Die Rueckkehr der Templer - Roman
korpulenten Waffenknecht.
Khaled weigerte sich unterdessen strikt, den Kelch herauszurücken, jedenfalls nicht, bevor er selbst das Geheimnis des Artefakts gelüftet hatte. Das Interesse von Rona und Lyn war Hannah bisher rätselhaft geblieben, aber vielleicht erhofften die beiden sich von dem Kelch und seinem Geheimnis eine Art Wunder, das ihre Chancen auf eine baldige Heimkehr erhöhte.
Hannah überlegte, ob dieses Wunder auch sie selbst und ihre Leidensgenossen wieder dorthin zurückbringen konnte, wo sie hergekommen waren. Ansonsten musste ihnen ein verdammt guter Trick einfallen, wie sie Tom in knapp eintausend Jahren den im Kelch befindlichen Kristall zuspielen konnten.
Gemeinsam mit Gero und den anderen tauchte Hannah in den erlösenden Schatten der Bäume ein. Sie musste dringend etwas trinken und sich ausruhen. Immerhin war sie im zweiten Monat schwanger. Die Zunge klebte ihr am Gaumen, und der Rücken schmerzte.
Als die Schritte der Pferde sich verlangsamten, reichte Gero ihr einen Wasserschlauch aus Ziegenleder herüber, ganz so, als ob er ihre Nöte erkannt hatte. Sein Blick, als sie zurückhaltend trank, war seltsam entrückt.
»Ist es wirklich wahr?«, fragte er leise, nachdem Arnaud sie in eine versteckte Schlucht geführt hatte, wo Einheimische im Laufe der Jahrhunderte unzählige Höhlen in die hohen Kalksandsteinfelsen gehauen hatten.
Gero ritt so dicht neben ihr, dass er ihr wie zufällig die flache Hand auf den Bauch legen konnte. Trotz aller widrigen Umstände huschte ein Grinsen über sein Gesicht. »Wir bekommen wirklich ein Kind?«
|664| »Ich hatte Angst, du würdest mir Vorwürfe machen.« Hannah lächelte tapfer zurück, wenn auch etwas gequält. Stunde um Stunde, die sie in dieser Zeit verbrachte, wurde ihr mehr bewusst, dass es für ein Neugeborenes wohl kaum eine feindlichere Umgebung geben konnte.
»Warum sollte ich?«, erwiderte er. »Wenn Gott es so gewollt hat, werden wir dieses Geschenk mit Freuden annehmen.« Geros liebevolles Lächeln erlosch, als ein hochgewachsener Mann aus dem Schatten eines Granatapfelbaumes hervortrat. Er trug einen golden blitzenden Krummsäbel an seiner Hüfte, und sein ebenmäßiges, stolzes Gesicht, umrahmt von schwarzen, schulterlangen Haaren, wirkte nicht gerade einladend. Erst als der Mann Arnaud erkannte, entspannten sich seine Züge, und er gab seine kriegerische Haltung auf.
Hannah hatte ihn sofort erkannt, aber Gero hatte den Assassinen bisher nur einmal flüchtig gesehen, wie Arnaud ihr erzählt hatte.
Khaled begrüßte die Neuankömmlinge mit dem ihm eigenen
»assalāmu ’alaikum«.
Dabei legte er die Rechte auf sein Herz und verbeugte sich leicht.
Dass Gero ihm misstraute, konnte Hannah mühelos erkennen. Doch zumindest gingen sie höflich miteinander um, nachdem Khaled sie in die Höhle hineingeführt hatte.
Die Begrüßung mit den anderen fiel weitaus herzlicher aus.
Freya stürmte Johan, kaum dass er sich seines Helms und seiner Handschuhe entledigt hatte, mit einer Wucht entgegen, dass es ihn von den Füßen hob. Die Begine auf seinem Schoß, landete er unsanft auf dem Hintern. Sie küssten sich so leidenschaftlich, dass Arnaud sich genötigt sah, amüsiert Beifall zu klatschen. »Und wer küsst mich?«, fragte er und grinste Rona von der Seite an, wobei sie sich ein seltenes Lächeln abrang und verlegen die Lider senkte.
Gero hob eine Braue und betrachtete Rona und ihre Schwester eingehend.
»Wir haben wohl einiges verpasst während unserer Abwesenheit«, bemerkte er, den Blick fragend auf Hannah gerichtet, die ihm daraufhin die beiden Frauen vorstellte, die, ohne es zu wissen, über ihr Schicksal entschieden hatten.
Danach ging er auf Struan zu und begrüßte ihn mit einem überkreuzten |665| Handschlag, bevor er Amelie eine herzliche Umarmung zuteilwerden ließ. Tanner und Anselm kümmerten sich unterdessen im hinteren Teil der Höhle um Stephano. Seine Beinverletzung hatte sich trotz eines neuen, sauber angelegten Verbands entzündet. Lyn hockte auf Knien neben dem blonden Templerbruder und unterzog dessen tiefe Fleischwunde einer Analyse mit ihrem Armband, um Gero zu zeigen, wo das Problem lag.
»Einige wichtige Muskeln sind betroffen, und die Umgebung zeigt bereits den Befall mit Bakterien«, stellte sie fest. »Er benötigt dringend ein Medikament, das ihm hilft, die Entzündung zu bekämpfen, sonst könnte es noch schlimmer werden und zu einer Blutvergiftung kommen.«
Gero und seine Kameraden hatten inzwischen
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