Die Rueckkehr der Templer - Roman
Hannah schrak zusammen, als sie in der Ferne das Fauchen eines wilden Tieres hörte und das Jaulen eines Wüstenschakals, der in dieser Zeit in Israel und Ägypten so häufig vertreten war wie der Wolf in Mitteleuropa. Dass es auch Löwen gab, wusste sie von Rona, die ihr von Arnauds Zustand erzählt hatte, als er mit beinahe tödlichen Bisswunden im Lazarus-Kloster aufgetaucht war.
»Was ist, wenn Gero von einem wilden Tier angefallen wurde?« Hannah glaubte kaum atmen zu können, so sehr beunruhigte sie dieser Gedanke.
»Ich glaube, die Menschen hier sind gefährlicher als die Tiere«, brummte Arnaud, aber trösten konnte er sie damit nicht.
»Da kommt ein Reiter«, stellte Rona unvermittelt fest. »Aber ich kann |687| nicht sehen, ob es Gero ist. Und Khaled hatte recht«, fuhr sie fort. »Von Askalon nähert sich ein Kontingent weiterer Reiter. Und es sieht ganz danach aus, als ob der einzelne Reiter von weiteren verfolgt würde.«
»Wir sollten die Pferde klarmachen«, empfahl Arnaud. »Wir können unmöglich hier bleiben.«
»Heißt das, ihr wollt Gero nun doch im Stich lassen?« Hannah spürte all ihre Hoffnungen schwinden.
»Es heißt, dass wir dem Weg der Vernunft folgen«, erwiderte Arnaud. »Gero hat nichts davon, wenn wir in ein Scharmützel hineingeraten.«
Widerwillig folgte Hannah den beiden zu den Pferden. Nur ungern ließ sie sich von Arnaud auf den nervös tänzelnden Araber helfen.
»Wir könnten Gero eine Nachricht hinterlassen.« Hannah klammerte sich an jeden Strohhalm.
»Und was sagen wir ihm?« Arnaud hatte sich hinter ihr in den Sattel geschwungen.
»Dass wir vorausgeritten sind.«
»Das kann er sich denken, wenn er uns nicht antrifft.«
»Aber so denkt er vielleicht, dass uns etwas zugestoßen sein könnte!« Hannah ließ nicht locker.
Arnaud kniff die Lippen zusammen und seufzte. »Was willst du tun?«
»Ich schreibe ihm eine Botschaft in den Sand, direkt neben dem Feuer.«
»Also gut«, sagte Arnaud, »tu, was du nicht lassen kannst, aber beeil dich.« Er half Hannah vom Pferd und wartete mit Rona, die das zweite Pferd genommen hatte, vor der Höhle auf sie.
Arnaud hatte das Feuer bereits vor einer Weile ausgetreten, damit niemand Rückschlüsse ziehen konnte, wann sie die Höhle verlassen hatten. Hannah suchte sich ein Stück Holzkohle, und im fahlen Mondlicht begann sie, ihre Botschaft für Gero an die Höhlenwand zu kritzeln. Ob er sie finden würde, blieb fraglich.
Uns geht es gut,
schrieb sie in Deutsch.
Wir sehen uns …
»Komm!«, drängte Arnaud. Der Klang seiner Stimme reichte aus, um ihr zu zeigen, dass sie keine Sekunde länger warten durften. Ein metallisches Geräusch alarmierte sie. Arnaud hatte sein Schwert gezogen, wahrscheinlich weil auch er das dumpfe Klopfen der Hufe gehört hatte. Hannah ließ die Kohle fallen und rannte zu Rona, die ihr die Hand reichte, um sie auf ihr Pferd zu ziehen, damit Arnaud mehr |688| Handlungsspielraum blieb, falls es zu einem Kampf kam. Hastig zogen sie sich hinter den Felsen zurück.
Aus dem Augenwinkel sah Hannah, wie ein Reiter den Hügel hinaufstürmte und direkt auf die Höhle zuhielt. Dort verharrte er einen Moment, als ob er nach etwas suchen würde. Dann sprang er aus dem Sattel und rannte zum Eingang. »Hannah?«
»Gero«, stieß sie atemlos hervor, und obwohl sie einen Moment lang zweifelte, warf sie Arnaud einen auffordernden Blick zu. »Es ist Gero!«
Arnaud gab seinem Braunen zu verstehen, dass er getrost zur Höhle vorpreschen durfte. Als Gero ihn sah, rief er ihm leise Anweisungen zu.
»Heilige Mutter, ihr seid noch da!« Fließend schwang er sich auf den Rücken seines Pferdes. »Wo sind die anderen?«
»Hannah und Rona warten hinter dem Felsen«, gab Arnaud zur Antwort. »Was ist mit dem Jungen?«
»Das ist eine längere Geschichte«, antwortete Gero gehetzt. »Aber bevor ich alles erkläre, sollten wir schnellstens verschwinden. Unten vor dem Hügel tummeln sich nicht nur Fatimiden, sondern auch eine Abordnung von Bruder Berengars Verbündeten. Ich fürchte, sie haben meine Verfolgung aufgenommen, als ich aus Gaza fliehen musste.«
Hannah fiel ein Stein vom Herzen, als Gero an ihrer Seite auftauchte.
»Du lebst!«, stieß sie atemlos hervor.
»Was sonst?«, antworte er grinsend und gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass sie auf sein Pferd wechseln sollte.
»Die anderen sind vorausgeritten«, erklärte sie ihm, während er sie mit seinem starken Arm auf sein Pferd zog.
Als sie hinter ihm zu
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