Die Rueckkehr der Templer - Roman
Kelch an wen auch immer abtreten, bevor wir nicht selbst das Geheimnis ergründet haben.«
»Ich denke, Khaled weiß nun, wo der Schatz begraben liegt, und Gero hat immerhin eine Ahnung«, warf Hannah dazwischen. »Also, warum geben wir dem alten Templer nicht einfach, was er haben will? Dann übernehmen wir Hertzberg und den Jungen und reiten dorthin, wo wir das Geheimnis lüften können?«
Khaleds bernsteinfarbene Augen nahmen einen rebellischen Ausdruck an.
»Erstens benötigen wir den Kelch, um den genauen Platz zu finden, und zweitens hätte Montbard alle Zeit der Welt, uns eine Armee von Templern hinterherzuschicken, um uns als Mitwisser töten zu lassen, bevor wir auch nur einen Fuß auf den Sinai gesetzt haben. Wenn er den Kelch besitzt, benötigt er uns nicht mehr. Solange er ihn nicht in Händen hält, muss er sich berechtigte Sorgen machen, dass wir den Kelch – auf welche Weise auch immer – vernichten könnten und damit das Geheimnis für immer unauffindbar machen.«
»Glaubst du, zu so etwas wäre Montbard fähig?« Johan schaute Khaled zweifelnd an, doch der lachte nur.
»Wie kann ein gestandener Ritter, noch dazu ein Templer, wie du es bist, so naiv sein«, raunte er kopfschüttelnd. »Bruder André ist im Sternzeichen des Skorpions geboren. Er ist ein gerissener Hund, dem nichts fremd ist, wenn es um die Abgründe der menschlichen Seele geht. Obwohl ich ihn und seine freizügigen Ansichten schätze, ist mir das bei unserer Unterredung im Palast wieder einmal bewusst geworden. Wenn es um die Durchsetzung seiner Ideen – sprich der Ideale des Hohen Rates – geht, nimmt er jede Sünde in Kauf. Er lügt, betrügt, |670| nimmt Geiseln, betört dümmliche Weiber und geht über Leichen. Kurz, die Zehn Gebote, die Gott Moses offenbarte, sind ihm ziemlich egal.«
Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen.
Gero kniff die Lippen zusammen. Ihm war anzusehen, wie es hinter seiner breiten Stirn arbeitete, weil ihn das Schicksal von Matthäus nicht losließ. »Ich muss den Jungen zuvor aus den Händen dieser Aasgeier befreien«, murmelte er. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihm etwas zustößt.« Das Wort »Sterben« wollte ihm nicht über die Lippen kommen. Zu groß war die Angst, den Tod des Jungen durch sein unbedachtes Verhalten provozieren zu können. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass ihre Widersacher den Jungen in die Sklaverei verkauften, aber das würde in etwa aufs selbe hinauslaufen. Er schluckte schwer, und sein Blick fiel auf Hannah, der ein schmerzliches Seufzer entwich. Matthäus war zwar schon dreizehn und in Geros Augen beinahe erwachsen, aber er gehörte zu ihrer kleinen Familie wie ein eigenes Kind.
»Und was wird mit Hertzberg?« Tanner, der die Entwicklung der vergangenen Tage rund um den Kelch mit Erstaunen zur Kenntnis genommen hatte, glaubte sich offenbar für seinen einzigen Verbündeten einsetzen zu müssen.
»Werdet ihr euch jetzt an uns rächen, für das, was Lafour euch im Auftrag unseres Präsidenten angetan hat?« Tanner brachte die Dinge mit entwaffnender Offenheit auf den Punkt. »Ich meine, wo Hertzberg und ich ja offensichtlich die eigentlichen Bösen in diesem Spiel sind.«
»Red keinen Unsinn, Jack.« Gero legte ihm versöhnlich eine Hand auf die Schulter. »Du hast dir alle Mühe gegeben, uns zu helfen. Außerdem bist du auch nur ein Befehlsempfänger, wie wir alle es einmal waren – oder noch sind. Dass ich Hertzberg unerwähnt gelassen habe, liegt vor allem daran, weil mir der Junge weitaus wichtiger ist.«
»Ich denke, uns würde es trotz der Vorgeschichte leidtun, wenn Hertzberg etwas geschieht«, fügte Hannah hinzu. »Aber er ist ein alter Mann, und Matthäus hat sein Leben noch vor sich.«
»Was hast du vor?« Khaled hatte die Konversation in einer Mischung aus Altfranzösisch und Deutsch, so gut es ging, verfolgt. Er konnte sich denken, dass Gero sich weder das Geheimnis des Kelches noch den Jungen entgehen lassen wollte. Und er würde darum kämpfen, falls er, Khaled, eine andere Meinung vertreten sollte.
»Ich werde noch heute Abend als einheimischer Händler getarnt |671| nach Gaza reiten«, erklärte Gero bestimmt. »Dort werde ich Montbard vor ein Ultimatum stellen. Er bekommt den Kelch, wenn er mir vorher den Jungen überlässt und – doch erst, nachdem wir selbst das Geheimnis des Kelches ergründet haben.«
»Ich komme mit.« Arnaud baute sich vor Gero auf, als ob er ihn im Zweifel persönlich davon abhalten würde,
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