem Hengst und stellte sich wie ein Bollwerk mit erhobenen Händen vor die weinende Frau.
»Lasst sie in Ruhe«, herrschte er de la Trenta an. »Sie ist alt und krank. Ihr bringt sie um! Wie wollt Ihr für Euch in Anspruch nehmen, ein Christ zu sein?«
De la Trenta sah Gero aus hasserfüllten Augen an. »Aus dem Weg, Bruder Gerard!«, herrschte er ihn an und zog sein Schwert. Seine Vertrauten, ein syrischer Turkopole christlichen Glaubens, ein Spanier aus Navarra und der junge Bannerträger aus Marseille, ritten derweil über den Hof, immer näher an den Häusern vorbei. Gero und seinen Männern offenbarte sich wenig später, warum de Quily auf die Mitnahme des Morgensterns bestanden hatte. Unvermittelt schlugen de la Trentas Leute auf die inzwischen fest verschlossenen Holztüren ein, bis sie splitternd nachgaben und sich mit einem knarrenden Geräusch öffneten.
Johan erkannte sofort, dass die Sache eskalieren würde, wenn er |584| Gero nicht beistand, und auch Stephano war halb aus dem Sattel, als de la Trenta gegen Gero und die alte Frau mit dem Schwert ausholte.
Mit einem gewagten Sprung riss Johan den Kommandeur von seinem Pferd, während Stephano dem Portugiesen mit einem gezielten Hieb das
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