Die Rueckkehr der Templer - Roman
Dunkeln saßen. »Und wie kam es«, bohrte er weiter, »zur Entwicklung des Timeservers, und warum seid ihr ausgerechnet in diese Epoche gereist?«
»Meinst du den Krieg oder das, was danach geschehen ist?« Ronas Stimme klang leicht provozierend, dabei schaute sie ihn nicht an, sondern |683| starrte weiter ins Feuer. Inzwischen wusste sie, dass Tanner zu denen gehörte, die im zwanzigsten Jahrhundert geboren worden waren, also zu jener Generation, die eher eine Verantwortung für den großen Krieg trug als alle Generationen zuvor.
»Alles«, antwortete Jack. Er fixierte sie mit einem so intensiven Blick, als ob er sie beschwören wollte, ja nichts auszulassen.
Leise und gefasst erzählte Rona ihre Geschichte. »Zuerst war da der Krieg zwischen den monotheistischen Religionen. Sie haben sich gegenseitig fertiggemacht bis hin zu einer atomaren Katastrophe. China, Russland und Indien haben sich zunächst aus der Sache herausgehalten und auf eine Chance gelauert, um die durch den Krieg freigewordenen Ressourcen übernehmen zu können. Russland hat versucht, mitzuspielen, musste dann aber, als die terroristischen Anschläge im eigenen Land zunahmen, zwangsläufig Partei für die Christen ergreifen, was wiederum dazu führte, dass die Wirtschaftsbosse des Landes endgültig die Regierung übernahmen. Hinzu kamen klimatische Probleme. Es gab große Temperaturschwankungen, bedingt durch einen Polwechsel und verstärkte Aktivitäten von Sonnenflecken. Das stürzte zusammen mit dem Krieg, der alles in der westlichen Welt zerstörte, die gesamten Wirtschaftssysteme vorübergehend ins Chaos. Die Folge war die Entstehung eines weltumspannenden, neuen politischen Systems, das die überlebenden, völlig entmündigten Erdbewohner in eine konsumabhängige Knechtschaft zwang. Um sie unter Kontrolle zu halten, pflanzte man ihnen bereits bei der Geburt diverse Kontrollchips ins Hirn. Somit konnte man sie jederzeit manipulieren. Damit niemand aus der Reihe tanzte, wurde eine Eliteeinheit geschaffen, die dafür sorgte, dass keiner diesen Kreislauf durchbrach. Lyn und ich wurden als Soldaten in sogenannten Brutfarmen gezeugt. Wir haben nie etwas anderes kennengelernt als den Kampf gegen die Rebellion und das Töten von systemuntreuen Subjekten.« Ihre Blicke wanderten über das Feuer hinaus, um die flackernden Schatten an der Wand zu beobachten, als ob dort alles noch mal in einem Film zu sehen sei. »Lion war Rebellenführer, er stand ganz oben auf der Vernichtungsliste der Neuen Welt. Er war es, der mich und meine Schwester und viele andere aus diesem Elend befreit hat. Er hat uns den Chip entfernt und uns damit unsere Gefühle zurückgegeben. Er besaß die Gabe, aus ehemaligen Biorobotern wieder Menschen zu machen. Er hat die Pläne für den |684| Server in einem versteckten Bunker der Amerikaner gefunden. Ohne ihn säßen wir jetzt nicht hier.«
Tanner räusperte sich. »Denkst du, wir könnten etwas an dieser Entwicklung ändern, wenn wir es schaffen, in meine Zeit zurückzukehren, und rechtzeitig etwas dagegen unternehmen?«
Rona wandte sich ihm nun doch zu. Ihre grünen Augen leuchteten unnatürlich. Als sie seine Irritation bemerkte, lachte sie leise. »Katzen-Gene – sie ermöglichen uns, auch bei stockfinsterer Nacht etwas sehen zu können«, erklärte sie, wohlwissend, dass die Genmanipulation zu seiner Zeit noch in den Kinderschuhen steckte. »Ich weiß es nicht, Jack«, fuhr sie fort. »Ich habe mich mehr als einmal gefragt, warum uns Lion ausgerechnet in diese Zeit geschickt hat und nicht achthundert Jahre später in eure. Dort hätten wir vermutlich viel direkter Einfluss nehmen können als in diesem Chaos, wo diese verblendeten Bibelfreaks jeden als Ketzer verurteilen, der nicht ihre kindische Unwissenheit teilen will.« Sie atmete tief ein und wieder aus. »Aber wer weiß das schon? Jetzt, wo wir ohnehin alle in der gleichen Scheiße sitzen.« Als sie aufschaute, bemerkte Jack zum ersten Mal, dass ihre Augen vollkommen gleich geschnitten waren und ihre Haut keinen einzigen Makel aufzeigte. »Vielleicht kann uns diese Bundeslade eine Antwort liefern.« Sie hob ihre Hand, um ihn auf ihr Armband aufmerksam zu machen. »Der Stein in dem Kelch hat eine enorm starke Frequenzstrahlung. In jedem Fall könnte eine naturwissenschaftliche Sensation hinter der Sache stecken. Wer weiß, vielleicht kann man damit sogar physikalische Grundsätze außer Kraft setzen. Wundern würde es mich nicht.« Sie lächelte ihn zum ersten Mal
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