Die Rueckkehr der Templer - Roman
an.
»Löscht das Feuer!« Khaled, der nach draußen gegangen war, um sich zu erleichtern, stürmte zur Höhle hinein und wartete nicht ab, bis jemand seinen Befehl ausführte, sondern zertrat die spärliche Flamme.
»Hey, was soll das?«, fragte Tanner, der Khaled immer noch misstraute.
»Fatimiden«, antwortete der Assassine knapp.
Struan, Arnaud und Johan zogen ihre Schwerter und begaben sich zum Ausgang, wo der aufgehende Mond ein wenig Licht spendete.
Im Flüsterton forderte Khaled seine Begleiter auf, ihre Sachen zusammenzupacken. »Wir müssen davon ausgehen, dass sie nach uns suchen«, erklärte er. »Abu Aziz ist an ihrer Spitze. Nachdem die Franken |685| so ruhmreich besiegt worden sind, muss er im Moment nicht befürchten, von ihnen angegriffen zu werden. Man darf getrost davon ausgehen, dass er der neue Wesir werden möchte, und seine Chancen stehen gar nicht so schlecht, wenn er dem aufgebrachten Mob die Köpfe der Mörder seines Vorgängers auf einem goldenen Tablett serviert.«
»Und wo sollen wir hin?«, fragte Arnaud und sprach damit aus, was die anderen dachten. »Außerdem ist Gero noch nicht zurückgekehrt. Wir können nicht einfach verschwinden, ohne ihm eine Nachricht zu hinterlassen.«
»Wenn Abu Aziz unsere Spur verfolgt«, stieß Khaled warnend hervor, »und uns hier findet, sind wir alle des Todes. Er führt mindestens fünfzig Krieger mit sich. Selbst wenn jeder von uns ein ausgebildeter Kämpfer wäre, kämen wir gegen eine solche Übermacht nicht an.«
Khaled dachte einen Moment lang nach. »Gero weiß, dass wir uns Richtung Süden wenden und die Grenze nach Ägypten am Gabal al-Sabha passieren müssen. Er braucht uns nur zu folgen.«
Hannah protestierte lautstark. »Gero kennt sich in dieser Gegend nicht aus. Bis zum Sinai gibt es Hunderte Berge und Täler. Was ist, wenn er sich ohne uns in der Wüste verirrt?«
»Wir könnten versuchen, uns Abu Aziz und seinen Leuten entgegenzustellen«, brummte Struan, doch Arnaud winkte ab. »Denk an unsere Frauen. Im Gegensatz zu Rona und Lyn können sie sich wohl kaum gegen eine solche Übermacht zur Wehr setzen. Was wäre, wenn sie erneut in Gefangenschaft geraten? Nein«, er schüttelte den Kopf, »das ist zu gefährlich. Ich bleibe hier und warte auf Gero. Zu zweit kann man sich besser gegen wilde Tiere und Räuber zur Wehr setzen. Wir folgen euch dann so schnell, wie wir können.«
»Räuber? Wilde Tiere?« Hannah glaubte, den Verstand zu verlieren.
»Ich bleibe auch hier und werde dir Gesellschaft leisten«, erklärte Rona. Sie würde Arnaud nicht einfach seinem Schicksal überlassen, dafür mochte sie ihn inzwischen zu sehr.
»Schön«, sagte Hannah, »dann wären wir schon zu dritt.«
»Soll das heißen, du willst auch hier auf ihn warten?« Anselm hatte sich mit einem erstaunten Gesicht von Stephanos Lager erhoben.
»Klar, wieso nicht?«, antwortete sie. »Du würdest Stephano ja auch nicht einfach hier liegen lassen, oder irre ich mich da?«
»Das ist doch ganz etwas anderes«, setzte sich Anselm zur Wehr. »Er |686| ist schwer verletzt, ihn alleine zurückzulassen wäre ein Akt der Barbarei.«
Hannah ging nicht näher auf das Verhältnis zwischen den beiden ein. Anselm und der blonde Templer aus der Nähe von Reims waren inzwischen gute Freunde geworden, aber vielleicht waren sie auch schon mehr als das.
»Es ist besser, wenn du mit uns kommst«, sagte Johan, der sich Khaled anschloss, nicht weil er Angst um sich selbst hatte, sondern weil er wusste, dass weder Freya noch Amelie zur Flucht zu bewegen sein würden, wenn sie ihre Männer nicht an ihrer Seite wussten. Auch Struan schien ein Einsehen zu haben.
Eilig packte die kleine Gruppe ihre Sachen zusammen. Anselm half dem fiebernden Stephano auf eines der Kamele, während die anderen die Pferde sattelten. Khaled ließ Arnaud und den Frauen zwei Pferde zurück, weil sie selbst nicht genug Tiere hatten, um jedem ein eigenes Pferd oder Kamel zu überlassen.
Hannah fror, obwohl die Nacht verhältnismäßig lau war, nachdem sie sich von Freya, Amelie und den anderen verabschiedet hatte.
Arnaud, der mit ihr und Rona zurückgeblieben war, übernahm die Rolle des Beschützers, indem er Hannah tröstend in den Arm nahm und ihr Mut zusprach, dass Gero wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Gemeinsam mit Rona, die wegen ihrer besonderen Fähigkeiten bei Nacht alles weitaus besser im Blick hatte, postierten sie sich auf einem Felsüberhang oberhalb der Höhle.
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