Die Rueckkehr der Templer - Roman
ein solches Risiko alleine einzugehen. Struan nickte bedächtig, und mit einem entschlossenen Blick hin zu Amelie sagte er: »Ich werde meinen Bruder ebenfalls begleiten. Wenn Khaleds Vermutungen zutreffen und Montbard eine List im Schilde führt und dich ebenfalls festsetzen lässt, sind wir keinen Schritt weiter.«
»Selbst wenn er mich festsetzen würde, hätte er keinen Gewinn, wenn ihr ohne mich und den Jungen losreitet. Aber wenn er gleich drei Leute von uns erwischt, sieht die Sache schon anders aus. Warum, glaubst du wohl, ist es üblich, einen Unterhändler alleine zu schicken, anstatt gleich eine ganze Horde?«, fragte Gero. »Hast du dir darüber schon einmal Gedanken gemacht?«
»Weil bei Nichtgefallen des Angebotes nur einer den Tod findet und nicht alle drei«, gab Johan stellvertretend für die anderen zur Antwort.
»Genau«, bestätigte Gero mit grimmiger Genugtuung. »Und deshalb werde ich alleine gehen. Entweder Montbard folgt meinen Forderungen und ich bekomme den Jungen, oder er und seine Hintermänner können sich den Kelch sonst wohin schieben. Daran würde auch eure Gesellschaft nichts ändern.«
Hannah half Gero Kettenhemd und Templerchlamys gegen ein unauffälligeres Gewand zu tauschen. Als sie seinen durchgebluteten Verband am rechten Oberarm betrachtete, seufzte sie. »Es sieht viel schlimmer aus, als ich dachte«, sagte sie leise. »Freya soll deine Armwunde wenigstens noch mal ordentlich verbinden.«
Gero ließ sich nicht anmerken, ob er Schmerzen hatte. »Im Vergleich zu Stephanos Verletzung ist das ein Kratzer«, wiegelte er die Besorgnis der Frauen ab.
Lyn analysierte den Schnitt, ähnlich wie bei Stephano. »Du solltest die Wunde wenigstens mit irgendetwas desinfizieren«, riet sie Freya, die sich bereits bei Stephano einer Essigflasche bedient hatte, deren Inhalt zum einen zum Auswaschen von Wunden genutzt wurde, zum anderen, mit Wasser verdünnt, als schmackhafte Erfrischung diente. |672| Gero biss auf die Zähne, als sie mit der unverdünnten Version die Wunde gründlich spülte und anschießend eine doppelt gefaltete Mullbinde daraufdrückte, um die Verletzung anschließend mit frischen Leinenstreifen zu verbinden.
»Gut gemacht, Mädchen«, sagte Gero augenzwinkernd. »Was täten wir ohne dich.« Zum Dank drückte er Freya einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Anschließend schlüpfte er in die braunen Hosen und den schneeweißen Kaftan, die Johan ihm aus den Satteltaschen geholt hatte.
Nachdem er seine Stiefel übergezogen hatte, sah er auf und blickte Hannah in die Augen. Er umarmte sie fest und wandte sich dabei ein wenig von den anderen ab. Er küsste sie lange und intensiv, und sie spürte, wie sein Herz schlug, gleichmäßig und kräftig.
»Ich werde den Jungen frei bekommen, ich verspreche es dir und unserem Kind«, versicherte er ihr mit rauer Stimme und strich ihr über den noch flachen Bauch.
Hannah kämpfte mit den Tränen. »Pass auf dich auf«, flüsterte sie mit bebender Stimme, als er zu den Pferden marschierte und eines der Tiere ohne Brandzeichen bestieg, das aus den geheimen Stallungen der Königin stammte. Zaumzeug und Sattel waren mit farbenprächtigen Troddeln versehen, wie es hierzulande bei reichen Adligen und Händlern üblich war. Von weitem würde ihn niemand für einen Soldaten halten.
Arnaud gab Gero noch eine gut gefüllte Kalebasse mit Wasser, und Khaled fügte einen Beutel mit getrockneten Datteln hinzu, die er noch aus ihrem Vorrat übrig hatte. »Damit du nicht auf die Gastfreundschaft deiner Ordensbrüder angewiesen bist«, sagte er mit einem ironischen Grinsen.
»Deren Verpflegung war ohnehin nicht empfehlenswert«, witzelte Johan, doch auch ihm war anzusehen, dass er sich in Wahrheit ganz andere Sorgen machte.
»Wenn ich zum Anbruch der Nacht nicht zurück sein sollte«, sagte Gero, »müsst ihr ohne mich und den Jungen aufbrechen. Denn dann könnt ihr getrost davon ausgehen, dass man euch bis zum Jüngsten Gericht jagen wird.«
»Denk dran«, flüsterte Hannah, als sie zum Abschied noch einmal seine Hand drückte, »es gibt da noch jemanden, der auf deine Rückkehr wartet.«
|673| Dichter Rauch lag über der steinigen Ebene vor Askalon, als Gero, von der untergehenden Sonne geblendet, am Hauptlager der Franken vorbei in Richtung Gaza ritt. Überall auf dem Schlachtfeld hatte man Feuer entzündet. Es stank nach verbranntem Fleisch, menschlichem Fleisch. Er hatte diesen Geruch schon öfter in der Nase gehabt, wenn man in
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